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Landkreis Landsberg: Immer mehr Frauen an der Kirchen-Basis im Kreis Landsberg

Landkreis Landsberg

Immer mehr Frauen an der Kirchen-Basis im Kreis Landsberg

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    Karin Wistuba vor der Stadtpfarrkirche Zu den Heiligen Engeln in Landsberg. Die 40-Jährige ist erstmals in den Pfarrgemeinderat gewählt worden.
    Karin Wistuba vor der Stadtpfarrkirche Zu den Heiligen Engeln in Landsberg. Die 40-Jährige ist erstmals in den Pfarrgemeinderat gewählt worden. Foto: Thorsten Jordan

    Ein Pfarrgemeinderat hat die Aufgabe, zusammen mit Pfarrer und hauptamtlichen Mitarbeitern in einem demokratischen Gremium Entscheidungen zu treffen. Karin Wistuba aus Landsberg ist zum ersten Mal Mitglied in einen Pfarrgemeinderat gewählt worden. Sie steht stellvertretend für viele, vor allem weibliche Neulinge. Die 40-Jährige ist gespannt auf ihre neue Aufgabe. Was sie erwartet, darüber habe sie sich noch keine allzu großen Gedanken gemacht. „Ich lasse es auf mich zukommen, die Kolleginnen und Kollegen sind alle nett.“

    In Pfarrei "Zu den Heiligen Engeln" sofort wohlgefühlt

    Vor 16 Jahren ist Wistuba nach Landsberg gezogen und hat sich in der Pfarrgemeinde „Zu den Heiligen Engeln“ sofort wohlgefühlt. „Es gibt ein breites Angebot für Kinder und Jugendliche.“ Schon vor ein paar Jahren hat die Mutter von drei Kindern über ein Amt im Rat nachgedacht, jedoch hatte sie damals keine Zeit wegen familiärer Verpflichtungen. Zuletzt wurde sie aus den Reihen der Gemeinde angesprochen für eine Kandidatur.

    Einen kurzen Moment musste sie jedoch überlegen, ob sie sich in der Kirche auf diese Weise engagieren möchte, erzählt Wistuba. Schließlich sei die katholische Kirche wegen der Missbrauchsfälle in einer Krise. „Ich bin zum Entschluss gekommen, dass ich mich gerade in dieser Zeit einbringen werde – es geht mir ja nicht um Kirche als Institution mit Vatikan und Co., sondern um die Pfarrgemeinde in Landsberg.“ Nun könne sie aktiv mitgestalten, sagt Wistuba.

    Pfarrgemeinderat: Wahlbeteiligung in Landsberg vergleichsweise niedrig

    Der Landsberger Stadtpfarrer Gregory Herzel zieht für die Gemeinde „Zu den Heiligen Engeln“ ein positives Fazit: „Wir haben 14 Kandidaten gesucht und gefunden. Das unterscheidet uns vielleicht von der einen oder anderen Gemeinde im ländlichen Raum.“ Kirchenmitglieder ab einem Alter von 14 Jahren durften wählen. Von den etwa 5800 Stimmberechtigten haben laut Herzel 210 eine Stimme abgegeben – Briefwähler mit eingerechnet. „Es war uns von vorneherein klar, dass die Wahlbeteiligung nicht sehr hoch ausfallen wird.“

    Pfarrer Herzel vergleicht die Wahlbeteiligung mit der Anzahl von gut 300 Gläubigen, die an einem „normalen“ Sonntag Gottesdienste besuchen: „Dann sieht die Wahlbeteiligung gar nicht so schlecht aus“, sagt er. Vor allem Corona habe dazu geführt, dass weniger Menschen in die Gottesdienste gehen und folglich auch zur Wahlurne, sofern sie keine Briefwahl beantragten. „Bei der letzten großen Wahl, der Kirchenverwaltungswahl haben 280 abgestimmt. Das war vor der Pandemie.“

    Corona-Pandemie und Missbrauchsfälle keine Rolle gespielt

    Zwischen zwölf und 20 Kandidatinnen und Kandidaten hätte die Landsberger Gemeinde „Zu den Heiligen Engeln“ aufstellen können, man habe sich schließlich auf 14 Personen geeinigt, erklärt Gregory Herzel. „Wenn es zu viele gewesen wären, wäre die Gefahr bestanden, dass manche Kandidaten entweder abgewählt werden oder gar nicht erst reinkommen würden.“ Nun sei es eine Bestätigungswahl gewesen.

    Gut die Hälfte der Pfarrgemeinderätinnen und -räte hätten nochmals kandidiert, sagt Herzel. Diejenigen, die nicht mehr antreten wollten, hätten das aber entweder aus Alters- oder Zeitgründen getan. Die Pandemie oder die Missbrauchsfälle hätten keine Rolle gespielt. „Der Älteste war 32 Jahre lang im Pfarrgemeinderat und wollte sein Amt der jüngeren Generation übergeben.“

    Das jüngste neugewählte Mitglied im Landsberger Gremium ist 17 Jahre alt. Herzel beobachtet, dass sich immer häufiger junge Leute in der Pfarrgemeinde engagieren wollen, was ihn persönlich sehr freue. Und auch die Frauenquote von fast 80 Prozent im neu gewählten Rat sei ein Beleg dafür, dass die Kirche immer weiblicher werde.

    Hohe Wahlbeteiligung in Untermühlhausen

    In der Pfarreiengemeinschaft Kaufering wurde ein gemeinsamer Rat gewählt. Pfarrsekretärin Susanne Mathy berichtet über unterschiedliche Wahlbeteiligungen in den einzelnen Gemeinden. So sei der Wert in Untermühlhausen mit 29 Prozent vergleichsweise hoch, in Epfenhausen hätten dagegen zehn Prozent abgestimmt, was auch nicht niedrig sei. „Wir versuchen, es nicht zu erklären. Wir freuen uns einfach darüber“, sagt Mathy. Die Wahlbeteiligung sei aber ein wenig geringer als bei der Wahl vor vier Jahren. In beiden genannten Pfarreien

    Dekan Oliver Grimm von der Pfarreiengemeinschaft Fuchstal ist es ein Anliegen, dass nicht gewählte Kandidatinnen und Kandidaten „im Team integriert werden“, sagt er. Denn in zwei der fünf Einzelpfarreien gab es mehr Kandidatinnen und Kandidaten als Plätze im Gremium. Hier war es also eine echte Wahl. „Wer sich freiwillig gemeldet hat, soll nicht weggeschickt werden“, findet

    Bistum Augsburg: 73 Prozent Frauen im Pfarrgemeinderat

    Die Nicht-Gewählten sollen trotzdem Aufgaben in der Pfarrgemeinde übernehmen, denn Arbeit gebe es laut dem Dekan ohnehin genügend. Grimm hofft, dass der Alltag nach der pandemischen Lage schrittweise zurückkehrt. Und auch unter denjenigen, die nicht mehr zur Wahl antraten, würden sich die meisten weiterhin in der Gemeinschaft engagieren. „Ich habe mich über die Gründe erkundigt, warum man das Amt aufgibt oder eine Kandidatur ablehnt. Alle haben private Gründe genannt oder dass sie sich bereits in Vereinen viel engagieren. Missbrauch war nie ein Thema.“

    Laut Pressemitteilung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Augsburg sind über 73 Prozent der künftigen Pfarrgemeinderatsmitglieder Frauen. Insgesamt wird die Wahlbeteiligung etwas niedriger als 2018 angegeben. Sie liegt im Durchschnitt bei etwa zehn Prozent. Erfreut zeigt sich Diözesanratsvorsitzende Hildegard Schütz über die Zusammensetzung der Pfarrgemeinderäte: „Hier zeichnet sich mit bis zu 46 Prozent neuen Mitgliedern eine Art Generationenwechsel ab. Vor allem in der Altersgruppe der 48- bis 55-Jährigen haben die Gremien deutlich zugelegt.“

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