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Landsberg: Drei besondere Künstler in Sachen Film: Kurt Tykwer, Wolfgang Hauck und Robert Fischer

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Drei besondere Künstler in Sachen Film: Kurt Tykwer, Wolfgang Hauck und Robert Fischer

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    Das Theater Wasserburg, die Stelzer und der Circus Boldini zeigten im August 2019 auf der Waitzinger Wiese in Landsberg die Geschichte rund um Arturo Ui (Hilmar Henjes).
    Das Theater Wasserburg, die Stelzer und der Circus Boldini zeigten im August 2019 auf der Waitzinger Wiese in Landsberg die Geschichte rund um Arturo Ui (Hilmar Henjes). Foto: Thorsten Jordan

    Er ist wieder da: Der Arturo Ui Dokumentarfilm wird am Tag nach der Langen Kunstnacht erneut in Landsberg gezeigt. Dass es diesen Film, der auf dem Brecht-Stück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ beruht, gibt, ist drei Männer zu verdanken, die alle bereits mit dem Ellinor-Holland-Kunstpreis ausgezeichnet wurden: Filmemacher Robert Fischer 2014 für seinen Film „Auf eigenen Schwingen. Die Visionen des Sir Hubert von Herkomer“. Wolfgang Hauck, zuständig für die Filmproduktion, erhielt 2012 die Auszeichnung für „Die Stelzer“. Und Kurt Tykwer, Ideengeber zum Arturo Ui-Film, 2017 für das Filmforum im Stadttheater.

    Der damalige stellvertretende Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen, Jürgen Marks, (links) überreichte den Ellinor Holland Kunstpreis an Robert Fischer für den Film „Auf eigenen Schwingen“.
    Der damalige stellvertretende Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen, Jürgen Marks, (links) überreichte den Ellinor Holland Kunstpreis an Robert Fischer für den Film „Auf eigenen Schwingen“. Foto: Thorsten Jordan (Archivbild)

    Am 22. September wird der Arturo Ui Film um 19 Uhr im Stadttheater zu sehen sein. Vor zwei Jahren hatte er auf dem Fünf Seen Filmfestival Premiere, kurz danach wurde er auch in Landsberg gezeigt. Zwei Jahre lang hat der Dokumentarfilmer Robert Fischer die Entwicklung des außergewöhnlichen Projekts, an dem Artisten, Schauspieler und Stelzer mitwirkten, begleitet und damit ein Zeugnis der Entstehung und nicht nur des fertigen „Produkts“, das üblicherweise zu sehen ist, geschaffen. Drehort ist zumeist das Zirkuszelt des Wanderzirkus Boldini auf der Waitzinger Wiese, unweit jener Gefangenenanstalt, in der Hitler einsaß und einen Teil von „Mein Kampf“ verfasste. 2019 führte dann das Theater Wasserburg Bertolt Brechts Stück, das sich thematisch an Hitlers Machtergreifung anlehnt, zusammen mit Wolfgang Haucks Gruppe „Die Stelzer“ und dem Wanderzirkus Boldini auf. Das 20-köpfige Ensemble erntete damals herausragende Kritiken, zeigte es doch eindrucksvoll die Kraft des freien Theaters und dass es auch mit schmalem Geldbeutel möglich ist, Großes zu schaffen. „Brechts Parabel ist aktueller denn je und muss gezeigt werden, um rechtsradikale Tendenzen in die Schranken zu weisen“, war in der auf die Premiere folgende Berichterstattung in einem Kommentar in unserer Zeitung zu lesen – wie wahr dieser Satz ist, zeigen deutlich die aktuellen politischen Entwicklungen.

    Robert Fischer in seinem Büro vor seinen gesammelten Filmvideos und dem Plakat vom „Das Arturo-Projekt“.
    Robert Fischer in seinem Büro vor seinen gesammelten Filmvideos und dem Plakat vom „Das Arturo-Projekt“. Foto: Christian Rudnik

    Nun bietet sich also wieder die Gelegenheit, diesen Dokumentarfilm des Landsbergers Robert Fischer zu sehen. Bereits seit Mitte der 1970er-Jahre beschäftigt sich Fischer mit dem Genre Film, machte sich mit Buchveröffentlichungen beispielsweise über Alfred Hitchcock oder François Truffaut einen Namen. Fischer war stellvertretender Leiter des Münchner Stadtmuseums und 25 Jahre lang als Kurator für das Filmfest München tätig. Als Dokumentarfilmemacher schuf er seit 1999 über 320 Filme. Sein Büro ist ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Filmleidenschaft: In zwei zimmerhohen Regalen befindet sich seine Präsenzbibliothek mit 11270 Filmen, seine eigene Retrospektive von Filmklassikern, zumeist Sammlereditionen, wie er betont.

    Filmforum 2008: Zu Gast der Kameramann Michael Ballhaus bei Kurt Tykwer (links).
    Filmforum 2008: Zu Gast der Kameramann Michael Ballhaus bei Kurt Tykwer (links). Foto: Thorsten Jordan

    Darunter ist auch eine Kollektion von Filmen von Regisseur Tom Tykwer, dessen Vater Kurt Ideengeber und Mentor des Arturo Ui-Filmprojekts war und der 2007 das Filmforum Landsberg gründete, wofür er 2017 mit dem Ellinor-Holland-Kunstpreis ausgezeichnet wurde. Das Filmforum verstand sich stets als Plattform jenseits kommerzieller Verwertungsinteressen und verfolgte das Konzept des Arthouse-Kino, ganz ohne Popcorn und Chipstütengeknister. Es bot immer montags besondere Filme und sammelte mit diesem Konzept eine treue Anhängerschaft. Das Filmforum besteht auch heute noch.

    Wolfgang Hauck (Die Stelzer, die KunstBaustelle,etc.) verließ als Kulturschaffender die Stadt.
    Wolfgang Hauck (Die Stelzer, die KunstBaustelle,etc.) verließ als Kulturschaffender die Stadt. Foto: Thorsten Jordan

    Der dritte im Bunde des Arturo-Films ist Wolfgang Hauck als Produzent, in Landsberg durch eine Vielzahl von Projekten bekannt: Seit zehn Jahren gibt es „dieKunstBauStelle“, 1994 wurde die Gruppe „Die Stelzer“ gegründet. 2012 wurde Hauck mit dem Ellinor-Holland-Kunstpreis für das Stück „Licca Line – eine lange Fahrt ins sagenhafte Damasia“ ausgezeichnet. Zusammen mit über 40 Landsberger Jugendlichen hatten die Stelzer damals zur 850-Jahr-Feier Landsbergs eine Märchenwelt auf dem Hauptplatz entstehen lassen, die Geschichten und Legenden der Lechstadt opulent, aber auch witzig erzählte. Aktuell betreut Hauck fünf große Projekte, dazu zählt auch eine Auseinandersetzung mit Hitlers Festungshaft in Landsberg (100 Jahre Hitlers Festungshaft, Audiowalks Zeigeschichte) . Ein neues Projekt ist der „Digitale Atlas der NS-Verbrechen“. „Mit diesem werden wir in allen internationalen Medien sowie für die Erinnerungskultur der Bundesrepublik Deutschland im nächsten Jahr einen Meilenstein setzen, denn mit diesem Atlas veröffentliche ich erstmals alle über 25000 Justizfälle zwischen 1933 und 1945“, erklärt Hauck.

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