Im überdachten Außenbereich der Wolfgang-Kubelka-Realschule Schondorf streut eine Sternensäule aus Lichtbeton diffus-zartblaues Licht. Am Herrschinger Ammerseeufer lockte „The coloured light“, ein pinkfarben leuchtender Cubus, Spaziergänger an. „Quelle des Lichts“ in Schwabach, „Transmitting light“ in Landsberg, die Rauminstallation „Mut“ in Denklingen mit unterschiedlichen Quellen für Helligkeit plus weitere, ähnliche Installationen: Am Licht, gepaart mit darin steckenden politischen Aspekten kommen diejenigen nicht vorbei, die sich mit der Künstlerin Cornelia Rapp beschäftigen. Es ist die Transformation, der stete Wandel vom Düsteren der Vergangenheit in eine helle Gegenwart, vielleicht auch die Zukunft, den Licht unterstützt und der die Aufmerksamkeit der Künstlerin erregt. Glas ist eines der oft verwendeten Materialien von Cornelia Rapp. Der Werkstoff lässt Licht fluten, vermag es zu brechen, seine Strahlkraft zu verändern. Dazu kommt etwas nicht leicht zu fassendes, geistig-spirituelles, das sich durch ihre Arbeiten zieht und einen innehalten lässt. Für ihre plastisch gewordenen Ideen, das Sichtbarmachen ihrer Gedankenwelt mit dem ihr eigenen, künstlerischen Ausdruck, wird der Bildhauerin Cornelia Rapp der Hubert-von-Herkomer-Preis der Stadt Landsberg verliehen.
Cornelia Rapp wurde 1957 in Berlin geboren. Im Jahr 1961, mit dem Bau der Mauer, zog die Familie in den Süden der Bundesrepublik Deutschland. 1978 absolvierte Rapp ihr Fachabitur in Weilheim und begann zwei Jahre später eine Lehre zur Holzbildhauerin in Garmisch-Partenkirchen, die sie 1983 erfolgreich abschloss. Es folgte ein fünfjähriges Studium der Bildhauerei in Verbindung mit Architektur bei Professor Leo Kornbrust an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seit 1989 ist Cornelia Rapp als Bildhauerin freischaffend tätig. Und das mit Haut und Haar, wie die 67-Jährige betont. „Die Kunst, das bin ich, meine ganze Lebensenergie steckt darin.“
Die Künstlerin hat eine besondere Technik entwickelt
Es sei ein hoher Preis, den der Beruf ihr abverlange. Mit der Schaffung von Skulpturen, der Gestaltung von Räumen sei es ja nicht getan. So müssten Aufträge generiert werden, was die Teilnahme an Ausschreibungen voraussetzt. Viele Skizzen seien anzufertigen und letztendlich stecke auch ein gehöriges Maß an Bürokratie darin, betont das Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler. „Ich merke mehr und mehr, wie ich mit meinen Kräften haushalten muss.“ Früher angebotene „Kinderateliers“ hat Rapp bereits aufgegeben. Neu in ihrem Kunstspektrum ist eine in den vergangenen Jahren entwickelte polydimensionale Technik. Es sind in mehreren Schichten aufgebaute Bilder, die Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges vereinen. Die Ebenen sind durchscheinend, folglich überlagern sich Zeitspannen und können so Geschichten erzählen. Diese großformatigen Arbeiten waren unter anderem bereits in der Zedergalerie Landsberg, der Galerie Sankt Ottilien und dem Malura-Museum Oberdießen ausgestellt.
Als weitere wichtige Arbeit nennt Cornelia Rapp das Friedensdenkmal auf der Bleiche in Gundelfingen. Die Anlage war 1938 von den Nationalsozialisten als „Heldendenkmal“ für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet worden. Der für die Zeit typische Monumentalbau sollte zudem Kriege verherrlichen. Abriss oder Umgestaltung? Die Verantwortlichen der Stadt Gundelfingen haben beschlossen, zu ihrer Geschichte zu stehen, Bau und Platz aber neu auszurichten. Cornelia Rapp erhielt gemeinsam mit einem Landschaftsarchitekten den Auftrag.
Die Auszeichnung ist für Cornelia Rapp eine große Ehre
Ihr erster Eindruck von der Anlage sei „ganz viel Dunkelheit“ gewesen, so Rapp. Das musste geändert werden. Als Grundfarbe für Platz und Monument wurde weiß gewählt. Die Künstlerin öffnete das Gebäude, ersetzte das dunkle Tor durch einen blauen Glaskubus, gestaltete zudem vier Stelen gleichen Materials für Widerstandskämpfer der Stadt. Glas als Sinnbild für Zerbrechlichkeit, blau als Farbe für Frieden und den Himmel – dazu die Möglichkeit des Durchschreitens: Da ist sie, die Transformation, die Cornelia Rapp so am Herzen liegt und die sie vor fast 20 Jahren in Landsberg bereits mit „Transmitting light“ in der ehemaligen Munitionsfabrik im Frauenwald umsetzte.
Über ihre Zukunft sagt die Bildhauerin, sie werde sich weiterhin an großen Wettbewerben mit Skizzen und Vorschlägen beteiligen. „Ich muss schließlich Geld verdienen mit meinem Beruf.“ Dass sie jetzt mit dem Kunst- und Kulturpreis der Stadt Landsberg ausgezeichnet wird, freut sie ganz besonders. „Es ist eine große Ehre für mich“, betont Cornelia Rapp. „Zumal ich nach Luise Rinser erst die zweite Frau bin, der dieser Preis zugesprochen wird.“ Die in Pitzling geborene Schriftstellerin war 1991 überhaupt die erste Person, die diesen Preis erhielt.
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