„Möchten Sie das sein - vollständig involviert“, vergewissert sich die attraktive Annabella Schmidt (Roberta Monção, die auch als Margret und Pamela beeindruckte) mehrmals beim latent schwermütigen Richard Hannay (Harald Schröpfer). Da hatte sie ihn, sowie das Publikum, im seit langem komplett ausverkauften Landsberger Stadttheater, bereits hineingezogen in einen turbulenten Spionagethriller, den Alfred Hitchcock 1935 nach der Buchvorlage von John Buchan verfilmte und Alexander Flache für das Landestheater Schwaben inszenierte.
Bei einer Show, die der gelangweilte Hannay im Londoner Westend besucht, fällt ein Schuss, abgegeben von Annabella, die damit dubiose Verfolger abschütteln will. Die ausbrechende Panik nutzend, rettet sie sich mit Hannay in dessen Wohnung, wo sie ihn in das Mysterium der „39 Stufen“ einweiht. Am nächsten Morgen haucht die Schöne, mit einem Messer im Rücken und letzten Hinweisen auf einen Spionagering, ihr Leben aus. Brisante, dem Luftfahrtministerium entwendeten Unterlagen, sollen von einer Bande außer Landes gebracht werden. Der Drahtzieher, dem ein kleiner Finger fehlt, hält sich in einem Ort in Schottland auf. Richard Hannay ist gezwungen zu fliehen, vor der Polizei, die ihn für den Mörder hält, als auch vor den Tätern.
Der Hauptdarsteller trifft auf skurrile Zeitgenossen
Auf einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd trifft Hannay nicht nur auf skurrile Zeitgenossen, er zeigt sich auch äußerst sportlich, mit Sprüngen von fahrenden Zügen oder Brücken, unter denen er sich durchhangelt. Joscha Schönhaus und Joel Dufey mimen nicht nur dämliche Polizisten, einfältige Piloten, windige Vertreter und sonstige zwielichtige Gestalten. Joel Dufy schlüpft auch rasch vom Milchmann, Gepäckträger und Polizeichef in mehrere Frauenrollen. Auch Joscha Schönhaus überzeugt als Mrs. Higgins, ebenso wie als aufdringlicher Zeitungsjunge, pfiffiger Conferencier, undurchsichtiger Chefinspektor, eifriger Platzanweiser oder falscher Professor. Jede Rolle hat einen speziellen Charakter mit eigener Sprachgeschwindigkeit und unterschiedlichen Dialekten.
Während die Schauspieler flugs Kostüme, Kopfbedeckungen und Geschlechter wechseln, bauen sie in atemberaubendem Tempo, zusammen mit Roberta Monção und Harald Schröpfer, permanent die Bühne um. Die zwei riesigen, von Petra Linsel ideenreich gestalteten Holzboxen, können flott von der Stadtwohnung zum Bauernhaus mit Schrankbett, oder vom Eisenbahnabteil zum komfortablen Hotelzimmer umfunktioniert werden. Stühle werden zur Brücke oder zum Polizeifahrzeug, da dient noch schnell der Hut als Lenkrad. Felsspalten und Moorlandschaften stellen die brillanten Schauspieler gleich selbst dar. Obwohl ihm die Staatsfeinde, die es zu überlisten gilt, stets auf den Fersen sind, findet Hannay den Mann mit dem fehlenden Finger.
Es sind zwei Frauen, die sein Leben retten, Margret eine Bäuerin, die ihm den Mantel ihres eifersüchtigen Mannes schenkt, in welchem ein Gebetbuch steckt, das den vermeintlich todbringenden Pistolenschuss abfängt. Und schließlich Pamela, die ihn erst verrät, aber dann, mit Handschellen an ihn gekettet und dem Beistand von Mr. Memory, einem Gedächtniskünstler hilft, das Rätsel der 39 Stufen zu lösen und die Verbrecher dingfest zu machen. Zum Schluss gab es ein anrührendes Happyend mit allen weihnachtlichen Heile-Familie-Klischees und frenetischen Applaus für eine schauspielerische Glanzleistung mit tollkühnen Aktionen und witzigen Dialogen in spannender Hitchcock-Manier.
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