Ab dem kommenden Frühjahr werden sich wieder zahlreiche Eltern im Landkreis Landsberg auf die Suche nach einem Platz in einer Kinderkrippe oder einem Kindergarten machen und ihren Nachwuchs anmelden. Unter rund 90 Einrichtungen können sie auswählen. Zwischen März und Juni werden die Plätze für das neue Kindergartenjahr vergeben. Wer keinen Platz bekommt, der wendet sich an das Amt für Jugend und Familie am Landratsamt, das dann eine Lösung finden muss. Und das gestaltet sich Jahr für Jahr schwieriger, wie Sachgebietsleiterin Maria Geirhos jetzt in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Kreistags sagte. Ein einheitliches Anmeldesystem soll die Arbeit erleichtern. Doch die Stadt Landsberg macht dabei erstmal nicht mit.
In den rund 90 Kinderbetreuungs-Einrichtungen im Landkreis werden derzeit etwa 6500 Mädchen und Buben betreut. Den steigenden Bedarf an Plätzen versuchen die Gemeinden stetig zu decken, doch teilweise kommen sie dem Ausbau von Kindergärten und Krippen kaum hinterher, zudem fehlt es vielerorts am Personal. „Es ist gerade nicht einfach, einen Betreuungsplatz zu finden. Wir haben Anfragen, die wir nicht bedienen können“, schilderte Maria Geirhos die aktuelle Situation. Als Beispiel nannte sie einen Fall aus Landsberg: Sie habe mittlerweile 75 Anrufe getätigt, um einen Betreuungsplatz für das Kind zu finden. Das liege unter anderem auch daran, dass es kein einheitliches Anmeldesystem gibt, das einen Überblick bietet.
Die Anmeldung eines Kindes für einen Betreuungsplatz erfolgt derzeit direkt über die jeweilige Kindertageseinrichtung. Nur in Geltendorf, Dießen, Kaufering und Landsberg gibt es ein zentrales Anmeldeverfahren. Deswegen strebt das Amt für Jugend und Familie ein landkreisweites Verfahren an und favorisiert dabei ein System, das bereits in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen und Miesbach angewendet wird. Es handelt sich dabei um das Online-Portal „Little Bird“. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen können Eltern maximal fünf Anfragen pro Kind stellen. Diese dürfen frühestens 18 Monate vor dem gewünschten Betreuungsbeginn gestellt werden. Die Kindertagesstätte meldet sich bei den Erziehungsberechtigten zurück. Das Elternportal ist jederzeit vom Smartphone, Tablet oder PC aus erreichbar. Platzanfragen können aber auch direkt in der jeweiligen Kindertagesstätte gestellt werden.
Die Mehrheit der Bürgermeister steht dem System positiv gegenüber
Maria Geirhos und Abteilungsleiter Peter Rasch haben sich vor Ort über das Anmeldeverfahren informiert. Es würde Kommunen und Landratsamt entlasten und sei auch ein Fortschritt für Eltern, die sich jederzeit über den Bearbeitungsstand informieren könnten. Ein einheitliches System sorge für mehr Transparenz, meinte Peter Rasch in der Sitzung. Die Kosten liegen bei rund 27.000 Euro im Jahr, zudem müsste eine Vollzeitstelle (60.000 Euro im Jahr) geschaffen werden. Eine Umsetzung im nächsten Jahr wäre möglich. Wichtig wäre laut Geirhos allerdings auch ein einheitlicher zeitlicher Rahmen. Denn bisher gibt es im Landkreis ganz unterschiedliche Vergabezeiten. Wie die stellvertretende Landrätin Monika Horner-Spindler (CSU) sagte, stünden auch die meisten Bürgermeister dem System positiv gegenüber. Sie leitete die Sitzung in Vertretung von Landrat Thomas Eichinger (CSU).
Wie Rasch und Geirhos in der Sitzung informierten, möchte sich die Stadt Landsberg allerdings vorerst nicht an dem neuen Anmeldesystem beteiligen. Denn dort ist seit wenigen Jahren die Anmelde- und Verwaltungssoftware „Kivan“ im Einsatz. Eltern bekommen dort unter anderem eine Übersicht über das bestehende Angebot aller Träger (städtische, kirchliche und sonstige freie Träger) und eine zentrale Anmeldemöglichkeit. Außerdem können Kinder damit ganzjährig für einen Krippen- oder Kindergartenplatz angemeldet werden. Peter Rasch betonte, es wäre wünschenswert, wenn alle 31 Kommunen des Landkreises mitmachen würden. Und Kreisrat Felix Bredschneijder (SPD), gleichzeitig auch Dritter Bürgermeister in Landsberg, sagte, er würde es unterstützen, wenn die Stadt das System wechselt.
Kritisch äußerte sich Andreas Lehner, der Geschäftsführer des Kreisverbands des Roten Kreuzes, zu einem einheitlichen Anmeldeverfahren. Das Rote Kreuz ist Träger zahlreicher Kinderbetreuungs-Einrichtungen im Landkreis. Aufgrund der kleinteiligen Strukturen in der Region sieht Lehner kaum Nutzen für Kommunen und Träger. Das habe sich auch beim neuen Vergabeverfahren der Stadt gezeigt, das mitunter für Verwirrung sorge. „Mit der Einführung eines solchen Programms werden nicht alle Probleme gelöst“, sagte er. Als Beispiel nannte er Mehrfachanmeldungen oder den Personalmangel. Es sei immer zusätzliche Kommunikation notwendig. Zudem sei ein einheitliches System wenig sinnvoll, wenn sich die Stadt mit rund einem Viertel der Landkreisbevölkerung (rund 30.000 Einwohner) nicht daran beteilige.
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