„Ausverkauft“: Dass das Adventskonzert des Dresdner Kreuzchors die Bankreihen in der Landsberger Pfarrkirche „Zu den Heiligen Engeln“ füllte und auch viele zusätzliche Bänke und Stühle noch benötigt wurden, um all die Kartenwünsche erfüllen zu können zeigt, dass die Menschen eine große Sehnsucht nach Ruhe, Frieden, Gelassenheit, Optimismus in unruhigen Zeiten haben. Der weltbekannte Knabenchor hatte im vergangenen Jahr, im Rahmen seiner Sommertournee, bereits erfolgreich und überzeugend in Landsberg gastiert und sehr viel Anklang gefunden. Das war jetzt nicht anders.
Wie auch beim ersten Mal war das Konzert mehrfach unterteilt. Organist Andreas Holzhauser spielte dafür auf der Sandtner-Orgel die drei Sätze der Pastoralsonate in G-Dur von Josef Rheinberger. Holzhauser eröffnete, der Chor war zum großen Teil auf der Bühne hinter dem Altar platziert. Zusätzlich wurde die Architektur der Kirche genutzt, mehrere Gruppen hatten sich im Rund verteilt. Zu Gehör brachte der Chor unter der Leitung von Kreuzkantor Martin Lehmann gängige, angenehm ins Ohr gehende Chorsätze aus mehreren Jahrhunderten für Vorweihnachts- und Weihnachtszeit. Schön war schon zu Beginn der Wechselgesang zwischen einzelnen Teilen des Chors. Dieser machte zudem deutlich, welch grandiose Stimmen dort herangebildet werden. Etliche Knaben konnten mit klangreinen, kräftigen Stimmen vor allem im Sopran begeistern.
Die Akustik der Landsberger Stadtpfarrkirche war genau austariert
Auffallend war auch, wie genau die Akustik des Gotteshauses für die Einsätze der verteilten Sänger austariert war. Alles war stets stimmig. Nach dem allzu bekannten „Macht hoch die Tür“ und einer Britten-Motette für zwei vierstimmige Chöre sammelte sich der gesamte Chor im Altarraum. Es folgten ein sehr dunkler Chorsatz aus der Romantik, anschließend „Maria durch einen Dornwald ging“ in einem Arrangement mit mehreren Sopran- und Tenor-Soli. Weltbekannt und ein Muss für unzählige Chöre ist das titelgebende „Es ist ein Ros entsprungen“ in der Urfassung von Michael Praetorius. Sängerinnen und Sänger unter den Zuhörenden dürften sicher am liebsten mitgesungen haben.
In dieser Mischung aus traditionell und etwas neuer ging es in den folgenden zwei Chorblöcken weiter. Einzig ein wenig gewagter war „Lux aurunque“, die herrliche, aber Tonreinheit fordernde Komposition von Eric Whitacre mit ihren fast dissonant reibenden Stimmen. Bei „Hark …“ von Mendelssohn-Bartholdy konnten schmerzliche Erinnerungen an große Konzerte mit Karl Zepnik wach werden. Der geniale Chorleiter, lange Zeit auch Chef der Landsberger Sing- und Musikschule, hatte dieses Lied vom Jugendchor bereits stets stilsicher und mit mehr Verve singen lassen.
Dynamik für einen Chorsatz aus der ausgehenden Renaissance beziehungsweise dem frühen Barock: Es war nicht alltäglich, wie vehement Martin Lehmann „Hodie Christus natus est“ von Sweelinck dirigierte. Die vielen Sechzehntel bei einem englischen Weihnachtslied klangen in der nicht einfachen Akustik der Kirche ein wenig verhuscht. Zwei Höhepunkte als Abschluss: „Adeste fidelis“ nicht nur als Wechselgesang, sondern auch im Wechsel Latein-deutsch und – fast zum Mitsingen – „O du fröhliche“. Begeisterte Ovationen.
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