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Landkreis Landsberg: Kaltenberg: So ist die Stimmung nach dem Aus des Puls Open Air

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Kaltenberg: So ist die Stimmung nach dem Aus des Puls Open Air

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    Besucher des Puls Open Air müssen vorzeitig abreisen.
    Besucher des Puls Open Air müssen vorzeitig abreisen. Foto: Thorsten Jordan

    Am Freitagmorgen verbreitet es sich auf dem Gelände des Puls Open Air wie ein Lauffeuer: „Habt ihr schon gehört? Das Festival wurde abgesagt.“ Wer nach dem ersten Abend überhaupt schon wach ist und aus dem Zelt kriecht, hält diese Nachricht erst einmal für einen Scherz.

    Doch es stimmt. Über die Sozialen Medien und per E-Mail werden die Menschen über das vorzeitige Aus des Puls Open Air informiert. Auf Empfehlung von Sicherheitsbehörden wie Polizei und Feuerwehr und nach Rücksprache mit den Verantwortlichen der Gemeinde Geltendorf müsse das Puls Open Air auf Schloss Kaltenberg vorzeitig abgebrochen werden, heißt es in der Pressemitteilung. Grund sei ein kurzfristiger Ausfall einer erheblichen Anzahl an Ordnungskräften während der laufenden Veranstaltung. Am Donnerstag startete das Festival am frühen Abend zur Eröffnung.

    Für manche ist es das erste Festival ihres Lebens

    So auch Julia Falge aus Regensburg und Natalie Zöllner. Die jungen Frauen warten am Freitagvormittag auf die Abfahrt des Shuttlebusses und haben sich gerade erst kennengelernt. Für

    Bei den meisten scheint die traurige Nachricht aber bereits angekommen zu sein. Auf dem Crew-Parkplatz packt eine Gruppe von Heilbronner Studenten ihre Sachen zusammen. Sie haben im Auftrag von Puls alle drei Festivaltage eine Befragung durchführen wollen, die sie sich als Prüfungsleistung anrechnen lassen wollten, berichten die BWL-Studierenden. Manche von ihnen seien dafür vorzeitig aus dem Portugal- und Südtirol-Urlaub angereist. Wie sich, wenn überhaupt, die wenigen Daten vom ersten Tag auswerten lassen, wissen sie noch nicht. Bis 16 Uhr haben die Festivalbesucher am Freitag Zeit das Gelände zu verlassen. Polizeikräfte und Puls-Mitarbeitende in hellblauen Leibchen stehen an den Zugängen zum Gelände. Auto-Stau oder gar eine Massenpanik gibt es am Vormittag nicht.

    "Puls Open Air": Abreise verläuft geordnet

    Es ist ruhig, nur Partymusik wummert vereinzelt aus den Pavillons. Manche werden von ihren Eltern abgeholt, andere warten auf die Abfahrt des nächsten Busses. Viele junge Menschen sitzen aber auch noch in ihren Campingstühlen und trinken auf den Schreck Dosenbier oder machen sich Frühstück. Eine Freundesgruppe aus der Umgebung grillt Würstchen. Auch sie wollten die Nachricht von der Absage zunächst nicht glauben. So etwas hätten die erfahrenen Festivalgänger noch nie erlebt. Über das Security-Personal haben sie sich dagegen schon am Vortag gewundert. Die Freunde kritisieren unzureichende Taschenkontrollen und ein Personal, das kaum Deutsch gesprochen habe, geschweige denn sich auf dem Gelände ausgekannt haben soll. „Ich komme nicht mehr aufs Puls“, sagt einer der Freunde, der sich für das Festival Urlaubstage genommen habe. Sein Kumpel, ein Campingstuhl weiter, ist ebenfalls enttäuscht: „Krass, dass es keine andere Lösung gibt“, sagt der Schongauer.

    Maria Hennig, Christian Czimpinski und Sarah Bugar (v.l.) vom Kostümverleih "Vintage Wardrobe".
    Maria Hennig, Christian Czimpinski und Sarah Bugar (v.l.) vom Kostümverleih "Vintage Wardrobe". Foto: Thorsten Jordan

    Am „Vintage Wardrobe“-Stand neben dem Campingplatz lenken schrille Outfits von den langen Gesichtern ab. Maria Hennig, Sarah Bugar und ihre Kollegen haben am Donnerstag acht Stunden mit dem Aufbau des Pavillons zugebracht, um nun Röcke, Tops und Umhänge wieder einzupacken. Festivalbesucher können bei diesem Ausleihsystem ausgefallene Vintagekleidung für die Zeit auf dem Gelände für einen Pfandbetrag borgen. Das funktionierte per Chip im Festivalbändchen, doch das Pfandsystem sei mit dem Abbruch des Festivals heruntergefahren worden, berichten die Standmitarbeiterinnen.

    Mit Humor nehmen es Benedikt Kuhn und Toni Zwölfer. Die zwei jungen Männer aus Grafrath (Landkreis Fürstenfeldbruck) haben keinen weiten Heimweg, dennoch würden sich lieber bis Sonntag in Geltendorf bleiben. „Warum dürfen wir nicht wenigstens weitercampen – das würde uns schon reichen“, sagt

    Geltendorfer Bürgermeister bedankt sich bei Besuchern

    Der vom Veranstalter Amont Gastro GmbH beauftragte Ordnungsdienst war nach Angaben des Bayerischen Rundfunks aufgrund erheblicher Personalausfälle in der Nacht von Donnerstag auf Freitag nicht in der Lage, die bis zum Ende des Festivals nötige und vom Sicherheitskonzept vereinbarte Anzahl an Ordnungskräften zu stellen. Da die Sicherheit des Konzertbetriebs nicht weiter zu gewährleisten sei, dürften die Veranstalter und der Medienpartner Puls, dieses Sicherheitsrisiko nicht eingehen und das Festival kann nicht fortgeführt werden.

    Ob Mitarbeitende oder Gäste: Viele auf dem Gelände wundern sich über die kurzfristige Absage. Wusste das Unternehmen tatsächlich erst Donnerstagnacht von dem Problem? Der Veranstalter war für unsere Redaktion bislang nicht erreichbar. Geltendorfs Bürgermeister Robert Sedlmayr (ÖDP) hingegen schon. Gestern Abend habe man ihn angerufen und gesagt, dass die Stärke der Ordnungskräfte ein Problem sei. Bereits für den ersten Festivaltag sei die Anzahl an Sicherheitspersonal „scharf an der Grenze“ gewesen, sagt Sedlmayr. Die Perspektive für Freitag und Samstag sei dementsprechend düster gewesen. „Letztendlich waren sich alle nach dieser Nacht einig, dass wir so nicht weitermachen können.“ Die abrupte Abreise aus Geltendorf verlaufe geordnet und ruhig. „Mein Dank gilt der besonnenen und einigermaßen verständnisvollen Reaktion der Besucher.“

    BR zum Puls Open Air: Sicherheit war am Donnerstag gewährleistet

    Der BR lässt über Pressesprecherin Wibke Heise ausrichten, dass dem Veranstalter ausreichend Personal über einen Dienstleister zugesichert worden sei. "Dieses Personal hat der Dienstleister dann aber extrem kurzfristig nicht zur Verfügung gestellt", schreibt die Sprecherin. Der Veranstalter habe in der Nacht zum Freitag mit Hochdruck versucht, Ersatzpersonal zu organisieren. Das sei aber wegen der sehr angespannten Personallage in diesem Bereich so kurzfristig leider nicht zu stemmen gewesen. Die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher sei am Donnerstag dagegen zu jeder Zeit gewährleistet gewesen, "weil dort wesentlich weniger Menschen auf dem Gelände waren (ca. 4000) als für Freitag und Samstag erwartet wurden (ca. 11.000) und zu jeder Zeit genügend Security auf dem Platz war", schreibt Heise.

    Markus Wiegand, Pressesprecher von Schloss Kaltenberg, betont, dass das Sicherheitskonzept und die Verantwortung beim Veranstalter lägen. "Wir stellen nur das Gelände und einen Teil der Gastronomie", sagt der Sprecher. Dennoch sei man wahnsinnig bestürzt über das vorzeitige Ende des Musikfestivals.

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