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Landsberg: Kabarettist Urban Priol und seine Botschaft an die Landsberger

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Kabarettist Urban Priol und seine Botschaft an die Landsberger

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    Urban Priol war in der Aula der Landsberger Mittelschule mit seinem Programm  „Im Fluss“ zu Gast.
    Urban Priol war in der Aula der Landsberger Mittelschule mit seinem Programm „Im Fluss“ zu Gast. Foto: Thorsten Jordan

    Wie immer stehen dem Unterfranken die Haare zu Berge, wenn er vors Publikum tritt – kein Wunder, gibt es derzeit ja genügend Themen, die nicht nur einem Kabarettisten, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern die Haare zu Berge stehen lassen. So kann der Mann, der mit seinem Hemd ein Statement für die Artenvielfalt bei Fischen setzt, bei seinem neuen Programm „Im Fluss“ in der Aula der Landsberger Mittelschule aus dem Vollen schöpfen. 

    Bei „Im Fluss“ ist nicht etwa, der Lech gemeint – nein, vielmehr das Leben, das einem Fluss gleich in stetigem Wandel ist. Wie ein beständig dahinfließender Fluss sind auch die Themen, die Priol über sein Publikum ergießt, und die Figuren, an denen er sie aufhängt und die er grandios parodiert. Wie „Hubsi“ Aiwanger, dessen Dementi bei der Flugblattaffäre er zum Besten gibt oder auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach mit seinen gebetsmühlenhaften Warnungen von einer Coronainfektion „Wir müssen alle aufpassen, es ist noch nicht vorbei!“ 

    Fährt König Charles Bahn, sind die Züge plötzlich pünktlich

    Urban Priol arbeitet sich an den Parteien ab – „Die FDP ist die überflüssigste Partei seit Beginn der Wetteraufzeichnung“ – am Fußball und der FIFA – „Blatter und Infantino kommen von der gleichen Korruptionsplantage in der Schweiz“ – und gerne auch an der Deutschen Bahn. So weiß er als fleißiger Zugfahrer alle Ausreden für Verspätungen auswendig. Nur als König Charles bei seinem Besuch in Deutschland von Berlin nach Hamburg fuhr, habe die Bahn alles gegeben, um pünktlich zu sein. „Da war ja auch ein König im Zug, besser wäre aber, wenn der Kunde König wäre.“ Und er setzt noch eins drauf: „Den Zustand eines Landes erkennt man an seiner Nationalmannschaft und an der Bahn.“ Ob die KI bei den Problemen der Bahn helfen könnte? Laut Priol wohl eher nicht. „Da verkriecht sie sich in den letzten Winkel ihrer Festplatte.“ 

    Mit seinem Hemd gibt Urban Priol ein Statement ab: für die Artenvielfalt bei Fischen.
    Mit seinem Hemd gibt Urban Priol ein Statement ab: für die Artenvielfalt bei Fischen. Foto: Thorsten Jordan

    Der Unterfranke erinnert an undurchdachte politische Corona-Verordnungen und führt Politiker wie Markus Söder als Wendehälse vor. So habe dieser einst seinen Rücktritt angekündigt, wenn die Atomkraftwerke nicht bis Ende 2022 abgeschaltet wären. Später votierte die CSU dann für Atomkraft. Priol zeigt aber auch auf humorvolle Weise auf, wie mit vielen Themen in Deutschland Angst verbreitet wird, sei es Corona, Energieknappheit oder mit dem Wolf. Sein Appell an die Politik „Macht den Leuten Mut und Zuversicht!“ wurde vom Publikum mit viel Applaus bedacht. In anderen Ländern würden Probleme gelöst, in Deutschland werde stets versucht, sie jemanden in die Schuhe zu schieben, so Priol. Doch seien die Bürger mit ihrer oft miesepetrigen Laune auch selbst Schuld oder fügten sich, während andere für ihre Sache kämpften. Doch sieht er auch Veränderung, denn die Deutschen, so Apotheker, Hausärzte, Busfahrer oder Pflegekräfte, hätten den Streik wiederentdeckt. „Da schauen die Franzosen ungläubig über den Rhein rüber und fragen sich: Was ist los mit die Kartoffeln?“, so Priol. 

    Sahra Wagenknecht bezeichnet Priol als „Magnolie aus Stahl“

    Auch an der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt der Kabarettist kein gutes Haar. Einen Orden für ihren humanitären Einsatz in der Flüchtlingskrise hätte sie nicht verdient, wohl eher einen dafür, weil sie Friedrich Merz politisch kalt gestellt habe. Sahra Wagenknecht bezeichnete er als „Magnolie aus Stahl“, und für ihre neue Partei, die im Januar 2024 an den Start gehen soll, hatte er auch schon einen Namen parat: LSD – Liste Sahra für Deutschland. Bei allem Debakel falle der Klimaschutz hinten runter oder zerschelle an Einzelinteressen, immer sei jemand dagegen: gegen die Verspargelung der Landschaft, gegen Stromtrassen, gegen Offshore-Windparks. Ob Til Schweiger oder Gespräche zwischen Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine, gelungene Parodien bringen das Publikum im Saal der Mittelschule immer wieder zum Lachen. Nur einen parodiert er nicht: Olaf Scholz. „Den kann man nicht parodieren, dafür muss man Pantomime können.“

    Wie in einem endlosen Fluss reihte Priol die unterschiedlichsten Themen aneinander – Handyterror, Gendern, Greenwashing, schräge Energiedeals, die Angepasstheit der einst anarchistischen Grünen – wie schafft er nur immer die Überleitungen, fragt man sich als Zuhörer. Urban Priols Botschaft: Nicht im Klein-Klein verlieren, mehr Lebensfreude, mehr Zuhören und in direktem Kontakt sein, Themen anpacken, aus Krisen lernen und auf die Demokratie achten. „Demokratie ist keine Party, zu der man hingeht. Es ist eine, die man selbst ausrichtet und manchmal kommen auch ungebetene Gäste.“

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