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Landsberg: Adipositas und Fastenzeit: Eine Landsberger Selbsthilfegruppe erzählt

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Adipositas und Fastenzeit: Eine Landsberger Selbsthilfegruppe erzählt

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    Martina Baur, Birgit Blank, Eugenia Lettieri (hinten, von links) und Alexandra Bauer (vorne) finden Hilfe in der Adipositas-Selbsthilfegruppe Landsberg.
    Martina Baur, Birgit Blank, Eugenia Lettieri (hinten, von links) und Alexandra Bauer (vorne) finden Hilfe in der Adipositas-Selbsthilfegruppe Landsberg. Foto: Thorsten Jordan

    Mehr als die Hälfte der europäischen Bevölkerung ist übergewichtig. Mehr als 30 Prozent ist adipös. Das Klinikum Landsberg hat das Thema im Besonderen angenommen und das Adipositas Zentrum Oberbayern ins Leben gerufen. Hier hat sich auch eine Selbsthilfegruppe etabliert, in der Gleichgesinnte ihre Erfahrungen und Probleme austauschen. Wie wird die aktuelle Fastenzeit erlebt?

    Eugenia Lettieri ist seit acht Jahren Mitglied der Gruppe und außerdem ehrenamtliche Leitung. Die Krankheit Adipositas beginnt laut ihr im Kopf. Später geht diese dann auf den Körper über: Rheuma, Blutdruck, Diabetes. "Es sind so viele Krankheiten", sagt sie. Starke Medikamente wie Blutdrucksenker, Schmerzmittel und Kortison hindern wiederum das Abnehmen – ein Teufelskreis. Einst wog "Gina" selbst 130 Kilogramm. Vor sechs Jahren wurde sie darauf das erste Mal in Landsberg operiert. Krankenkassen stellen sich dabei meist quer, schließlich kosten derartige Operationen bis zu 8000 Euro. "Die vergessen die Probleme, die mit Adipositas kommen", bedauert Lettieri.

    Bis zu 15 Betroffene kommen in der Adipositas-Selbsthilfe in Landsberg zusammen

    Zwischen zehn und 15 Betroffene, Interessierte oder auch bereits operierte Patientinnen und Patienten treffen sich jeden ersten Montag des Monats um 18.30 Uhr im Untergeschoss (Personalbereich) der Klinik. Lettieri ist dankbar für die Gemeinschaft und die Hilfe, die sie durch die Gruppe erfahren hat, aber auch selbst weitergeben konnte. Laut Alexandra Bauer ist es "ein reger Austausch von Neu-Mitgliedern und alten Hasen". Die 51-Jährige leitet seit einem Jahr an Ginas Seite die Gruppe. "Bedingt durch meine Multiple Sklerose und meinem starken Übergewicht (149 Kilo) konnte ich mich kaum noch bewegen. Mein Alltag spielte sich überwiegend im Rollstuhl ab", erzählt die Landsbergerin. Durch eine Schlauchmagen-OP habe sie innerhalb von zwei Jahren insgesamt 55 Kilo abgenommen. Starkes Sodbrennen erforderte jedoch eine weitere OP, bei der man sich für einen "Roux-en-Y"-Magenbypass entschied. Dabei wird die Nahrungspassage durch den Magen-Darm-Trakt durch zwei künstlich geschaffene Verbindungen so umgeleitet, dass große Teile des Magens und Teile des Dünndarms umgangen werden. 

    Wenn Martina Baur unglücklich war, fand sie Trost im Essen. Sie litt an Diabetes, war zudem vielen Medikamenten unterworfen. "Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Gelenkprobleme – das war bei mir massiv", erinnert sich die 48-Jährige. Der Leidensdruck generell zu hoch. 2019 stellte sie sich mit 135 Kilogramm der Selbsthilfegruppe vor. Durch einen "Omega-Loop", einen Mini-Bypass, habe sie nicht nur abgenommen, sondern auch keinen Bluthochdruck und Diabetes mehr. Dadurch, dass bei der Operation ein Stück Darm entnommen wurde, nehme sie nur etwa 60 Prozent der Nährstoffe einer Mahlzeit auf – demnach auch weniger Zucker. Wichtige Vitamine erhält sie heute über zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel.

    Die Mitglieder gehen unterschiedlich mit der Fastenzeit um

    Gruppenmitglied Birgit Blank wurden vor einem halben Jahr insgesamt 900 Milliliter Magen entfernt. Die 43-Jährige lebt seitdem mit einem Schlauchmagen und habe bisher nur positive Veränderungen erkannt – körperlich sowie psychisch. Bereits 30 Kilo habe sie in der Zeit abgenommen. Tabletten, die den Blutdruck senken und das Herz entlasten, nimmt sie nicht mehr. 

    Während des nächsten Treffens am Montag, 6. März, will Eugenia Lettieri auch die Fastenzeit aufgreifen. "

    Alexandra Bauer will sich nur an zwei strenge Tage halten. "Aschermittwoch ist bei uns Käse-Tag. Karfreitag ist Fisch-Tag", sagt sie. Für Birgit Blank gebe es weder Süßigkeiten noch Alkohol in dieser Zeit. Martina Baur hingegen will nicht fasten. "Wenn ich jetzt fasten würde, dann wäre das für mich ein Zwang. Und dann wäre eine Essattacke wieder vorprogrammiert. Ich will einfach bewusster essen und passe ein bisschen besser auf", sagt sie.

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