Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Landsberg: Landsberg und die Wittelsbacher: Eine spannende Verbindung

Landsberg

Landsberg und die Wittelsbacher: Eine spannende Verbindung

    • |
    • |
    Sieglinde Soyer und Sigrid Knollmüller vom Landsberger Gästeführerverein halfen Luitpold Prinz von Bayern bei der Präsentation des Stammbaums der Wittelsbacher.
    Sieglinde Soyer und Sigrid Knollmüller vom Landsberger Gästeführerverein halfen Luitpold Prinz von Bayern bei der Präsentation des Stammbaums der Wittelsbacher. Foto: Thorsten Jordan

    Zuerst sollte es eine Weiterbildung für die Gästeführer des Landsberger Gästeführer Vereins werden. Dann aber öffnete dieser den Rahmen und lud weitere Gäste zu diesem besonderen Anlass ein, bei dem Luitpold Prinz von Bayern über 600 Jahre Wittelsbacher Geschichte in Bayern erzählte. 600 Jahre wird nächstes Jahr auch das Landsberger Bayertor, das mit finanzieller Unterstützung der Wittelsbacher gebaut wurde. Es ist nicht die einzige Verbindung zwischen dem Herrschergeschlecht und der Stadt am Lech.

    Geschichte kann langweilig sein. Das war auch seiner Königlichen Hoheit, Luitpold Prinz von Bayern bewusst, und so erwähnte er gleich zu Beginn seines Vortrags durch die 600-jährige Geschichte der Wittelsbacher in Bayern, dass er sich auf das Notwendigste beschränken wolle, damit ihm keiner einschlafe. Die Sorge war jedoch unbegründet, denn „mitten in einem Geschichtsbuch zu sitzen“, wie die Vorsitzende des Gästeführervereins, Sigrid Knollmüller, es ausdrückte, und der wechselvollen bayerischen Geschichte zu lauschen, erwies sich als durchaus spannend. Zumal der Prinz dabei über seine Verwandtschaft sprach, die wohl kaum einer besser kennt als er, einer aus den eigenen Reihen. Und diese lassen sich rund 1000 Jahre zurückverfolgen, zu den Grafen von Scheyern.

    Heinrich der Löwe spielte eine wichtige Rolle in Landsberg

    Der erste sicher bezeugte Ahnherr des Hauses Wittelsbach ist Otto, der um 1045 als Graf an der Paar und ab 1047 als Vogt des Bistums Freising bezeugt ist. Pfalzgraf Otto VI. rettete Kaiser Friedrich Barbarossa 1155 in der Schlacht in der Veroneser Klause aus großer Bedrängnis und wurde zum Dank dafür 1180 mit dem Herzogtum Bayern belehnt. „Heinrich der Löwe war da nicht so loyal, deshalb wurde er entfernt“, sagte der Prinz über den Mann, der als Gründer von München gilt und der auch für Landsberg eine große Rolle spielte. Von der weiteren, frühen Geschichte der Wittelsbacher konnten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer nun gut ein Bild machen – im wahrsten Sinne des Wortes – denn die vier großformatigen Fresken im Festsaal des historischen Rathauses greifen wichtige Ereignisse für Landsberg heraus.

    Luitpold Prinz von Bayern bei seinem Vortrag in Landsberg.
    Luitpold Prinz von Bayern bei seinem Vortrag in Landsberg. Foto: Thorsten Jordan

    So die Stadtrechte, die Ludwig der Bayer überbringt. Dieser legte zudem zusammen mit seinem Bruder Rudolf den Grundstein dafür, dass der starke Stamm der Wittelsbacher auch bei allen Widrigkeiten erhalten blieb: Im Hausvertrag von Pavia wurde beschlossen, dass wenn eine Linie ausstirbt, die andere das gesamte Land erbt. Nach 450 Jahren, als die altbayerische Linie ausstarb, wurde der Vertrag relevant und wurde auch eingehalten, betonte Luitpold Prinz von Bayern. Dass die Wittelsbacher bis 1918 regierten und damit einen Regierungsrekord in Europa aufstellen, geht auch auf diese Vertragstreue zurück. Dass die altbayerische Linie ausstarb, sei auch darauf zurückzuführen, dass diese viele Kirchenfürsten stellte, so der Prinz. „Da wird’s dann genetisch irgendwann eng.“

    Auch Ludwig der Brandenburger förderte Landsberg

    Auf Ludwig den Bayern folgte sein Sohn Ludwig der Brandenburger. Auch dieser förderte Landsberg, und zwar durch die Heilig-Geist-Spital-Stiftung, die seit 1349 besteht. Danach folgte eine Zeit der Landesteilungen. Diese führte zu viel innerfamiliärem Streit, der durch das Primogeniturgesetz beendet wurde: Fortan erbte stets der älteste Sohn. Die Zeit von Herzog Ernst brach an, seine Figur wird durch das Ruethenfest stets in Erinnerung gebracht. Das konfessionelle Zeitalter brach an, während die Pfälzer Wittelbacher Protestanten und Calvinisten wurden, blieben die Bayern katholisch. „Das gab Ärger“, so Luitpold Prinz von Bayern.

    Kennt man die Wittelsbacher vor allem als Herrscher, so wurden sie durch seine Erzählungen durchaus menschlich. Denn stellt man sich vor, man würde mit 17 Jahren ein Land übernehmen, das der Vater zuvor in den Staatsbankrott geführt hat, so spürt man förmlich die Last auf den Schultern, die Herzog Maximilian I. zu tragen hatte. Er sanierte das Land durch Weißbier, ein durchaus kreativer Ansatz, der viel Geld in geheime Kassen spülte, von denen er später 25 Millionen Gulden dem Kaiser gab, um den Dreißigjährigen Krieg zu finanzieren. Diesen überlebte er übrigens als einziger am Krieg beteiligter Herrscher, wie der Prinz betonte.

    Gut besucht war der Festsaal im Historischen Rathaus in Landsberg.
    Gut besucht war der Festsaal im Historischen Rathaus in Landsberg. Foto: Thorsten Jordan

    Über den „blauen“ Kurfürsten Maximilian II. Emanuel, gefürchtet in den Türkenkriegen, und Maximilian III. Joseph, der „Vielgeliebte“, ein volksnaher Herrscher, ging der Ritt durch die Geschichte weiter, hin zum ersten Regenten aus der Pfälzer Linie, Karl Theodor. Auf ihn gehen der Englische Garten in München und der Chinesische Turm zurück. Kurfürst Maximilian IV. Joseph (ab 1806 König) zeigte diplomatisches Geschick während der Napoleonischen Kriege und konnte Bayern vergrößern, Ludwig I. förderte Kunst und Kultur, Maximilian II. die Wissenschaft und legte so den Grundstein vom Wandel Bayerns vom Agrarstaat zum Wissenschaftsstandort, so der Prinz.

    Der wohl bekannteste Wittelbacher ist Ludwig II., der Erbauer der „Märchenschlösser“, Prinzregent Luitpold übernahm die Regierung für Ludwigs geisteskranken Bruder Otto. Danach folgte Ludwig III., der als erster in Bayern eine Revolution 1918 erleben musste. Er entband Beamte und Soldaten von ihrem Treueeid, dankte aber nicht ab. Sein Sohn Kronprinz Rupprecht übernahm. „Er hat Hitler nie empfangen“, betonte der Prinz. Die Familie floh ins Exil. Heute stünden die Nachfahren für „Kunst, Kultur und Standing“. Bei den anschließenden Fragen zeigte er sich besorgt, dass die Gewaltenteilung heute nicht mehr gewährleistet sei und die radikalen Ränder wüchsen. Insbesondere ging er auf das „Social justice Phänomen“ ein: „Dann wird nicht mehr diskutiert, sondern Leute nehmen für sich in Anspruch, dass sie recht haben. So wie beim Gendern.“ Damit würde die Demokratie ausgehebelt. „Wir müssen wieder zu einer Diskussionskultur kommen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden