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Landsberg: Der Herkomerpreis ehrt eine Künstlerin, die Impulse für die Gesellschaft setzt

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Der Herkomerpreis ehrt eine Künstlerin, die Impulse für die Gesellschaft setzt

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    Cornelia Rapp (links) wurde von Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl mit dem Hubert-von-Herkomer Kunst- und Kulturpreis der Stadt Landsberg ausgezeichnet.
    Cornelia Rapp (links) wurde von Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl mit dem Hubert-von-Herkomer Kunst- und Kulturpreis der Stadt Landsberg ausgezeichnet. Foto: Christian Rudnik

    Im Rahmen einer wunderbar stimmigen Veranstaltung im Festsaal des Historischen Rathauses in Landsberg ist der Hubert-von-Herkomer Kunst- und Kulturpreis 2024 an die in Denklingen lebende und arbeitende Bildhauerin Cornelia Rapp verliehen worden. Dass die von einem Gremium aus Kunstsachverständigen und Politikern getroffene sowie vom Stadtrat bestätigte Wahl vortrefflich ist, wurde an dem Abend mehrfach zum Ausdruck gebracht. Denn: Cornelia Rapp ist eine Künstlerin mit Tiefgang, eine, die sich Gedanken macht.

    Im Rathausfoyer konnten die Gäste vor Beginn des Festakts dazu bereits erste Eindrücke sammeln. Dort sind Arbeiten in der von Rapp entwickelten polydimensionalen Technik ausgestellt. So war es ihr möglich, Vergangenheit, Gegenwart und Ausblick in die Zukunft auf einem Bild zu vereinen. Ein weiterer Punkt war die Musik des Abends. Katharina und Christian Gruber umrahmten die Feier mit hervorragend interpretierten Chansons, die Cornelia Rapp ausgewählt hatte. Folgerichtig waren unter anderem Edith Piafs „No, je ne regrette rien“ und „Imagine“, John Lennons große Friedenshymne, zu hören.

    Cornelia Rapp ist eine tiefgründige, experimentelle und innovative Künstlerin

    Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl stellte zunächst kurz den mit 7000 Euro dotierten, mindestens alle fünf Jahre zu vergebenden Preis vor. Er solle die Bedeutung von Kunst in der Gesellschaft stärken und Zeichen sein, dass Akteure in der Kunst wertgeschätzt werden. Besonders sei dieses Mal nicht nur, dass er nach mehr als 30 Jahren wieder an eine Frau vergeben werde. „Zum ersten Mal wird er auch von einer Frau an eine Frau überreicht“, so Baumgartl. Cornelia Rapp schlage Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft, sagte die Oberbürgermeisterin. Sie sei vielseitig und tiefgründig, experimentell und innovativ. Zudem besitze sie die Fähigkeit, Kunst zu einem Spiegel unserer Gesellschaft zu machen. Cornelia Rapp schaffe nicht einfach Kunst. Vielmehr setze sie damit Impulse, die zum Nachdenken anregen sollen. „Der Preis ist auch für den Mut“, so Baumgartl, „gesellschaftliche Themen anzusprechen und sichtbar zu machen.“

    Laura Lang-de Negri (rechts), die Tochter von Cornelia Rapp, und ihre Partnerin Jennifer de Negri hielten bei der Preisverleihung die Laudatio auf Cornelia Rapp.
    Laura Lang-de Negri (rechts), die Tochter von Cornelia Rapp, und ihre Partnerin Jennifer de Negri hielten bei der Preisverleihung die Laudatio auf Cornelia Rapp. Foto: Christian Rudnik

    Die von Tochter Laura Lang-de Negri gemeinsam mit Partnerin Jennifer de Negri gehaltene Laudatio mit Schlaglichtern auf Leben und Arbeit von Cornelia Rapp und dazu passender lyrischer Prosa hatte das Format für eine eigene Veranstaltung. Und es war auch eine kleine Abrechnung mit der immer noch vorherrschenden Benachteiligung von Frauen in der Kunstszene. So erinnerte Laura Lang-de Negri an eine bereits 1988 in New York stattgefundene Aktion der anonymen Künstlerinnengruppe „Guerilla Girls“, mit der diese Ungleichheit angeprangert wurde.

    In der Wahrnehmung von Künstlerinnen gibt es Weiterentwicklungen

    Es habe aber Weiterentwicklungen gegeben, meinte die Laudatorin süffisant, denn ihre Mutter sei nicht, wie die erste Preisträgerin Luise Rinser seinerzeit, bereits 80 Jahre alt. Über die aktuell Ausgezeichnete sagte sie, sie hinterfrage sich ständig. So habe sie ein Œuvre entwickelt, das berühre, zuweilen aber auch befremdend wirke. Mutig habe sie sich als Frau den Herausforderungen inmitten einer von Männern dominierten Welt gestellt. Und sie mache immer wieder deutlich, „dass wir alle eine Spezies, Teile einer großen Herde sind.“ Cornelia Rapps Arbeiten „zeigen uns, dass wir alle miteinander verbunden sind“.

    Cornelia Rapp (Zweite von links) zusammen mit (von links) Josef Lang (Ehemann und Herkomerpreisträger von 2009), Landratsstellvertreterin Margit Horner-Spindler, Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl und Bundestagsabgeordneter Michael Kießling beim Festakt im Historischen Rathaus.
    Cornelia Rapp (Zweite von links) zusammen mit (von links) Josef Lang (Ehemann und Herkomerpreisträger von 2009), Landratsstellvertreterin Margit Horner-Spindler, Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl und Bundestagsabgeordneter Michael Kießling beim Festakt im Historischen Rathaus. Foto: Christian Rudnik

    Die Lyrikerin Jennifer de Negri trug jeweils passend zu Rapps Charakterisierungen lyrische Prosa vor. Ein wunderbares Beispiel ist die Betrachtung zur Installation „Transmitting light“ aus dem Jahr 2005, für die Cornelia Rapp 30.000 Rosen für 30.000 in den KZ-Außenlagern Kaufering Inhaftierte ausgebreitet hatte. Mit sehr persönlichen Worten endete die vom Publikum mit stehendem Applaus bedachte Laudatio. Tochter Laura bescheinigte ihrer Mutter außergewöhnlichen Mut und große Offenheit sowie trotz immer wieder auftauchender Schwierigkeiten viel Optimismus und stete Lebensfreude.

    An die Überlegungen ihres Vaters hat sich Cornelia Rapp nicht gehalten

    Cornelia Rapp selbst rang nach der Preisübergabe förmlich nach Worten. Sie sei überglücklich und es sei für sie immer noch unglaublich, dass sie diesen Preis erhalte. Ihr Dank ging nicht nur an alle Unterstützerinnen und Unterstützer, sondern auch an ihre Eltern. „Sie haben mir viele gute Gaben mitgegeben, waren immer da für mich.“ Dabei habe ihr Vater ursprünglich nicht gewollt, dass sie Künstlerin wird. Die Ausbildung zur Holzbildhauerin sei ihm recht gewesen. „Da machst du ein Holzschnitzatelier in Oberammergau auf“, erinnert sich Rapp schmunzelnd an eine Aussage ihres Vaters. „Und wenn das nicht klappt, heiratest du einen Millionär.“ An beides habe sie sich nicht gehalten.

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