Viele Vereine und Organisationen im Landkreis Landsberg veranstalten mindestens einmal im Jahr ein sogenanntes „Ramadama“. Dabei handelt es sich um eine Bezeichnung für eine gemeinschaftliche Aufräumaktion in der Natur oder im öffentlichen Raum. Der Begriff leitet sich vom bayerischen Dialekt ab und bedeutet sinngemäß „Wir räumen auf“.
Kinder tauschen für die Aktion Angeln gegen Müllsäcke ein
Die Tradition entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele Trümmer beseitigt werden mussten. Heutzutage werden solche Aktionen meist im Frühling oder Herbst organisiert, um Straßen, Parks, Wälder oder Flussufer von Müll zu befreien. Besonders Schulen, Vereine und Gemeinden engagieren sich dabei. Ramadamas sind oft auch mit einer sozialen Komponente verbunden, bei der Menschen gemeinsam etwas für die Umwelt und das Gemeinschaftsgefühl tun.
Im Herbst war auch die Jugend der Verein Fischergilde Barbara unter dem Motto „Catch and Clean“ (zu Deutsch „Fangen und Aufräumen“) mit dabei – eine Initiative des Fischereiverbands Oberbayern. An diesen Tagen werden nicht die Angeln ausgeworfen, um Karpfen oder Forellen aus den Gewässern zu ziehen, sondern die Jagd gilt dem dicksten Müllsack. Jugendleiter Alexander Faul beschreibt den Einsatz: „Die Erhaltung, Wiederherstellung und Pflege einer für Menschen, Tiere und Pflanzen lebensfähigen Natur sollte immer oberste Priorität haben und stellt für uns die Grundsätze der Angelei dar. Wir alle wollen saubere Gewässer und eine gesunde Natur. Umso schöner ist es, wenn wir viele Kinder für dieses Thema begeistern können.“
Hurlacher Baggersee: Windeln, Flaschen und sogar eine Luftmatratze
Und so zogen zwei Gruppen, bestehend aus Erwachsenen und Kindern, los, um den Wiesbach und den Hurlacher Baggersee von unschönem Unrat zu befreien. Otto (10) aus Utting war in Hurlach mit vier anderen Kindern voller Einsatz dabei: „Leider war das Wetter nicht so gut, aber wir hatten trotzdem viel Freude an dieser Unternehmung. Am Ende haben wir sieben große Müllsäcke eingesammelt, und es ist schon verrückt, was die Leute alles in die Natur werfen: Windeln, Flaschen, Dosen und sogar eine alte Luftmatratze haben wir gefunden.“ Zum Schutz trugen die Kinder dicke Handschuhe, Gummistiefel und wetterfeste Kleidung. Otto fasst zusammen: „Die Menschen, die so etwas in die Natur schmeißen, sind doch wirklich Idioten.“
Der elfjährige Vincent war von Utting zum Wiesbach bei Ellighofen gefahren, und dort sah es nicht viel anders aus: „Das Aufräumen macht Laune, weil unsere Freunde mit dabei sind. Wir haben sehr viel Plastikmüll eingesammelt und sogar einen ganzen verrosteten Grill gefunden. Wenn die Ufer später wieder sauber sind, macht auch das Angeln viel mehr Spaß.“ Die Kinder säuberten die Ufer sowie die ersten Meter der Gewässer. Der Sinn der Aktion blieb ihnen dabei nicht verborgen, wie Vincent mit bestechender Logik erklärte: „Ohne eine saubere Natur könnten wir gar nicht angeln, denn wenn der ganze Müll in den Bach kommt, sterben die Fische.“
Insgesamt wurden rund 20 Müllsäcke mit Unrat „gefangen“ und zur Müllverbrennung gebracht. Als Belohnung für die Mühen gab es hinterher eine Brotzeit und selbstgebackenen Kuchen. Für die Kinder war der Einsatz eine gelungene Aktion, wie Otto abschließend sagte: „Für die Natur ist das eine wichtige Sache, und wir sind beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei.“
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