Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Landsberg: Wenn in der Gastronomie ohne die Familie nichts mehr geht

Landkreis Landsberg

Wenn in der Gastronomie ohne die Familie nichts mehr geht

    • |
    Eva Mavrastopoulos muss  in der Likka am Peter-Dörfler-Weg in Landsberg auch selber bedienen, da nicht immer genug Personal zu bekommen ist.
    Eva Mavrastopoulos muss in der Likka am Peter-Dörfler-Weg in Landsberg auch selber bedienen, da nicht immer genug Personal zu bekommen ist. Foto: Thorsten Jordan

    Schönes Wetter, volle Außengastronomie schon in den Morgenstunden und trotzdem hakt es in diesem Jahr in Sachen Gastronomie.

    Eva Mavrastopoulos hier im Bild mit den Gästen Monika Arndt (aus Zellerberg) und Ingeborg Heidenreich (aus Buchloe).
    Eva Mavrastopoulos hier im Bild mit den Gästen Monika Arndt (aus Zellerberg) und Ingeborg Heidenreich (aus Buchloe). Foto: Thorsten Jordan

    Dann sei alles voll und alle in der Gastro haben zu wenig Personal. "Jetzt geht ohne die Familie nichts mehr, sie muss einspringen, denn auch wenn wir Personal haben, sagt es manchmal sehr kurzfristig ab, oder kommt einfach nicht und ich stehe dann an einem Samstag alleine hinter der Theke.“ Nicht immer steht den ganzen Tag ein Koch zur Verfügung. "Wir haben deshalb schon länger am Sonntag nach dem Frühstück nur noch Getränke und Kuchen im Angebot“, so Mavrapostolos. In der Likka haben seine Kinder Panagiotis und Evangelia mit das Ruder übernommen, mit vielen Neuerungen und einer modernen Speisekarte. "Im Frühjahr war es sehr schwierig. Die Wettervorhersagen waren unzuverlässig, ich wusste nie, wie viel Personal ich brauche und ich musste den Service immer wieder neu planen.“ Er hofft jetzt auf viel Sonne und auch Bewerbungen. 

    Auch günstiger Wohnraum für Mitarbeiter ist in Landsberg ein Problem

    Hier in Landsberg gibt es zudem noch das Problem, für seine Mitarbeiter günstige Wohnungen zu finden. Deshalb hat Mavrapostolos drei Betriebswohnungen gemietet, damit die Mitarbeiter wenigstens nicht auf Wohnungssuche gehen müssen, sondern Wohnraum bereits da ist. 

    Christian Fischer vom Brückenwirt in Kaufering hatte im Frühjahr die Idee der Schulen aufgegriffen, (LT berichtete) um den Nachwuchs zu fördern. "Wir hatten im Frühjahr je eine Schulklasse von Montag bis Mittwoch bei uns zu Gast, die sich über das BFZ (Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft)angemeldet hat, um eine Gastronomie anzuschauen. Damit wollen wir viele Infos für junge Leute geben, die diesen Beruf ergreifen wollen."

    Das Betriebsklima ist wichtig, sagt Villa-Rosa-Chefin Valentina Hamberger

    In der Villa Rosa in Landsberg hat Chefin Valentina Hamberger Minijobber beschäftigt. "Das klappt gut. Wir haben ein gutes Betriebsklima und sie bekommen ja zusätzlich noch Trinkgeld." Es seien viele Studenten dabei, denen die Arbeit Spaß macht. In der Küche ist ein Profi beschäftigt. Torsten Endt ist gelernter Koch und seine Themenabende in der Villa sind meist ausgebucht. "Besonders der Tapas-Abend zieht auch Leute aus der ganzen Region an", sagt Hamberger. Das ist dann wieder eine Herausforderung in Sachen Personal. "Aber die Villa Rosa ist ja nicht so groß, Torsten und ich können kochen und überall aushelfen." Generell meint sie zum Personalmangel: "Für die Gastronomie muss man brennen, das muss man in sich haben, und nicht durchdrehen, wenn es mal im Sommer voll ist."

    Wenig erfreut ist sie darüber, dass sie wegen des Ruethenfestumzugs ihre Außenterrasse abbauen muss. "Das ist ein enormer Aufwand für einen Tag, vor allem wegen der integrierten Schirme, dafür geht viel Arbeitszeit drauf." Sie sei selbst Mitglied im Ruethenfestverein und verstehe die Sicherheitsvorkehrungen. "Aber wir haben nachgemessen, es gibt im Hinteranger-/Vorderangerbereich engere Stellen als bei uns. "Wir hätten die Terrasse ja beim Umzug geschlossen. Aber abbauen ist übertrieben. Es ist schade, dass sich niemand vom Verein das hier vor Ort mal angeschaut hat", sagt Hamberger.

    Die Außenbewirtung in der Villa Rosa im Vorderen Anger.
    Die Außenbewirtung in der Villa Rosa im Vorderen Anger. Foto: Thorsten Jordan

    Der Chef der Landsberger Gastwirte, Philipp Krause von Dehoga Bayern (Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband) sagt: "Wir haben im Landhotel Enthart immer viele Praktikanten, damit der Beruf auch den Schülerinnen und Schülern im Kopf bleibt. Und die Schüler empfehlen gute Betriebe für die Ausbildung weiter und teilen ihre Erfahrungen. Das ist eine gute Mundpropaganda." Die Gastronomie habe auch viele schöne Seiten und das müsse man vermitteln." Die Schüler hätten alle gleich lange Anfahrtszeiten zu den Schulen in München, Augsburg oder Kempten. "Wir liegen mitten drin", so Krause. Es gebe, und das sei wichtig, zudem nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern überhaupt einen Mangel an Arbeitskräften. "Das fängt beim Spülen an, das will kaum mehr einer machen." Er zahle beispielsweise Zuschläge am Wochenende, um den Anreiz zu erhöhen, da zu arbeiten. "Wir müssen diese Anreize schaffen, denn gute Mitarbeiter sind die Voraussetzung für alles. Nur so bekomme man zufriedene Kunden." 

    Gastronomie ist eines der schönsten Gewerke überhaupt

    Für ihn sei die Gastronomie eines der schönsten Gewerke überhaupt. "Man ist täglich mit Menschen zusammen, schaut in ihre Gesichter, wenn ihre Wünsche erfüllt werden, das muss man im Herzblut haben", so Krause. Wichtig sei, dass sich die Angestellten wohlfühlen, deshalb sei bei ihm für Angestellte jedes zweite Wochenende frei. "Das mit dem Arbeiten am Wochenende trifft ja nicht nur unsere Branche, sondern viele andere wie Polizei, Rettungsdienst, Journalisten, die müssen auch arbeiten." Corona sei sehr schwer gewesen, aber man merke jetzt, wie wichtig es den Menschen ist, wieder wegzugehen. "Sie sehen, wie wichtig die Gastro ist, das ist wenigstens ein guter Nebeneffekt." In Landsberg, sagt Krause, sei der Zusammenhalt unter den Wirtinnen und Wirten gut, auch in Sachen Nachwuchswerbung. "Wir wollen immer mehr Schulen in die Betriebe holen, damit sie sich informieren können." 

    Woran liegt es, dass viele Betriebe keine Mitarbeiter mehr finden? Das ist nicht nur auf die Gastronomie beschränkt. Das LT will diesem Thema auf den Grund gehen und in einer Serie Betroffene auch im Einzelhandel befragen. Haben Sie als Kunde oder Betrieb Anregungen oder wollen Sie Ihre Situation darstellen. Gibt es Ideen oder was sind die Gründe für diese Situation. Wir starten dazu eine Serie. Auch im Ammerseebereich unserer Zeitung. Sie können sich gerne bei uns unter 08191/326220 melden oder per Mail unter redaktion@landsberger-tagblatt.de Anregungen senden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden