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Landkreis Landsberg: Trotz Krankenhausreform gibt es keinen Plan B für das Landsberger Klinikum

Landkreis Landsberg

Trotz Krankenhausreform gibt es keinen Plan B für das Landsberger Klinikum

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    Das Klinikum Landsberg soll in den kommenden Jahren erweitert werden. Könnte die Krankenhausreform das Vorhaben gefährden?
    Das Klinikum Landsberg soll in den kommenden Jahren erweitert werden. Könnte die Krankenhausreform das Vorhaben gefährden? Foto: Christian Rudnik

    Das Landsberger Klinikum soll in den kommenden Jahren für viel Geld umgebaut und erweitert werden. Vorstand Marco Woedl sprach im Kreistag nun über den aktuellen Planungsstand. Angesichts der Vorschläge der Bundesregierung zur Krankenhausreform, die er mit deutlichen Worten kritisiert, ist das Mammutprojekt allerdings mit Fragezeichen gespickt. Warum es dennoch keinen Plan B gibt.

    Das Klinikum in Landsberg soll zum Gesundheitscampus werden, mit einem neuen Funktionsbau als Herzstück. In zwei Bauabschnitten ist zunächst ein Anbau mit 6000 Quadratmetern Nutzfläche geplant, bevor Bereiche im Bestandsgebäude umgebaut werden (1400 Quadratmeter Nutzfläche). "Die bisherigen Abteilungen platzen aus allen Nähten", sagte Marco Woedl während einer Sitzung des Kreistags. So sei etwa die Notaufnahme "viel zu klein" und die Intensivstation an vielen Tagen voll belegt, weshalb Patientinnen und Patienten in andere Krankenhäuser gebracht werden müssten. Aufgrund der Schließung von Geburtshilfen im Umkreis gebe es zudem in den Kreißsälen einen unglaublichen Zustrom mit mittlerweile 1400 Geburten pro Jahr. 

    Nicht nur diese Bereiche sollen also neu angeordnet und modernisiert werden. Sorgen bereiten Woedl vor diesem Hintergrund die Krankenhausreform-Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Diese sehen vor, bundesweit einheitliche Krankenhaus-Level zu etablieren. Nach aktuellem Stand würde das Klinikum Landsberg in Level I eingestuft, wodurch nur noch eine absolute Basisversorgung vorgehalten werden könnte, so Woedl. In diesem Fall bräuchte man auch nicht zu bauen und es müssten die Hälfte der Belegschaft sowie die Hälfte der Betten abgebaut werden. Außerdem würde das Klinikum 30 Millionen Euro an Umsatz im Jahr verlieren. 

    Das Klinikum Landsberg braucht mehr Intensivbetten

    Woedls dringlicher Appell: "Wir müssen alles daransetzen, in Level II zu kommen." Generell ist der Vorstand der Auffassung, dass eine Umsetzung der aktuellen Reformpläne "die deutsche Krankenhausversorgung komplett an die Wand" fahren würde. Zumal größere Krankenhäuser, in denen dann die komplizierteren Fälle behandelt würden, schon jetzt mit Kapazitäts-Problemen zu kämpfen hätten.

    Landrat Thomas Eichinger (links) und Klinik-Vorstand Marco Woedl.
    Landrat Thomas Eichinger (links) und Klinik-Vorstand Marco Woedl. Foto: Julian Leitenstorfer

    Um tatsächlich in Level II eingestuft zu werden, müsste das Klinikum Landsberg mindestens 20 Intensivbetten und eine Spezialstation für Schlaganfälle vorweisen. Diese Themen könnten im Zuge der Erweiterung voraussichtlich im Jahr 2028 gelöst werden, allerdings soll das Gesetz bereits zum 1. Januar 2024 in Kraft treten. Woedl und Landrat Thomas Eichinger hoffen deswegen auf den Freistaat Bayern. Der Klinik-Vorstand berichtet von einer Tendenz im Gesundheitsministerium, dass rund 7000 der insgesamt 7400 Quadratmeter Nutzfläche im Funktionsneubau genehmigt und gefördert werden sollen. Nach seiner eigenen Schätzung könnte das Gebäude etwa 80 Millionen Euro kosten, die Förderquote des Freistaats liege voraussichtlich bei etwa 65 bis 75 Prozent.

    Auch Landrat Thomas Eichinger (CSU) verwies auf die Gespräche mit dem bayerischen Gesundheitsministerium, die bald fortgesetzt würden. Momentan werde kein Plan B verfolgt. Blicke man auf andere Krankenhäuser, sei ein Defizit von zehn bis 15 Millionen Euro inzwischen normal und es rolle eine Insolvenzwelle. Der Landrat äußerte in dieser Hinsicht die Hoffnung, dass es damit leichter fallen könnte, die verbliebenen Häuser für die Zukunft aufzustellen. "Wir müssen schnell sein und wirtschaftlich stabil bleiben", sagte Eichinger.

    Eine neue Krankenpflegeschule mit mehr Plätzen

    Marco Woedl ging im Kreistag auch auf die fünf weiteren Baufelder ein. So soll für die Krankenpflegeschule Ende dieses Jahres oder 2024 ein Neubau mit 96 Plätzen entstehen (bisher 66). Dieser sei von der Regierung von Oberbayern bereits genehmigt worden. Für das gesamte Vorhaben würde derzeit der Bebauungsplan vorbereitet, wofür die Stadt Landsberg ein Planungsbüro beauftragt habe, so Woedl.

    Im Jahr 2025 könnte dann nördlich des Klinikums ein Facharztzentrum mit Gesundheitsamt errichtet werden. Zur Finanzierung berichtete Woedl, dass interessierte Ärzte sich vorstellen könnten, die Flächen für ihre Praxen zu kaufen. Über ein Tunnelsystem soll das Facharztzentrum mit dem Klinikum verbunden werden. Im selben Jahr ist dann auch der Baubeginn für ein Pflegeheim mit Kurzzeitpflege (100 Plätze) angedacht. Dazu werde ein externer Betreiber gesucht, der das Heim baut, berichtete Woedl.

    Die Pläne sehen außerdem vor, dass der Landkreis Landsberg 2025 – unterstützt durch das Kommunale Wohnraumförderungsprogramm des Freistaats Bayern – 60 bis 120 Mitarbeiterwohnungen baut. Direkt an der Breslauer Straße ist überdies ein Parkhaus mit 500 bis 800 Stellplätzen vorgesehen, für das laut Woedl eventuell ein Fremdbetreiber infrage kommt.

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