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Landkreis Landsberg: Über 150 Einsätze: So wirken sich Dauerregen und Hochwasser auf die Region Landsberg aus

Landkreis Landsberg

Über 150 Einsätze: So wirken sich Dauerregen und Hochwasser auf die Region Landsberg aus

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    Am erst kürzlich eröffneten Rückhaltebecken in Igling tritt das Wasser am Samstagnachmittag deutlich über die Ufer der Singold.
    Am erst kürzlich eröffneten Rückhaltebecken in Igling tritt das Wasser am Samstagnachmittag deutlich über die Ufer der Singold. Foto: Christian Rudnik

    Sei es eine Spielplatzeinweihung in Schwifting oder der "LechStadtFlohmarkt" auf der Waitzinger Wiese in Landsberg: Aufgrund des Starkregens mussten an diesem Wochenende bereits etliche Veranstaltungen abgesagt werden. Auch das Landsberger Streetfood Festival bleibt am Samstag aufgrund der schlechten Wetterlage geschlossen, teilt der Veranstalter mit. Aber dramatische Szenen wie im Unterallgäu oder im Landkreis Augsburg bleiben in der Region Landsberg bislang aus. Am Sonntag hat sich die Lage im Landkreis beruhigt.

    Hauptproblem im Kreis Landsberg sind vollgelaufene Keller

    Angesichts des Dauerregens hat der Deutsche Wetterdienst für nahezu ganz Bayern - und auch für den Landkreis Landsberg - eine Warnung ausgesprochen. Demnach herrscht eine "Gefahr für Leib und Leben" durch Überflutungen von Straßen und Gebäuden in der Nähe von Gewässern.

    Seit Samstagmorgen, 6 Uhr, ist die Kreiseinsatzzentrale (KEZ) im Landratsamt im Dienst, um die Lage, die Einsätze zu koordinieren. Um 9 Uhr habe Kreisbrandmeister Tobias Resch die örtliche Einsatzleitung übernommen. Die KEZ informiert, dass aktuell hauptsächlich die Gemeinde Igling und der nördliche Landkreis Landsberg (Scheuring, Prittriching) betroffen sei. Hauptproblem sind demnach vollgelaufene Keller, verursacht überwiegend durch kleine Bäche, die über die Ufer treten und die überlastete Kanalisation. Zusammen mit dem THW waren gegen 11.30 Uhr etwa 300 Einsatzkräfte im Einsatz.

    Wasserwirtschaftsamt Weilheim: "Lech stellt derzeit kein Problem dar"

    Nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamts Weilheim, stellt der Lech derzeit kein Problem dar, auch der Windachspeicher ist derzeit noch aufnahmefähig. Die KEZ bittet die Bevölkerung dringend, die Notrufnummer 112 nicht für Nachfragen oder als Infohotline zu nutzen, etwa um zu fragen, wo es Sandsäcke gebe. Beim Feuerwehrgerätehaus in Kaufering können bei Bedarf Sandsäcke abgeholt werden.

    In der Polizeiinspektion Landsberg war man am Samstagvormittag noch relativ entspannt. Sämtliche Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer werden um eine besonders umsichtige Fahrweise gebeten. Ansonsten gebe es immer wieder Einsätze, jedoch „nichts Dramatisches“, heißt es von der Dienststelle. 

    Autofahrer berichten zudem von vollgelaufenen Unterführungen entlang des Verlorenen Bachs in den Gemeinden Weil und Penzing. 

    Erste Hochwasserschutzmaßnahmen wurden in Prittriching aufgebaut

    Die Feuerwehren sind am Samstag gut beschäftigt. „Wir fahren seit heute Nacht durch“, berichtet Alicia Helmberger von der Feuerwehr Landsberg am Samstagmittag. Aktuell sei ein Fahrzeug in Prittriching. Dort werde ein Hochwasserschutz aufgebaut, um die Häuser zu schützen. Außerdem komme es im gesamten Landkreis zu vollgelaufenen Kellers, berichtet sie. Überall sei etwas los. Es gebe viele kleinere Einsätze, die abgearbeitet werden müssten. Aber auch von der Feuerwehr Landsberg gibt es die Rückmeldung, dass es bislang nicht zu größeren Vorkommnissen gekommen sei. 

    Laut Prittrichings Bürgermeister Alexander Ditsch sei die Situation vor Ort unter Kontrolle: „Wir haben leichte Hochwasserschutzmaßnahmen aufgebaut und werden alle zwei Stunden die aktuelle Lage kontrollieren", berichtet Ditsch gegen 12.45 Uhr. Beim Hochwasser im Jahre 1999 sei die Situation extremer gewesen, erinnert sich der Prittrichinger Bürgermeister. „Aber der Regen dauert noch an, wir wissen ja nicht, was in den nächsten 24 Stunden kommt“, gibt Ditsch zu bedenken. 

    Die Unteriglinger Straße in Richtung Hurlach ist am Samstag gesperrt

    Überflutete Felder, Keller und Unterführungen: Seit Freitagabend waren die Einsatzkräfte auch in Igling im Dauereinsatz. Bürgermeister Günter Först war am frühen Samstagnachmittag am Hochwasserrückhaltebecken, das zu diesem Zeitpunkt zur Hälfte voll war. Im Ortsteil Holzhausen entspanne sich die Lage momentan, schildert er. In Igling sei die Feuerwehr im Einsatz, um Keller auszupumpen: „Die Kanalisation schafft diese Mengen nicht mehr.“ Die Unteriglinger Straße nach Hurlach wurde zudem gesperrt. „Der Dorfbach ist über die Ufer getreten, deswegen kann dort keiner mehr fahren“, berichtete der Iglinger Bürgermeister.

    Dass das Ende April eingeweihte Iglinger Rückhaltebecken so schnell zum Einsatz kommen würde, hätte Först nicht gedacht. „Wir sind natürlich froh, dass es so ist“, sagt Först, der sich bei den Feuerwehren bedankt. Im Hinblick auf die Katastrophenlage in den nahegelegenen Nachbarlandkreisen Augsburg und Unterallgäu ist dem Iglinger Bürgermeister bewusst: „Da drüben ist es wesentlich schlimmer.“ 

    Unter anderem auf dem Hof von Landwirt Rudolf Widmann aus Holzhausen kamen am Samstag Sandsäcke zum Einsatz. Im Hochwassergebiet wohnend sei er diese Situation schon gewohnt, schildert er im Gespräch mit unserer Redaktion einen Tag später. "Solange das Wasser nicht in Haus und Hof läuft, ist es kein Problem", sagt der Forstwirt, der schon Schlimmeres erlebt habe: "Im August 2000 ist das Wasser durch den Stall gelaufen", erinnert er sich.

    Dauerregen im Landkreis Landsberg: Einsatzkräfte haben über 150 Einsatzfälle abgearbeitet

    Im Feuerwehrhausgerätehaus in Kaufering brennt am Samstagnachmittag Licht. Dort gibt Kommandant Markus Rietig Sandsäcke aus, die im Ausbildungszentrum der Feuerwehren in Pürgen befüllt wurden. Bislang sei das Angebot „nur vereinzelt“ in Gebrauch genommen worden, sagt der Kauferinger Kommandant.

    Unterstützung für die Einsatzkräfte im Dauereinsatz gab es auch in Form von Süßem. Landsbergs Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl backte für die Freiwillige Feuerwehr einen Rhabarberkuchen. „Die ergiebigen Regenfälle im Landkreis Landsberg halten uns seit heute Nacht immer wieder auf Trab. Danke für den wertschätzenden Besuch, Doris Baumgartl, den Kuchen werden wir uns schmecken lassen“, teilte die Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr auf Instagram mit.

    Aus der Kreiseinsatzzentrale heißt es gegen 16.15, dass die Einsatzkräfte insgesamt etwa 150 Einsatzfälle abgearbeitet hätten, 25 seien noch offen. Hauptbrennpunkt bleibt die Lage in Prittriching am Verlorenen Bach. Am Feuerwehrausbildungszentrum in Pürgen können am Samstag, bei Bedarf, noch bis 22 Uhr Sandsäcke abgeholt werden. 

    Kinoparkplatz in Penzing überflutet: Feuerwehren können Schlimmeres verhindern

    Während das Ortsgebiet Kaufering vom Hochwasser weitgehend verschont wurde, unterstützte die Kauferinger Feuerwehr die umliegenden Gemeinden bei der Bewältigung der Hochwasserfolgen. So war am Kauferinger Bahnhof am Freitag und Samstag ein Sickerschacht vollgelaufen und drohte in das Bahnhofsgebäude zu laufen. Die Feuerwehr pumpte den Sickerschacht mit einer Tauchpumpe aus. Im benachbarten Igling unterstützten die Kauferinger beim Auspumpen vollgelaufener Keller. Währenddessen entwickelte sich am Cineplex Kino in Penzing ebenfalls eine kritische Lage: „Hier drohten die Wassermassen von einem bereits überfluteten Parkplatz in das Kino zu laufen. Gemeinsam mit den Einsatzkräften aus Penzing und Oberbergen pumpte die Feuerwehr Kaufering das Wasser mit mehreren Pumpen ab. Durch diese gemeinsamen Kraftanstrengungen konnte größerer Schaden verhindert werden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kauferinger Feuerwehr.

    Wasserwirtschaftsamt Weilheim: Niederschläge im Kreis Landsberg haben nachgelassen

    Die Niederschläge haben mittlerweile nachgelassen, teilt der Hochwassernachrichtendienst Bayern am Sonntagnachmittag, gegen 13 Uhr mit. Der Pegel Eching/Windach befinde sich nicht mehr in der Meldestufe 3 und habe eine fallende Tendenz. Der Windachspeicher befinde sich in Meldestufe 1. Der Pegel Stegen/Ammersee habe die Meldestufe 1 erreicht. Die Pegelstände steigen laut Hochwassernachrichtendienst weiterhin, jedoch wird die Meldestufe 3 voraussichtlich nicht überschritten. "Es können jedoch immer wieder schauerartig verstärkte Regenfälle auftreten, die gegebenenfalls zu einem Wiederanstieg der Pegel führen. Auch kleine Gewässer ohne Meldestufen können über die Ufer treten", heißt es auf der Webseite des Hochwassernachrichtendienstes.

    Laut der Kreiseinsatzzentrale hat sich die Lage im Landkreis beruhigt: "Wir haben wieder normales Einsatzgeschehen." Alle Pegel inklusive Lech seien am sinken. Eine Ausnahme stellt der Ammersee dar: Dort ist laut Hochwassernachrichtendienst erwartungsgemäß Meldestufe 1 überschritten, Tendenz steigend. 

    Landsberger Feuerwehrkommandant: "Die Stadt ist relativ glimpflich davongekommen.“

    Die Polizei Landsberg kann am Sonntagmorgen ebenfalls Positives berichten: Bisher soll es im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion mit Ausnahme weniger Verkehrsmaßnahmen zu keinen unwetterbedingten Schadenslagen gekommen sein, die polizeiliche Maßnahmen erfordert hätten. 

    Am Sonntag sieht die Situation besser aus: So berichtet Christian Wind, stellvertretender Kommandant der Landsberger Feuerwehr: „Die Stadt ist relativ glimpflich davongekommen.“ In Landsberg hätten die Einsätze ab dem Nachmittag permanent abgenommen, nach 19 Uhr habe es keine Einsätze mehr im Stadtgebiet gegeben, teilt der Zweite Kommandant mit. Am Sonntag habe die Feuerwehr Landsberg nur noch ihre Geräte gereinigt und alles auf Normalbetrieb zurückgebaut. 

    Auch in Prittriching und Igling hat sich die Lage entspannt. „Die Feuerwehr hat den Notfall aufgehoben“, berichtet Prittrichings Bürgermeister Alexander Ditsch. Der Pegel des Bachs sei wieder um 20 Zentimeter gesunken und somit bestehe momentan keine Gefahr. Für die kommenden Stunden wolle man ein wachsames Auge über die Lage vor Ort behalten. Schäden habe nicht gegeben, sagt Ditsch.

    In Igling ist "das THW wieder abgezogen. Die Feuerwehren haben am Sonntagfrüh ein Kontrollgang gemacht", weiß Bürgermeister Günter Först. Die Straßen in Igling und Holzhausen seien nicht mehr überflutet, die Kanalisation sei wieder „einigermaßen intakt“.

    Das Iglinger Regenrückhaltebecken sei am späten Sonntagvormittag zu 80 Prozent voll gewesen. Das Becken werde im Schichtdienst von Mitarbeitern des Wasserwirtschaftsamts nonstop betreut. Aktuell ließen diese das Wasser langsam ab, damit mehr Platz für den nächsten angekündigten Regen am Nachmittag vorhanden sei, berichtet Först. Nachdem viele Interessierte das Bauwerk besucht haben, habe das Wasserwirtschaftsamt den Zugang gesperrt. „Wenn das Wasser eingestaut ist, darf man eigentlich nicht zum Dammbauwerk gehen“, erklärt der Iglinger Bürgermeister.

    Hochwasser im Landkreis: Die Autobahn-Unterführung in Holzhausen in Richtung Buchloe.
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    68 Bilder
    Der Dauerregen und seine Folgen: Bilder vom ersten Juni-Wochenende und Montag, 3. Juni, aus dem gesamten Landkreis Landsberg.

    Weitere Informationen folgen.

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