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Landsberg: Die Junge Bühne überzeugt mit „Die Agentur“ in Landsberg

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Die Junge Bühne überzeugt mit „Die Agentur“ in Landsberg

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    „Die Agentur“ heißt das Stück, das die Junge Bühne im Landsberger Stadttheater zeigte.
    „Die Agentur“ heißt das Stück, das die Junge Bühne im Landsberger Stadttheater zeigte. Foto: Thorsten Jordan

    Wie war das noch damals vor fast 100 Jahren? Als in einem realen Land namens Deutsches Reich Nationalsozialisten ein Geflecht aus Mitläufern hinter sich brachten? Wie leicht das ist, wie einfach Menschen manipuliert werden können – auch und vermutlich gerade in der heutigen, digitalen Welt – das bewies die Junge Bühne des Landsberger Stadttheaters mit ihrem jetzt aufgeführten Stück.

    „Die Agentur“, bei dem in Zeitraffer aufgezeigt wird, wie die fröhliche Harmlosigkeit zunächst langsam, dann immer zügiger verdrängt wird von Machenschaften, die einem kalte Schauer über den Rücken jagen. „Die Agentur“ ist eine Eigenproduktion der Jungen Bühne. 14 Mitglieder des Ensembles haben mit Leiterin und Regisseurin Julia Andres aus einer Idee ein Stück entwickelt, in dem es um Macht und Willkür, Manipulation, bedingungslose Anpassung und Ausgrenzung geht. 

    „Die Agentur“, eine Eigenproduktion der Jungen Bühne, war zweimal ausverkauft.
    „Die Agentur“, eine Eigenproduktion der Jungen Bühne, war zweimal ausverkauft. Foto: Thorsten Jordan

    Knapp 30 junge, perfekt vorbereitete Schauspielerinnen und Schauspieler setzten die Geschichte auf einer Bühne um, bei der bereits die Kulisse beeindruckt. Alles beginnt mit einer Wette. Michi glaubt nicht, dass die Werbeagentur ihrer Schwester Greta dank Gretas Talent so gut floriert. Diese will es beweisen und ein geheimes Experiment beginnt, das in kurzer Zeit zum nicht mehr stoppenden, bösen Selbstläufer wird. 

    „Die Bahn macht senil“ oder „Red Schnulli verleiht Prügel“

    Zunächst aber ist es richtig lustig. Die Mitarbeiter in der Agentur arbeiten ein wenig, lästern über die aufgetakelten Telefonistinnen. Über die Bühnenleinwand flimmern Werbespots wie „Die Bahn macht senil“ oder „Red Schnulli verleiht Prügel“. Das Publikum im zweimal ausverkauften Stadttheater kichert. Erste Vorboten einer kommenden Verschiebung persönlicher Freiheiten sind Redaktionssitzungen zu unmöglichen Zeiten. Kundin „Frau von Braun“ kommt, verlangt für ein läppisches, weißes Fünf-Euro-T-Shirt so aggressive Werbung, dass es zum Verkaufsschlager wird. Chefin Greta will Werbepartner an Land ziehen und dafür ihre Beziehungen spielen lassen. Allerdings taucht sie unter, täuscht ihren Tod vor. 

    30 Schauspielerinnen und Schauspieler waren für die Junge Bühne im Landsberger Stadttheater im Einsatz.
    30 Schauspielerinnen und Schauspieler waren für die Junge Bühne im Landsberger Stadttheater im Einsatz. Foto: Thorsten Jordan

    Das Sagen in der Agentur hat jetzt Frau von Braun. „Das Shirt“ erobert zunächst die Agentur, deren Mitarbeiter ihm übersinnliche Kräfte andichten und dazu Fake News im Netz verbreiten. Die Werbung wird zum irrsinnigen Geschwafel – die Geschichte beginnt zu kippen. Das Shirt wird zur Ideologie, das Glatt gebürstete, Gleichgeschaltete zur Uniform. Die Putzfrau steigt zur bespitzelnden Aufseherin auf, erste Überwachungskameras werden installiert. 

    Greta taucht wieder auf, stattet alle Rechner mit Überwachungssoftware aus. Ein paar Verweigerer des Shirts gibt es noch, darunter ist auch Gretas Schwester. Die Gruppe entwirft ein Flugblatt, auf dem gefordert wird, für die persönliche Freiheit zu kämpfen. Einige der Blätter werden unter die Menschen gebracht, sind aber schnell verdrängt von Fahnen mit einem neuen Zeichen und Sprüchen wie „Freude durch Gemeinsamkeit“ oder „Kraft durch Gemeinschaft“. Das Publikum im Stadttheater ist da längst ganz still geworden. Uns kann so etwas wie im Dritten Reich nicht passieren? Die Junge Bühne überzeugt vom Gegenteil.

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