Seit einiger Zeit sind Melanie Gleissner und ihre Querflöte nicht mehr unbedingt präsent in Landsberg. Das war vor etlichen Jahren noch ganz anders, da brachte sich die 25-Jährige in allen möglichen musikalischen Ensembles und Orchestern ein. Sie war eine bekannte Größe im Nachwuchsbereich und unterrichtete Bläserklassen am Ignaz-Kögler-Gymnasium. Jetzt erhält die in Augsburg lebende Musikstudentin den Kulturförderpreis des Landkreises Landsberg zugesprochen.
Begonnen hat alles mit Violoncello – bei Lisa Pokorny an der Städtischen Sing- und Musikschule. Das Streichinstrument mit dem dunkel-weichen Klang, das sie, seit sie 14 ist und auch heute noch hin und wieder in die Hand nimmt und bespielt, sei aber damals nicht so ganz ihr Ding gewesen, meint sie. Also wurde innerhalb der Musikschule gewechselt, von einer Streicher- in eine Bläserklasse, vom Violoncello zur Querflöte bei Stefanie Brandthaus. Da war sie acht Jahre alt und fühlte sich sofort heimisch.
Schnell war Melanie Gleissner in die verschiedensten Orchesterangebote der Musikschule eingebunden. „Streichorchester, Kammerorchester, Musikschulblasorchester“, die junge Musikerin kann eine ganze Reihe an Ensembles aufzählen, in denen sie mitspielte. Dazu kamen Engagements beim Collegium Musicum. Die Musik bestimmte also Melanie Gleissners Leben und das so sehr, dass sie nach der neunten Klasse am Dominikus-Zimmermann-Gymnasium mit dem Wechsel ans Pestalozzi-Gymnasium in München den Schritt an eine der führenden Schulen mit musikalischer Ausrichtung wagte. Dort sei sie mit einem ganz neuen Instrument in Berührung gekommen, berichtet die Musikerin. Es ist die menschliche Stimme. Im Chor der Schule habe sie mit wachsender Begeisterung gesungen.
Der Unichor in Augsburg war ein besonders Erlebnis
Ein Musikstudium nach dem Abitur? Das hatte sie zunächst nicht vor. Lieber wollte sie sich für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen einbringen, strebte Sonderpädagogik an. Das klappte zwar nicht, ist aber immer noch wichtig. Dann also doch Musik: Am Leopold-Mozart-Zentrum (LMZ) in Augsburg schrieb sich Melanie Gleissner bei Mathias Dittmann im Fach Querflöte ein. Während ihrer Zeit in München hatte sie sich bei dem bekannten Querflötisten Edmund Wächter bereits weiterentwickelt. Ein besonderes Erlebnis aber war auch in Augsburg wieder der Unichor, dem sie sich gleich zu Beginn des Studiums angeschlossen hatte.
Dessen Leiter Dominik Wortig, befand, dass Melanie Gleissners Stimme so viel Potenzial hat, dass er sie in seine Gesangsklasse aufnahm. Und sie diese mit stetig wachsender Begeisterung besuchte und besucht: „Dass ich diese Kunst zwar spät, aber doch entdeckt habe, darüber bin ich sehr froh.“ Das sagt die 25-Jährige über den Gesang. Singen mache ihr sehr viel Freude. Es sei zwar eine gehörige Portion Mut notwendig, Mut sich hinzustellen und ohne irgend ein Hilfsmittel, nur mit dem eigenen Körper Musik zu machen. „Die Botschaft aber kommt mehr als mit Instrumenten, mit der Stimme an die Leute.“ Es spiele so vieles eine Rolle, Körpersprache und Mimik seien bei Gesang wesentliche Bestandteile der Kunst. Zudem sei, davon ist Melanie Gleissner überzeugt, die Kombination Querflöte-Gesang perfekt. „Querflöte spielen ist dem Singen am ähnlichsten.“
Melanie Gleissner möchte "barrierefrei" unterrichten
Was die Zukunft bringt? „Jetzt warte ich erst mal darauf, dass ich endlich mein Abschlusskonzert am LMZ spielen kann.“ Das fehlt noch als Abschluss des Studiums, ist aber derzeit wegen Corona nicht möglich. Überhaupt, dass Singen und Musizieren in der Gruppe corona-bedingt ausfällt, „das tut schon sehr weh“. Singen in einem Profichor wäre ein erstrebenswertes Ziel für die Preisträgerin. Generell hat Melanie Gleissner vor, weiter Querflöte zu unterrichten, „denn mit diesem Instrument in ein Orchester zu kommen, ist ziemlich schwer“. Sie möchte „barrierefrei unterrichten“. Selbst die Bachelorarbeit „Inklusion an Musikschulen“ ging in diese Richtung. Fortbildungen sollen sie auf diesem Gebiet weiterbringen, sagt die junge Frau. Und sonst? Melanie Gleissner hat vor ein paar Monaten das Joggen für sich entdeckt, „weil auch da wie beim Singen und Querflöte spielen, das richtige Atmen ganz wichtig ist“. Beim Kreisjugendring Landsberg engagiert sie sich ebenfalls weiter und begleitet immer wieder Jugendfahrten.
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