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Landsberg: Keine Apotheke im Facharztzentrum? Klinik-Vorstand Marco Woedl übt Kritik

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Keine Apotheke im Facharztzentrum? Klinik-Vorstand Marco Woedl übt Kritik

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    Blick in das Medikamentenlager einer Apotheke. Am Landsberger Klinikum soll sich eine Apotheke ansiedeln.
    Blick in das Medikamentenlager einer Apotheke. Am Landsberger Klinikum soll sich eine Apotheke ansiedeln. Foto: Jan Woitas, dpa (Symbolbild)

    Rund um das Klinikum Landsberg soll in den kommenden Jahren ein Gesundheitscampus entstehen. Im Rahmen des nach aktuellen Schätzungen rund 200 Millionen Euro teuren Großprojekts ist am Standort der jetzigen Pflegeschule sowie der Gebäude für die Verwaltung und das Gesundheitsamt auch ein Facharztzentrum vorgesehen. Inzwischen wurde allerdings in einer Sitzung des Stadtrats bekannt, dass innerhalb der Stadtverwaltung die damit verbundene Ansiedlung einer Apotheke mit Sanitätshaus kritisch gesehen wird. Laut Einzelhandelsentwicklungskonzept der Stadt dürfen Sortimente einer Apotheke und eines Sanitätshauses nämlich nur im Bereich der Innenstadt und in Nahversorgungsstandorten angeboten werden. Auf Nachfrage zeigt sich Marco Woedl, Vorstand des Klinikums Landsberg, von den jüngsten Entwicklungen überrascht. Er warnt, dass eine „riesige Chance“ vertan werden könnte.

    Klinikum und Landkreis sind bei dem Projekt zwar Bauherr. Allerdings erteilt die Stadt durch den Bebauungsplan Baurecht für die einzelnen Gebäude. Von den Einwänden gegen die Ansiedlung einer Apotheke im Facharztzentrum habe er erst erfahren, als er die Beschlussvorlage für die jüngste Stadtratssitzung gelesen habe, sagt Marco Woedl gegenüber unserer Redaktion. Für ihn selbst sind diese nicht nachzuvollziehen. Laut Woedl kommen nur 20 Prozent der Menschen, die im Klinikum Landsberg behandelt werden, aus der Stadt. 40 Prozent sind nach seiner Aussage aus dem Landkreis Landsberg und die restlichen 40 Prozent aus anderen Landkreisen. „Das kann also nicht nur ein städtisches Thema sein“, sagt der Klinik-Vorstand. Er rechnet zudem damit, dass rund 100.000 Patientinnen und Patienten im Jahr durch die Arztpraxen im Facharztzentrum hinzukommen werden. Der Versorgungsbedarf sei also groß.

    Durch eine Apotheke im Facharztzentrum ließe sich viel Individualverkehr in die Innenstadt sparen. Außerdem soll gesetzlich verankert werden, dass sich künftig in der Nähe von Notfallzentren Apotheken befinden sollen. Das Facharztzentrum könnte ab 2026 gebaut und im Jahr 2028 fertiggestellt sein, so Woedl. Neben der Apotheke mit Sanitätshaus und den Arztpraxen soll es auch das Gesundheitsamt beherbergen. Der Klinik-Vorstand erhofft sich „Synergie-Effekte“ für alle Beteiligten.

    Klinik-Vorstand Marco Woedl beim Infoabend zur baulichen Entwicklung des Klinikums Landsberg.
    Klinik-Vorstand Marco Woedl beim Infoabend zur baulichen Entwicklung des Klinikums Landsberg. Foto: Christian Rudnik

    Wenn sich im neuen Facharztzentrum eine Apotheke ansiedelt, dann werden zwei andere im Stadtgebiet schließen, ist sich Marc Schmid, der Sprecher der Landsberger Apotheken, sicher. Laut einem vom Klinikum in Auftrag gegebenen Gutachten, hat die neue Apotheke ein Umsatzvolumen von rund 6,7 Millionen Euro. Dieser Umsatz schwäche die anderen Apotheken-Standorte in Landsberg massiv. Doch Marc Schmid sieht nicht nur Probleme für die Apotheken. Die Fachärzte, die ins neue Facharztzentrum ziehen, seien aktuell größtenteils in der Landsberger Innenstadt beheimatet. Fahren deren Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige künftig ins Klinikum, habe das auch Auswirkungen auf den Einzelhandel oder die Parkeinnahmen in der Innenstadt. Für Marc Schmid stellt sich daher die Frage: Schauen wir auf die Stadt oder auf den Landkreis?

    Landsbergs Stadtverwaltung warnt vor einem Präzedenzfall

    Die Stadtverwaltung, und mit ihr auch einige Stadträte sowie Wirtschaftsförderer André Köhn, hatten sich in der jüngsten Stadtratssitzung klar positioniert. Sie sehen die Ansiedelung einer Apotheke mit Sanitätshaus kritisch. „In diesem Punkt haben Stadt und Klinikum unterschiedliche Standpunkte und noch Diskussionsbedarf“, hatte Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl gesagt. Laut Einzelhandelsentwicklungskonzept der Stadt dürfen Sortimente einer Apotheke und eines Sanitätshauses nur im Bereich der Innenstadt sowie in Nahversorgungsstandorten verkauft werden. Der Bereich um das Klinikum liegt nicht innerhalb dieser Standorte.

    Könnte das Klinikum einfach in das nur wenige Schritte entfernte Nahversorgungsstandort an der Breslauer Straße Nord (Rewe) aufgenommen werden? Diese Frage unserer Redaktion beantwortet die Pressestelle der Stadt. Das 2022 beschlossene Einzelhandelsentwicklungskonzept habe die Stärkung der Innenstadt und die Sicherung der Nahversorgung als Ziel. Es bilde die Grundlage für die Steuerung der zukünftigen Einzelhandelsentwicklung im Stadtgebiet. Das Konzept basiere auf einem Gutachten, in dem die verschiedenen Standortlagen „detailliert und parzellenscharf“ abgegrenzt wurden. „Die Einhaltung dieser gutachterlichen Abgrenzungen ist essenziell, um Planungs- und Investitionssicherheit sowohl für Unternehmer als auch für Eigentümer zu gewährleisten“, heißt es in der Antwort der Pressestelle. Eine nachträgliche Erweiterung des Nahversorgungsgebiets durch einen Stadtratsbeschluss – wie im Fall des Klinikums vorgeschlagen – würde nicht nur die Verbindlichkeit des Konzepts infrage stellen, sondern auch einen Präzedenzfall schaffen. Damit würde die gezielte Steuerung der Einzelhandelsentwicklung auch in anderen Standortlagen erheblich gefährdet. „Es ist daher ratsam, von Einzelmaßnahmen dieser Art abzusehen“, teilt die Pressestelle mit.

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