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Landkreis Landsberg: Warum Campen im Landkreis Landsberg immer beliebter wird

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Warum Campen im Landkreis Landsberg immer beliebter wird

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    Garvin Sohns und seine Partnerin Tina Stangl freuen sich auf den ersten Urlaub mit dem neuen Wohnanhänger.
    Garvin Sohns und seine Partnerin Tina Stangl freuen sich auf den ersten Urlaub mit dem neuen Wohnanhänger. Foto: Christian Rudnik

    Nur der schmale Grundriss und die Luken an den Seitenwänden deuten darauf hin, dass man sich gerade nicht etwa in einem modern ausgestatteten Hotelzimmer befindet, sondern im Inneren eines Wohnwagens. Die Holzoptik der Einrichtung wirkt edel. Auf gut neun Metern Länge und zweieinhalb Metern Breite sind ein Bett, eine Dusche, eine Küchenzeile und eine gepolsterte Sitzecke untergebracht. Eben all die Dinge, die sich Urlauber auch in ihrer Unterkunft wünschen. Besitzer Garvin Sohns und seine Lebensgefährtin Tina Stangl steht die Vorfreude ins Gesicht geschrieben. Denn bald soll es mit der mobilen Herberge erstmals auf Reisen gehen. Wie viele andere Menschen, hat auch das Paar aus dem Landkreis Landsberg das Campen für sich entdeckt. Die Szene boomt, die Plätze in der Region sind ausgelastet. Und das hängt auch – aber nicht nur – mit der Corona-Krise zusammen.

    Garvin Sohns hat schon vor der Pandemie mit dem Gedanken gespielt, sich einen Wohnwagen zuzulegen. „Auf einer Messe haben wir dann genau dieses Modell gesehen“, erzählt der 41-jährige Berufssoldat aus Kaufering. Im Juli machte er sich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Tina Stangl aus Penzing schließlich auf den langen Weg ins gut 900 Kilometer entfernte Stralsund, um den Wohnwagen bei einem Händler abzuholen. Bei der Gelegenheit probierten Sohns und Stangl ihr „Haus auf Rädern“ auch gleich aus. Das Fazit: „Es schläft sich wie im eigenen Bett.“

    Verkaufszahlen eines Landsberger Wohnmobil-Händlers steigen rasant

    Die beiden versprechen sich durch die Anschaffung künftig mehr Flexibilität im Urlaub. „Mit einem Wohnwagen unterwegs zu sein, ist einfach praktisch. Wir können die Räder mitnehmen“, sagt Garvin Sohns. „Außerdem sind wir nicht mehr an einen Ort gebunden.“ In Zeiten der Corona-Krise werde außerdem das Thema Hygiene immer wichtiger, ergänzt Tina Stangl. „Wir haben nun unser eigenes Bett und eine eigene Toilette – das ist gerade jetzt ein gutes Gefühl.“ Auch Sohns’ Hund habe bei der Anschaffung eine Rolle gespielt. Für ihre Besitzer ist es gar keine Frage, dass die siebenjährige Kira künftig auf Reisen immer dabei sein wird. „Es gibt sogar Campingplätze mit Hundestränden oder Hundeduschen“, sagt Stangl.

    Der Innenbereich von Sohns' neuem Wohnwagen.
    Der Innenbereich von Sohns' neuem Wohnwagen. Foto: Christian Rudnik

    Garvin Sohns und Tina Stangl sind nicht die einzigen, die das Campen für sich entdeckt haben. Das verrät ein Besuch beim Wohnmobil-Händler La Marca im Landsberger Industriegebiet. Auf dem Verkaufsgelände ist es momentan ausgesprochen eng. Die weißen Fahrzeuge sind dicht nebeneinander abgestellt, gefühlt wird jeder Zentimeter Platz genutzt. Allerdings nicht, weil es an Abnehmern mangeln würde. Im Gegenteil: „Die Branche befindet sich schon seit vielen Jahren im Aufschwung“, sagt Karl Schlössl, Prokurist und Vertriebsleiter des 2018 gegründeten Unternehmens. „Was wir aber während der Corona-Krise erleben, ist der Wahnsinn.“

    Am Landsberger Campingplatz ist an den Wochenendes viel los

    In den vergangenen Monaten sind La Marcas Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 90 Prozent gestiegen, verrät Schlössl. Manche Vermieter, mit denen der Betrieb zusammenarbeitet, seien gar bis Mitte nächsten Jahres ausgebucht: „Sie versuchen nun, Fahrzeuge nachzukaufen.“ Insgesamt stehen an La Marcas Standorten in und um Landsberg 300 Fahrzeuge zum Ausliefern bereit, darunter auch von der Eigenmarke des Landsberger Betriebs. Diese werden im spanischen Saragossa hergestellt – im kommenden Jahr soll auch im Landkreis Landsberg eine Produktionshalle entstehen. Kleinere Vans sind ab rund 35000 Euro zu haben, bei den großen Reisemobilen gibt es preislich kein Limit. Sonderwünsche sind laut Schlössl keine Seltenheit – etwa eine spezielle Markise oder ein integriertes Kinderbett. „In einem Fahrzeug haben wir sogar eine Dialysestation eingebaut.“

    Karl Schlössl vom Landsberger Wohnmobil-Händler La Marca berichtet von steigender Nachfrage während der Corona-Krise.
    Karl Schlössl vom Landsberger Wohnmobil-Händler La Marca berichtet von steigender Nachfrage während der Corona-Krise.

    Dass der Handel mit Wohnmobilen als eine der wenigen Branchen von der Corona-Pandemie zu profitieren scheint, wirkt kaum verwunderlich. In der Krise müssen die Menschen auf vieles verzichten – die Sehnsucht nach einer Auszeit vom Alltag wächst dadurch. „Kreuzfahrten und lange Flugreisen sind derzeit nicht möglich. Viele wollen ihre freie Zeit trotzdem nutzen und wenigstens für ein paar Tage wegfahren“, sagt Schlössl. Und das sei mit einem Wohnmobil oder Wohnwagen nun einmal gut möglich.

    Die verstärkte Nachfrage bekommen auch die Campingplätze in der Region zu spüren: „Am Wochenende sind wir oft ausgebucht. Zu uns verschlägt es viele Durchreisende, aber auch Touristen“, sagt zum Beispiel Sergej Nikolajenko vom Landsberger Campingplatz.

    Zur Premiere geht es auf die kroatische Insel Cres

    Wohnmobilhändler Karl Schlössl hat festgestellt, dass sich die Reisegewohnheiten der Deutschen generell geändert haben. „Die Leute wollen heutzutage im Urlaub mobil sein und nicht mehrere Wochen an Ort und Stelle bleiben.“ Während der Corona-Krise kämen viele Neukunden zu La Marca, die Camping erst jetzt für sich entdeckt haben. Ganz dem Klischee entsprechend werden Schlössl zufolge viele Wohnmobile an Aussteiger verkauft – oft inklusive eigener Solaranlage und Satellitenschüssel. Erst kürzlich habe ein älteres Ehepaar aus Landsberg sein Haus verkauft und das Geld in einen Camper investiert. „Die beiden wollen in den kommenden Jahren so viel herumkommen wie möglich.“

    Das haben sich auch Garvin Sohns und Tina Stangl zum Ziel gesetzt. „Wir sehen das Ganze als eine Investition, an der wir über Jahre unsere Freude haben werden“, sagt Sohns. Der ersten Reise – im September geht es auf die kroatische Insel Cres – sollen viele weitere folgen. „Ich denke, wir werden bevorzugt dahin fahren, wo die Sonne scheint“, sagt Stangl.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Der Camping-Boom wird anhalten

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