Rund ein Jahr nach der Festnahme der beiden Feuerteufel vom Lechrain ist der Fall juristisch abgearbeitet. Vor dem Landgericht Augsburg sind am Montag die Urteile gegen die beiden 25 und 26 Jahre alten Männer gefallen, die Ende 2019 bis Anfang 2020 zahlreiche Feldscheunen im Landkreis Landsberg und der Region angezündet hatten.
Schlaflose Nächte hatten vor einem Jahr viele Landwirte zwischen Landsberg und Schongau. Neun Feldscheunen gingen durch Brandstiftung in Flammen auf. In den Dörfern organisierten Anwohner Nachtwachen. Polizeihubschrauber stiegen auf und suchten nachts mit einer Wärmebildkamera nach Verdächtigen. Wer in der Gegend einen Oldtimer besaß und es für den Winter bei einem Landwirt untergestellt hatte, brachte sein wertvolles Gefährt vorsichtshalber in Sicherheit. Am 17. Januar vorigen Jahres endete der Spuk mit der Festnahme zweier 25 und 26 Jahre alten Männer aus dem Landkreis Landsberg.
Die Chronologie der Stadelbrände im Landkreis Landsberg
14. Dezember In den frühen Morgenstunden steht eine Scheune nordöstlich von Rott in Flammen. Oldtimer-Traktoren werden zerstört. Am Abend brennt bei Issing ein Heuballen.
15. Dezember Bei Leeder geht ein Feldstadel in Flammen auf.
22. Dezember Bei Wielenbach (Landkreis Weilheim-Schongau) brennt eine Scheune auf freier Flur.
23. Dezember Bei Guttenstall wird ein Feldstadel bei einem Feuer zerstört. Bei Wessobrunn wird ein Stadel angesteckt. Ein Landwirt kann Schlimmeres verhindern.
26. Dezember In der Mühlau im Gemeindebereich von Reichling geht ein Feldstadel in Flammen auf.
29. Dezember Erneut steht bei Reichling ein Stadel in Brand.
29. Dezember Erneut steht bei Reichling ein Stadel in Brand.
6. Januar 2020 Ein Feldstadel nahe der Burgruine Haltenberg (Scheuring) brennt ab. 200 Schafe sterben.
13. Januar Zwischen Issing und Thaining brennt an einem Feldstadel ein Holzanbau. Die Feuerwehr kann Schlimmeres verhindern.
17. Januar Im Gemeindebereich Unterdießen brennt erneut ein Holzstapel. In diesem Zusammenhang nimmt die Polizei die beiden Tatverdächtigen fest. (wimd)
Vor dem Augsburger Landgericht sind am Montag, am zweiten Verhandlungstag, schon die Urteile gegen beide Angeklagte gefallen. Der jüngere, der die Feuer gelegt hat, wie er gestand, wurde zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Der Mitangeklagte wurde lediglich der Beihilfe in fünf Fällen schuldig gesprochen. Anders als von Staatsanwalt Georg Hohenadl beantragt, muss er aber nicht ins Gefängnis. Die Richter der 1. Strafkammer setzen seine zweijährige Haftstrafe zur Bewährung aus.
Das Gericht verhängte bei ihm jedoch zusätzlich eine Geldstrafe von 2700 Euro sowie Bewährungsauflagen. Der 26-Jährige ist bereits wegen Cannabis-Anbaus und illegalen Waffenbesitzes vorbestraft. Er hat gestanden, zu einigen Tatorten mitgefahren zu sein und zugesehen zu haben, wie sein Freund die Scheunen anzündete. Einmal wurde ein brennender Heuballen frühzeitig entdeckt, ein anderes Mal gingen die Flammen wegen feuchter Heuballen von selbst aus, wie es vor Gericht hieß. Die Brände verursachten laut Staatsanwaltschaft Schäden in Höhe von 944.000 Euro. In einer Feldscheune in Rott verbrannte eine wertvolle Sammlung alter Hanomag-Traktoren.
Beide Männer stammen aus dem Landkreis Landsberg
Am ersten Prozesstag hatten Staatsanwalt, die drei Verteidiger und das Gericht ohne Öffentlichkeit einen „Deal“ vereinbart. So konnten die Angeklagten im Gegenzug für ein Geständnis mit Strafen zwischen zwei und vier Jahren rechnen. In Zeiten, in denen das Coronavirus auch die Arbeit der Justiz ins Stocken bringt, sind Geständnisse für Angeklagte von noch größerem Wert. Das machte der Vorsitzende Richter Christian Grimmeisen im Urteil deutlich.
Ursprünglich waren sechs Verhandlungstage geplant gewesen. Angesichts verschärfter Hygienebestimmungen – der Prozess musste alle 19 Minuten für zehnminütiges Lüften unterbrochen werden – „hätten wir auch bis in den Sommer verhandeln können“, sagte Grimmeisen. So hatte das Gericht bis auf den sachbearbeitenden Ermittler der Kriminalpolizei in Fürstenfeldbruck andere Zeugen, darunter auch Geschädigte, abgeladen. Unter diesen Umständen, so der Richter, müsse der Rechtsstaat die vergleichsweise milden Strafen hinnehmen.
Der Mittäter wird gleich im Gerichtssaal erneut festgenommen
Im Gerichtssaal fielen bei den Plädoyers dennoch harsche Worte. Stefan Mittelbach und Stephan Lucas, die beiden Verteidiger des 26-Jährigen, warfen dem Staatsanwalt „martialisches Auftreten“ vor. Hatte doch der Ankläger für sie überraschend angekündigt, einen Haftbefehl zu beantragen, falls ihr Mandant nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt werde und freikäme. Wie unsere Redaktion erfuhr, wird gegen den 26-Jährigen neuerlich ermittelt. Wieder soll es dabei um Waffen und Drogen gehen. Er wurde nach dem Urteil noch im Gerichtssaal wieder festgenommen. Beide Männer stammen aus dem Landkreis Landsberg.
Lesen Sie dazu auch:
- Stadelbrände: Sind die Urteile zu mild?
- Stadelbrände im Kreis Landsberg: Was die Angeklagten sagen
- Brandserie geklärt: Jetzt herrscht Erleichterung