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Landkreis Landsberg: Taube, Igel und Co.: Wohin mit einem hilfsbedürftigen Tier?

Landkreis Landsberg

Taube, Igel und Co.: Wohin mit einem hilfsbedürftigen Tier?

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    Auf dem Speicher von Petra Supica und Werner Vogt vom Lebenshof Hohenwart an der B17 leben rund 60 Tauben.
    Auf dem Speicher von Petra Supica und Werner Vogt vom Lebenshof Hohenwart an der B17 leben rund 60 Tauben. Foto: Christian Rudnik

    Mal ist es ein verlassener Jungvogel, mal ein verletzter Marder oder ein unterernährter Igel, der von tierlieben Menschen aufgefunden werden. Doch wohin mit dem Tier? Und ist die Fürsorge auch immer angebracht und hilfreich?

    Unsere Redaktion informierte kürzlich per Post auf Facebook: Eine verletzte Taube war Passantinnen am Landsberger Hauptplatz aufgefallen. Sie fingen das am Fuß verletzte Tier mit einer Schachtel ein. Nachdem die Tierärzte laut telefonischer Auskunft keine Wildtiere behandeln, waren die Frauen ratlos. Sie informierten daraufhin die Polizei, die die Taube mitnahm und an eine Tierschutzorganisation übergeben wollte. 

    "Plötzlich waren die Tauben verschwunden"

    Petra Supica vom Lebenshof Hohenwart im Fuchstal freut sich über dieses Engagement, das ihrer Erfahrung nach nicht selbstverständlich ist: "Leider werden Tauben immer noch respektlos behandelt von den meisten Menschen, deshalb danke, dass ihr geholfen habt", kommentierte sie unter dem Facebook-Post. 

    Zeit für einen Ortsbesuch auf ihrem Lebenshof: Dort leben rund 60 Tauben. "Sie sind verletzt oder krank gewesen und wollen nun ihr Leben genießen." Während andere Tauben und ihre Hinterlassenschaften lästig finden, hatte Petra Supica schon immer ein Faible für sie. Als sich dann ein Gnadenhof im Raum München auflöste und 20 Tauben ein neues Zuhause benötigten, musste die engagierte Tierschützerin nicht lange überlegen. Seitdem kamen weitere Tauben dazu. "Die Taubenrettung

    Auf dem Speicher von Petra Supica und Werner Vogt leben rund 60 Tauben.
    Auf dem Speicher von Petra Supica und Werner Vogt leben rund 60 Tauben. Foto: Christian Rudnik

    Nach kurzer Zeit kam dann die Erkenntnis: Die Tiere haben sich ein neues Domizil ausgesucht und haben es sich auf dem Speicher des Wohnhauses von Petra Supica und ihrem Ehemann Werner Vogt bequem gemacht. Dort leben sie frei und fühlen sich augenscheinlich wohl. Ganz ohne Unterstützung geht es jedoch nicht: Einmal am Tag bekommen die Tauben frisches Wasser und Futter hingestellt. Außerdem legen die Tauben Eier, "doch wir tauschen die meisten durch Kunsteier aus", erwähnt

    Oft gibt es kein Happy End für verletzte Tiere

    Doch nicht immer gibt es ein Happy End für verletzte Tiere. So habe man der verletzten Taube, die auf dem Landsberger Hauptplatz eingefangen wurde, nicht helfen können: "Bis wir jemanden organisieren konnten, war die Taube schon verstorben", berichtet Markus Fischer. Das Erlösen schwer verletzter Wildtiere gehöre zum Berufsalltag, erklärt der Sprecher der Polizeiinspektion Landsberg. "Wir sind die Feuerwehr der Behörden, weil wir 24 Stunden da sind", so Fischer. Einfach sei diese Aufgabe nicht, betont er, doch das Tierschutzgesetz erlege den Beamten schließlich auf, leidende Tier zu erlösen. Und in der Regel sei die Polizei vor dem zuständigen Jäger da. 

    Für seltenere Wildtiere, denen noch zu helfen ist, habe die Polizeiinspektion Landsberg eine Liste mit Tierärzten, denen sie die verletzten Tiere bringen können. "Wenn man zum Beispiel nur zehn Rotmilane hat im gesamten Landkreis und einer wird angefahren, dann ist es ein anderes Verhältnis als ein angefahrenes Reh", erklärt Fischer. Er wisse, dass dieser Umstand nicht allen gefiele, "doch letztlich können sich die Tierärzte nicht um alle Wildtiere kümmern, das zahlt niemand", so der Polizeisprecher.

    Nicht immer ist eine Tierrettung nötig

    Dass bei der Tierrettung gut gemeint, nicht immer gut gemacht bedeutet, musste Robert Stannecker schon häufiger erleben. Der Zootierpfleger ist Vorsitzender des Jagdschutzes und Jägervereins Landsberg und betreibt seit Jahrzehnten eine private Auffangstation für Greifvögel. Als Beispiel nennt er das Einsammeln und Aufziehen von vermeintlich schutzlosen Jungvögeln, die diese Hilfe gar nicht nötig haben. Diese durchleben Entwicklungsschritte. Aus Nestlingen werden etwa Ästlinge, in dieser Phase machen sie die ersten Flugversuche zu nahegelegenen Ästen. "Dabei passiert es immer wieder, dass sie auf den Boden landen." Zu 90 Prozent müsse man die Ästlinge nur wieder auf den Baum oder etwa ein Garagendach befördern, um es vor Katzen und anderen Gefahren zu schützen, erklärt Stannecker, "dann fangen sie an zu betteln und werden innerhalb von wenigen Minuten wieder von den Altvögeln gefunden".

    Robert Stannecker ist ausgebildeter Tierpfleger, Vorsitzender des Landsberger Jagdvereins und Betreiber einer Greifvogelauffangstation.
    Robert Stannecker ist ausgebildeter Tierpfleger, Vorsitzender des Landsberger Jagdvereins und Betreiber einer Greifvogelauffangstation. Foto: Rüdiger Korbel

    Auch könne es für den Menschen und seine Haustiere gefährlich werden, schildert der Jäger: "Gerade bei Raubwild, wie Fuchs, Dachs, Marder, sind Krankheiten wie Staupe und Tollwut ein großes Thema." So kann die hoch ansteckende Viruserkrankung Staupe für Haustiere tödlich enden. Um Gefahren für Mensch und Tier zu minimieren, rät der Vorsitzende des Landsberger Jägervereins dazu, sich an offizielle Stellen zu wenden. 

    Auch aus dem Landratsamt Landsberg heißt es auf Nachfrage: Für verletzte Wildtiere wie Rehe, Marder, Hasen, Dachse, Wildschweine, Gänse, Enten oder Fasane sei immer der Jäger zuständig. Falls dieser einem nicht bekannt ist, kann man bei der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt nachfragen. 

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