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Landsberg: Ein verkehrsberuhigter Vorderanger: Fluch oder Segen?

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Ein verkehrsberuhigter Vorderanger: Fluch oder Segen?

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    Es wird natürlich über die Baustelle diskutiert: Sarah Rosner und Dominik Stenzel vom LT,  Suzan Gebert (Blickfang), Valentina Hamberger (Villa Rosa), LT-Redaktionsleiterin Alexandra Lutzenberger und Severin Köhl (Vom Fass) haben sich zum Ratschen getroffen.
    Es wird natürlich über die Baustelle diskutiert: Sarah Rosner und Dominik Stenzel vom LT, Suzan Gebert (Blickfang), Valentina Hamberger (Villa Rosa), LT-Redaktionsleiterin Alexandra Lutzenberger und Severin Köhl (Vom Fass) haben sich zum Ratschen getroffen. Foto: Christian Rudnik

    Auf einen Ratsch mit dem LT: Unsere Redaktion war im Landsberger Vorderanger unterwegs, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Momentan ist dort natürlich die Sperrung aufgrund der Bauarbeiten in der Brudergasse ein großes Thema. Ist die daraus resultierende Verkehrsberuhigung Fluch oder Segen – vielleicht sogar eine dauerhafte Option? Die Meinungen der Gastronomen und Geschäftstreibenden gehen auseinander. Leserinnen und Leser unserer Zeitung waren aber auch mit ganz anderen Anliegen gekommen.

    Seit vergangener Woche ist der Landsberger Vorderanger gesperrt. Grund sind umfangreiche Arbeiten am Wasserleitungs- und Stromnetz. Anwohnerinnen und Anwohner müssen sich auf Einschränkungen einstellen, kurzzeitig war auch das Wasser abgestellt worden. Geschäfte, Cafés und Restaurants haben dennoch geöffnet, denn Fußgängerinnen und Fußgänger können weiter durch den Vorderanger schlender und einkaufen.

    Die befürchteten Umsatzeinbußen bleiben aus

    Ulli Stegmeir fährt am Vormittag mit dem Auto im Vorderanger vor. Er darf das, da er Getränke anliefert. Stegmeir begrüßt ausdrücklich, dass der Lieferverkehr auch während der Baustelle in die Straße einfahren kann. Die Sperrung für den allgemeinen Verkehr komme wohl den Gastronomiebetrieben entgegen. Bei dem guten Wetter werden deren Außenbereiche momentan rege genutzt und dort sei es dadurch ruhiger, so Stegmeir. Auch für die Anwohner sei die Situation sicher positiv, doch wie sieht es mit dem Handel aus? Ist die Straße für die Geschäfte vielleicht „zu stark“ beruhigt? „Das kann man nach der kurzen Zeit wohl noch nicht sagen“, sagt Stegmeir.

    Ulli Stegmeir beim Liefern. Er findet es gut, dass der Lieferverkehr in den Vorderanger einfahren kann.
    Ulli Stegmeir beim Liefern. Er findet es gut, dass der Lieferverkehr in den Vorderanger einfahren kann. Foto: Christian Rudnik

    Anfangs habe sie schon ein wenig Angst vor Umsatzeinbußen gehabt, sagt Valentina Hamberger von der Villa Rosa. Für den Durchlaufverkehr sei die Baustelle schließlich ein wenig unübersichtlich, auf den ersten Blick nicht sofort ersichtlich, ob man durchkomme oder nicht. Die Befürchtungen seien aber letztlich nicht eingetreten: „Wir haben die Leute und auch Touristen finden hier her“, sagt Hamberger. Für die Passantinnen und Passanten sei es eine gute Sache, auf der Straße laufen zu können. Dadurch entstehe „Innenstadtflair“.

    Die Baustelle im Vorderanger empfindet Hamberger nicht als störend: „Sie ist nicht laut und wirft keinen Staub.“ Generell herrsche in der Straße gerade eine „ruhige und angenehme“ Atmosphäre. Könnte eine dauerhafte Verkehrsberuhigung also eine Option für die Zukunft sein? Laut Hamberger könnte man zumindest über einen Kompromiss nachdenken und den Vorderanger ab einer bestimmten Uhrzeit am Abend oder an den Wochenenden für den Durchgangsverkehr sperren.

    Der Vorderanger als Fußgängerzone?

    Eine andere Meinung vertritt Suzan Gebert. Sie ist Inhaberin der beiden Geschäfte Suzan‘s Mode & Zeitgeist und Blickfang im Vorderanger. Viele wollten aus der Straße eine Fußgängerzone machen, „aber dann ist die Stadt tot“. Gebert sei in ihren Läden auf Kurzparker angewiesen. Gerhard Wagner aus Unterdießen stimmt ihr zu, sagt zu einer möglichen Fußgängerzone: „Da bin ich als Kunde auch dagegen. Ich fahre nicht in die Schlossberggarage, um in den Vorderanger zu gehen.“ Dort sei das Verkehrsaufkommen ohnehin schon „minimal“ – Durchgangsverkehr gebe es vielmehr im Hinteranger.

    Bezüglich der Baustelle selbst ist Suzan Geberts Meinung gemischt. „Was soll ich sagen, das muss halt gemacht werden. Ich hoffe, dass sie schnell fertig sind.“ Gefühlt sei in Landsberg momentan überall Baustelle. Heinrich Pflanz und seine Frau Johanna vom Schuhhaus Pflanz freuen sich, dass sich die Bauarbeiter so bemühen, schnell fertig zu sein. „Jede Baustelle ist hinderlich“, so Heinrich Pflanz. „Aber es geht nicht ohne. Im Unterschied zu früheren Baustellen geht es aber zügig voran und alles ist gut organisiert und man merkt, dass etwas vorwärtsgeht.“ Das habe er bei früheren Baustellen vermisst und das sei für alle sehr erfreulich.

    Stephanie Ehrenböck ist beim Einkaufen und auf dem Weg zum Mittagessen mit ihrer Mutter, die in der Altstadt lebt. „Meine Mutter hatte früher eine Bäckerei und ist Anwohnerin und sie spricht sich dafür aus, dass alles so bleibt, wie es ist.“ So bleibe das Leben in der Altstadt, denn „viele wollen halt mit dem Auto bis zum Geschäft fahren“, schildert sie eine Erfahrung ihrer Mutter. Ehrenböck selbst parkt außerhalb der Altstadt. „Das ist viel entspannter und ich habe beim Einkaufen keinen Druck.“

    Johanna und Heinrich Pflanz vom Schuhhaus Pflanz freuen sich, dass die Bauarbeiter sich so bemühen, schnell fertig zu sein.
    Johanna und Heinrich Pflanz vom Schuhhaus Pflanz freuen sich, dass die Bauarbeiter sich so bemühen, schnell fertig zu sein. Foto: Christian Rudnik

    Die Straße im Vorderanger ist direkt vor Severin Köhls Feinkostladen Vom Fass aufgerissen. Er macht sich Sorgen wegen des Lärmpegels: „Letzte Woche war es okay, diese Woche war es sehr laut.“ Den Vorderanger kann sich Köhl generell zwar verkehrsberuhigt vorstellen, aber nicht verkehrsfrei: „Weil viele Kunden mit dem Auto anfahren müssen“, sagt er.

    Sperrung im Vorderanger soll nächste Woche aufgehoben werden

    Die Baumaßnahme rund um die Brudergasse ist dringend notwendig, aber auch kompliziert. Die Stadtwerke Landsberg erneuern in dem Bereich sämtliche Sparten und Leitungen, die enge Straße musste dafür aufgerissen werden. In diesem Zusammenhang stehen auch die Arbeiten im Vorderanger. Tobias Knogler, Wassermeister bei den Stadtwerken Landsberg, informiert über den Fortgang. „Wir liegen aktuell im Zeitplan“, sagt er. Nach jetzigem Stand werde der Vorderanger am Dienstag wieder für den Verkehr freigegeben sein. In der Brudergasse werden die Bauarbeiten hingegen noch länger andauern. Dort stünden unter anderem noch die Einbindung der Hausanschlüsse an die neue Wasserleitung an. Im Mai hatten die Stadtwerke mit einer Gesamtbauzeit von vier bis fünf Monaten gerechnet. Nach Abschluss der Arbeiten an den Sparten ist geplant, dass der Bauhof der Stadt den Pflasterbelag in der Brudergasse erneuert.

    Dem Aufruf, ins Gespräch zu kommen, waren weitere Personen gefolgt. Sie hatten Themen mitgebracht, die unsere Redaktion zum Teil in den kommenden Wochen aufgreifen möchte. Anwohner Peter Foigele berichtete etwa von der derzeitigen Situation rund um den Altöttinger Weiher. Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels sei sein Keller in diesem Jahr schon einmal vollgelaufen. Und bei jedem weiteren Starkregen müsse er erneut bangen. Aus Scheuring kamen Rita und Lothar Raschka nach Landsberg, um zu sagen, dass sie sich mehr Berichte und Hintergrundinformationen aus dem nördlichen Landkreis wünschen würden. Margaret Bumm aus Finning wollte anmerken, ob man nicht die Themen im Großen und im Kleinen, also bundespolitisch oder lokal, ruhig diskutieren könne. „Warum darf man nicht ohne Kritik einfach friedlich für den Frieden demonstrieren?“, fragte sie. Das ist ihr ein wichtiges Anliegen.

    Rita und Lothar Raschka aus Scheuring wünschen sich mehr Berichte aus dem nördlichen Landkreis.
    Rita und Lothar Raschka aus Scheuring wünschen sich mehr Berichte aus dem nördlichen Landkreis. Foto: Christian Rudnik

    Im Landkreis Landsberg gibt es viele Geschichten zu erzählen. Daher möchten wir mit den Menschen aus der Region ins Gespräch kommen – indem wir Ihnen eine Plattform geben. Genauer gesagt: einen Ort zum Ratschen. An dem man sich ungezwungen austauschen kann. Im August ist die Redaktion des Landsberger Tagblatts deshalb in der Region unterwegs. Das sind die beiden weiteren Termine und Treffpunkte, an denen jeweils ein oder zwei Redaktionsmitglieder vor Ort sein werden: am Samstag, 17. August, ab 11 Uhr auf dem Wochenmarkt in Dießen; am Freitag, 23. August, ab 10 Uhr auf dem Wochenmarkt in Kaufering. Die Redaktion freut sich auf spannende Begegnungen und lädt alle interessierten Leserinnen und Leser zum Austausch ein. 

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