Ein ganz eigener, unverkennbarer, persönlicher Stil ist in den Bildern des 1987 in Landsberg geborenen Künstlers Johannes Wüst nicht zu erkennen. In den Werken, die derzeit im Kunsthaus Grimme in Landsberg hängen, macht die Gegensätzlichkeit, mit der er sich mit Perspektiven des Abstrakten und Gegenständlichen auseinandersetzt, die Spannung aus.
Dieser vermeintliche Gegensatz wird aufgehoben, in dem er Abstraktes und Konkretes changieren lässt. Zum Einsatz kommen unterschiedliche Werkstoffe, wie Kohle, Acryl und Öl, mit denen er in beeindruckenden künstlerischen Positionen Interpretationsmöglichkeiten schafft, in denen sich perspektivisch, architektonische Ansätze lesen lassen. Während seines Architekturstudiums an der TU Wien begeisterten ihn die Aktzeichnungen, die er als Kunstform in seiner Freizeit weiterentwickelte. In renommierten Architekturbüros konnte er reichlich Erfahrung in kreativen Arbeitsprozessen sammeln.
In Landsberg malt er vorwiegend realistische Porträts
Anfang 2022 zog Wüst mit seiner Familie von Wien zurück nach Landsberg und begann neben seiner Anstellung in einem Architekturbüro seine professionelle künstlerische Tätigkeit, in der er sich vorwiegend in realistischen Porträts dem Medium der Kohle widmet. Mit „Sylvia“ brachte er die Schwarz-weiß-Kontraste in anmutiger Weise auf die runde Pappe, ebenso effektvoll wie bei „Tanzende Hände“, in denen sich faszinierende Bewegungen erkennen lassen. Die „Iranische Frau“ in Kohle auf Leinwand, die sich mit der Schere, einfach drauflos, mit ernstem Gesicht ihre langen Haare abschneidet, symbolisiert auf eindrucksvolle Weise die Solidarität mit den Protesten im Iran, seit dem Tod von Masha Amini.
Bei „Chick mit Tschick“ hat die junge Frau mit langen schwarzen Haaren, rauchend vor dem geöffneten Kühlschrank sitzend, offensichtlich ganz andere Probleme. Eine eigene Dynamik verströmt die vom Familienhund in Habachtstellung beobachtete aktive „Familie am Meer“. In ihren Einträgen im Gästebuch zeigen sich die Besucher von dieser ausdrucksstarken Arbeit besonders berührt. Vom schwarz-weiß spannt sich der Bogen zu zurückhaltend eingesetzten Ölfarben auf Pappe bei „Betende Hände“, die mit schwarzem Rosenkranz, zusammen mit seiner Trägerin, eine gegenständlich sinnliche, anmutige Komposition ergeben.
Witzige Collagen sind in Landsberg auch zu sehen
Völlig losgelöst vom Gegenständlichen sind die gewagteren Farbkombinationen bei „Violetta“, einer Mixed-Media-Arbeit. Den geometrischen Formen huldigt der Künstler und Architekt beim „Treppenlauf“ in Acryl auf Leinwand. In der gleichen Technik mutet „Flying Ray“ in Dunkel-hell-Kontrasten eher surrealistisch an. Dagegen erfüllt die liebliche, unberührte Natur, in intensiver Farbigkeit mit Öl auf Leinwand gezaubert, alle Attribute der bildhaft künstlerischen Wiedergabe der Landschaftsmalerei. Die witzigen Collagen „John loves his sausage“ und „John loves his banana“ laden ebenfalls dazu ein, in die Gedankenwelt des Künstlers einzutauchen.
Die Ausstellung ist bis zum 15. September während der Öffnungszeiten des Kunsthauses Grimme in Landsberg donnerstags und freitags von 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr zu besichtigen.