„Als musikalisches Schmankerl“ stellte Irene Therese Tutschka, Sachgebietsleiterin der Kulturverwaltung des Landkreises, das kleine Format der Oper „Der Freischütz“ von Karl Maria von Weber den Seniorinnen und Senioren in der Lechsporthalle in Landsberg vor. „Musik am Nachmittag“ wurde 1996 von dem Unternehmer Erich Fischer als Dankeschön an ältere Menschen ins Leben gerufen. Seither wurden deutschlandweit mehr als 15.200 kostenlose Musiknachmittage für mehr als eine Million Zuhörer veranstaltet. Nun in Landsberg, wo eine Oper im Taschenbuchformat zu hören war.
Zusammen mit einem brillanten Streichquartett, Mamiko Miyazaki und Alex Vicar (Violine), Elisabeta Crnojevic (Cello) und Maestro Concertatore Johannes Erkes (Viola von Gaspara da Saló von 1610) sowie dem erstklassigen Akkordeonisten Alexander Kuralionok verzauberten vier professionelle Gesangssolisten mit großartigen Arien, Duetten, Terzetten oder im Finalquartett, auch in unterschiedlichen Rollen, das Publikum. Alle signifikanten Arien und maßgeblichen Szenen aus einem der meist aufgeführten, romantischen deutschen Bühnenwerke, durften Opernfans auf hohem künstlerischem Niveau genießen.
Nach der düster, unheilvollen Ouvertüre sowie zwischen den einzelnen Akten erklärte Johannes Erkes die Handlung der Oper, die kurz nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges spielt. Seine anschaulichen Erläuterungen, die er mit kleinen Requisiten, wie dem Papieradler für eine Freikugel untermalte, machten die Situation lebendig und gut vorstellbar. Das Drama, zu dem Friedrich Kind das Libretto schrieb, nimmt seinen Lauf, als sich Agathe, die Tochter des Försters und der Jägerbursche Max ineinander verlieben. Nach altem Brauch muss er vor der Heirat eine Bewährungsprobe bestehen und vor dem Fürsten und seiner Jagdgesellschaft mit einem Probeschuss seine Treffsicherheit beweisen. Der gute Schütze Max gerät immer mehr in Panik, denn es gelingt ihm kaum noch ein Treffer. Als er sogar das Wettschießen gegen den Bauern Kilian verliert, wird er verspottet.

Max ist kein strahlender Held, doch die in hohen Lagen strahlende, kraftvolle Tenorstimme von Markus Herzog in der Arie „Durch die Wälder, durch die Auen“ begeistert mit ihrem charismatischen Klang. Der Jäger Kaspar (Florian Dengler, Bass-Bariton), mit fast dämonischer Ausstrahlung in seiner Stimme, nützt Max‘ Verzweiflung aus und überredet ihn in der Wolfsschlucht Freikugeln, mit allerlei kuriosen Zutaten, zu gießen. Diese treffen zwar, sind aber ein Werk des Teufels Samiel, mit dem Kaspar einen Bund eingegangen ist. Agathe (Agnes Preis), der etwas bang ist und ihre fröhlich, gewitzte Cousine Ännchen (Lea Kohnen) beeindruckenden mit beseeltem Timbre in den leuchtenden Sopranstimmen.
Nach der Pause, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts Kaffee und Kuchen servieren, kommt es zum dramatischen Höhepunkt in der Wolfsschlucht, geprägt von Angst, Schrecken und Geisterbeschwörung. Musikdirektor Erkes liest dazu die Bühnenanweisung aus der Partitur vor: „Faule Bäume, große Eulen, Raben, Totenköpfe, das wäre das Bühnenbild zur Geisterbeschwörung um Mitternacht“. Samiel und verhüllte Frauengestalten mischen sich unter das Publikum. Die letzte Kugel, die der Teufel auf Agathe lenken will, tötet sie nicht und sie darf Max heiraten. Die Oper endet in erlösender Freudenstimmung, einem großartigen instrumentalen und gesanglichem Finale sowie begeistertem Applaus.
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