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Landkreis Landsberg: Wird die Nachbarschaft im Kreis Landsberg zum ambulanten Pflegedienst?

Landkreis Landsberg

Wird die Nachbarschaft im Kreis Landsberg zum ambulanten Pflegedienst?

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    Im Landkreis Landsberg steigt der Pflegebedarf. Nun soll in vorerst zwei Orten eine professionell aufgezogene Nachbarschaftshilfe etabliert werden.
    Im Landkreis Landsberg steigt der Pflegebedarf. Nun soll in vorerst zwei Orten eine professionell aufgezogene Nachbarschaftshilfe etabliert werden. Foto: Kira Hofmann, dpa (Symbolfoto)

    Im Landkreis Landsberg führt der demografische Wandel zu einer zunehmenden Überalterung. Damit steigt in der Folge auch der Pflegebedarf, wobei es schon jetzt in diesem Bereich nicht ausreichend Personal gibt. „Eigentlich haben wir schon keine Zeit mehr“, sagte Landrat Thomas Eichiner (CSU) während einer gemeinsamen Sitzung des Senioren- und Sozialpolitischen Ausschusses sowie des Kreisausschusses mit Blick in die Zukunft: „Wir müssen jetzt neue Konzepte angehen.“ Ein solches wurde mit der "QuartierPflege", bei der haupt- und ehrenamtliche Unterstützung aus der Nachbarschaft im Fokus steht, vorgestellt. 

    Entwickelt wurde das Konzept vom gemeinnützigen Verein „Gesellschaft für Gemeinsinn“ mit Sitz in Leipzig, der in den Bereichen Alten- und Jugendhilfe, Umweltschutz, Kunst und Kultur sowie bürgerschaftlichem Engagement bundesweit tätig ist. Mit dem Modell "QuartierPflege" werde das Ziel verfolgt, den Fachkräftemangel zu lindern, sagte Vorstand Dr. Florian Kiel im Kreisausschuss. Wie es auf der Internetseite des Vereins heißt, sind Nachbarinnen und Nachbarn die einzige zahlenmäßig ausreichende Gruppe, die dafür infrage kommt. Die Vision: die Rahmenbedingungen für sie so umfassend zu verbessern, dass sich eine ausreichende Anzahl engagiert. Damit soll der Fachkräftemangel abgemildert werden, sodass eine flächendeckende pflegerische Grundversorgung auch in den nächsten Jahren garantiert ist. 

    Klare Aufgabenteilung zwischen Laien und beruflich Pflegenden

    Pro Fall müssten sich laut dem Konzept drei bis sechs Nachbarinnen und Nachbarn engagieren. Die Koordination und fachliche Begleitung erfolgt durch hauptamtliches Personal. Um anspruchsvolle pflegerische Tätigkeiten würden sich professionelle Pflegekräfte kümmern. Nachbarinnen und Nachbarn könnten sich je nach Wunsch und Tätigkeiten ehrenamtlich, in Teilzeit oder in Vollzeit engagieren, angestellt oder freiberuflich. Ein Beispiel: Einmal im Monat etwas vorlesen ist nach Angaben des Vereins ein Ehrenamt, dreimal in der Woche einkaufen, kochen oder bei der Körperpflege helfen sind Tätigkeiten, die regulär zu entlohnen sind. Die laufenden Kosten für ein Quartier sind laut Kiel durch Mittel aus der Pflegeversicherung gedeckt.

    Laut Sitzungsvorlage könnte ein Quartier rund 1500 Menschen umfassen. Ziel ist es, die Einstiegshürden zu reduzieren, außerdem soll es eine klare Aufgabenteilung zwischen Laien (Fürsorge, Hauswirtschaft, bis hin zur Grundpflege) und beruflich Pflegenden (Behandlungspflege). In das Konzept ließen sich auch Menschen mit Demenz oder Menschen mit Behinderung integrieren. Offene Seniorenarbeit, Quartiersmanagement und Pflege könnten verknüpft werden.

    Landrat Eichinger: „Das ist mit der beste Versuch, den wir haben“

    Die Kosten für die Umsetzung in einem Quartier belaufen sich auf rund 120.000 Euro im Jahr, wodurch das Fallmanagement, aber auch die Projektleitung finanziert werden. Für das Projekt sollen Fördermöglichkeiten genutzt werden. Im Landkreis Landsberg steht bereits fest, wo das Konzept erprobt werden soll. Im Landsberger Ortsteil Erpfting sollen vorhandene Strukturen genutzt werden: Laut Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) ist der Bedarf hoch und es gibt bereits eine Seniorenmanagerin, die „sehr erfolgreich“ arbeite. Auch in der Gemeinde Geltendorf soll "QuartierPflege" etabliert werden, weitere Kommunen sind an einer Umsetzung zu einem späteren Zeitpunkt interessiert.

    Erich Püttner (UBV) sah sich an die „alte, gute Nachbarschaftshilfe“ erinnert, allerdings komme mit dem Konzept eine andere Qualität rein. „Ich denke, andere werden nachziehen“, sagte er über das noch recht jungen Projekt. Nachfragen drehten sich um die längerfristige Finanzierung, die Sicherstellung der Qualität und die Zahl der nötigen Helferinnen und Helfer. Letztlich empfahl der Senioren- und Sozialpolitische Ausschuss dem Kreisausschuss die Umsetzung des Konzepts (eine Gegenstimme), der anschließend grünes Licht gab (zwei Gegenstimmen). „Das ist mit der beste Versuch, den wir haben“, sagte Landrat Eichinger, der begrüßte, dass eine zweite Instanz geschaffen werde. „Es geht um das Leben der Menschen.

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