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2500 Demonstranten in Landsberg gegen Rechtsextremismus

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2500 Menschen bei Demo gegen Rechtsextremismus auf dem Hellmairplatz

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    Auf dem Hellmairplatz in Landsberg fand eine Demo gegen Rechtsextremismus statt. In der Spitze nahmen rund 2500 Menschen teil.
    Auf dem Hellmairplatz in Landsberg fand eine Demo gegen Rechtsextremismus statt. In der Spitze nahmen rund 2500 Menschen teil. Foto: Thorsten Jordan

    Rund 2500 Menschen haben sich am Samstagmittag auf dem Hellmairplatz in Landsberg eingefunden, um friedlich ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Viele von ihnen hielten Banner und Schilder in die Höhe: „Menschenrechte sind unverhandelbar“ war auf einem zu lesen, „Liebe statt Hass“ auf einem anderen. Auch die turbulente Woche im Bundestag wurde mehrfach aufgegriffen. Am Mittwoch hatte im Parlament ein Antrag der Union zur Verschärfung der Asylpolitik durch Stimmen der AfD eine Mehrheit erreicht.

    Drei Wochen vor der Bundestagswahl war am Samstag um die Mittagszeit in Landsbergs Innenstadt so mancher Infostand aufgebaut. Zur Kundgebung auf dem Hellmairplatz waren jedoch auch Vertreterinnen und Vertreter der demokratischen Parteien nicht eingeladen worden. Denn diese sollte drei Wochen vor dem Wahltermin nicht zu einer Wahlkampfveranstaltung werden, hieß es von den Organisatoren. Letztlich versammelten sich in etwa genauso viele Menschen wie bei der Demo gegen Rechtsextremismus vor einem Jahr. In einer Pressemeldung der Polizei ist von circa 2500 Personen in der Spitze die Rede. Die Versammlung verlief demnach „durchweg friedlich und ohne Störungen“.

    Die Botschaften auf den Plakaten waren eindeutig.
    Die Botschaften auf den Plakaten waren eindeutig. Foto: Thorsten Jordan

    In Landsberg steht die „gesellschaftliche Brandmauer“

    Die Vereinigung „Landsberg bleibt bunt“ hatte zu der Kundgebung unter dem Motto „Landsberg gegen Rechts – 1933 kam nicht aus dem Nichts – heute bist DU der Unterschied“ aufgerufen. Auf einer Bühne hielten Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen, Verbänden und Institutionen aus der Mitte der Gesellschaft Reden. „Es ist wichtiger denn je, dass wir zusammenkommen, um uns gegen rechte Tendenzen zu positionieren“, sagte Patrick Bober in seiner Eröffnungsrede. Die AfD habe in der Bevölkerung laut Umfragen rund 20 Prozent Zuspruch. Und die Parteien der Mitte versuchten, mit deren Stimmen härtere Migrationsgesetze durchzudrücken, sagte er im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse im Bundestag. Daher brauche es ein Zeichen, dass in Landsberg die „gesellschaftliche Brandmauer noch steht“. Für Ida Hillebrecht von „Landsberg bleibt bunt“ ist ein Punkt erreicht, an dem sich entscheidet, in welche Richtung es geht. Sie kritisierte deutlich das Taktieren einer demokratischen Partei mit der AfD. „Es fängt in kleinen Schritten an.“ Die Demokratie müsse verteidigt werden, es brauche eine Gesellschaft, in der alle Menschen sicher und frei leben können, sagte Hillebrecht. „Hier ist kein Platz für Hass, hier ist Platz für Menschlichkeit.“

    Demonstration verschiedener Organisationen auf dem Hellmairplatz.
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    "Landsberg bleibt bunt" mobilisierte unter dem Motto „Landsberg gegen Rechts – 1933 kam nicht aus dem Nichts – heute bist DU der Unterschied“ sehr viele Menschen zur Demo am Landsberg Hellmairplatz. Die Bilder zur Demo.

    Für den politischen Dokumentarfilmer Niklas von Wurmb-Seibel ist Abschottung nicht die richtige Antwort auf die schrecklichen Morde wie jüngst in Aschaffenburg. Es müssten Bedingungen geschaffen werden, dass Menschen mit Fluchtgeschichte psychisch zur Ruhe kommen und sich in die Gesellschaft einbringen können, sagte er. Er forderte zudem unter anderem Alternativen zu den Sammelunterkünften und eine schnellere Aufhebung von Arbeitsverboten. „Geschichten des Gelingens müssen verbreitet werden“, appellierte Niklas von Wurmb-Seibel außerdem. Er und seine Frau seien Pflegeeltern eines Jungen aus Afghanistan. Ihn beschreibt der Journalist als den „besten großen Bruder“ für seinen einjährigen Sohn und als aufrichtigsten Mensch, den er getroffen habe.

    Der Dokumentarfilmer Niklas von Wurmb-Seibel trat als Redner auf.
    Der Dokumentarfilmer Niklas von Wurmb-Seibel trat als Redner auf. Foto: Thorsten Jordan

    Demokratie gibt es nicht zum Nulltarif

    Zweiter Bürgermeister Moritz Hartmann sprach als Vertreter der Stadt Landsberg. Er erinnerte an das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am Mahnmal an der Neuen Bergstraße am vergangenen Montag und an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 80 Jahren. Es dürfe nie ein Schlussstrich darunter gezogen und nie vergessen werden, „was damals passiert ist“. Ihn besorgt, dass der Populismus in all seinen Facetten auf dem Vormarsch sei. „Wir müssen die Spaltung der Gesellschaft stoppen“, sagte Hartmann. Überall werde protestiert und die Teilnehmerzahlen überstiegen die Erwartungen. Und doch gelte es, den Druck zu erhöhen, denn Demokratie gebe es nicht zum Nulltarif: „Es gibt noch viel zu tun“, sagte Hartmann. Faiz Hussainian-Knapp, der einst aus Afghanistan nach Deutschland kam und bestens integriert ist, erzählte seine Geschichte und skandierte gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern: „Nie wieder – ist jetzt.“

    Beiträge gab es unter anderem auch von Vertreterinnen und Vertretern vom Verein Vida, von den Omas for Future und Fridays for Future. Auf der Bühne trat Felix Kohlscheens Band Funkwelle mit Amy Bippus und der Musiker Toff auf. „Es ist eine sehr schöne Veranstaltung und einfach wichtig, zu zeigen, dass diese Entwicklung im Land stoppen muss“, sagte Sabine Koller aus Landsberg, die an der Demo teilnahm. Sie besorgt, dass zu viele Menschen Populisten Glauben schenken. Ulrich Heindl aus Buchloe beunruhigt die Geschichtsvergessenheit, denn die Geschichte wiederhole sich eben doch. Die Parteienlandschaft in Deutschland sei inzwischen genauso zerrissen wie in der Weimarer Republik, sagte er.

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    1 Kommentar
    Karsten Krause

    Diese Gestalten, die dort teilweise gegen demokratische Parteien der Mitte demonstrieren kann man nun wirklich nicht ernst nehmen. Wenn, dann sollen sie gegen wirklichen Extremismus demonstrieren. Und zwar den von rechts und links. Oder wird es mittlerweile in Deutschland als normal akzeptiert, dass Parteibüros von Vermummten angegriffen werden?

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