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Landkreis Landsberg: Gefährdet die Krankenhausreform die Notaufnahme in Landsberg?

Landkreis Landsberg

Gefährdet die Krankenhausreform die Notaufnahme in Landsberg?

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    Die Klinikreform wird momentan kontrovers diskutiert. Landrat Thomas Eichinger sieht durch die Empfehlungen langfristig den Betrieb der Notaufnahme gefährdet.
    Die Klinikreform wird momentan kontrovers diskutiert. Landrat Thomas Eichinger sieht durch die Empfehlungen langfristig den Betrieb der Notaufnahme gefährdet. Foto: Thorsten Jordan (Archivfoto)

    Im Landkreis Landsberg ist die Erweiterung des Klinikums ein absolutes Großprojekt. Doch ausgerechnet jetzt bereitet Landrat Thomas Eichinger (CSU) die kontrovers diskutierte Krankenhausreform schlaflose Nächte, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. Die bisher bekannten Empfehlungen könnten in seinen Augen unter Umständen das Aus für die Notaufnahme und etliche Fachbereiche bedeuten. Mit Klinik-Vorstand Marco Woedl verfolgt Eichinger nun einen klaren Plan.

    Seit Mai 2022 arbeitet eine Regierungskommission daran, Empfehlungen für eine bedarfsgerechte Krankenhausversorgung zu formulieren. Eine Empfehlung sieht vor, bundesweit einheitliche Krankenhaus-Level zu etablieren. Häuser mit dem Level beziehungsweise Stufe I sollen die Grundversorgung gewährleisten; Häuser mit dem Level II die "Regel- und Schwerpunktversorgung". Und dann gibt es auf Level III noch die Maximalversorger, etwa die Universitätskliniken. Mit jedem Level hat die Kommission Mindestanforderungen verknüpft, die ein Krankenhaus mindestens erfüllen muss.

    Klinikreform: Landsbergs Landrat sieht "Konsequenz für Leib und Leben"

    In den Augen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gebe es zu viele Landkliniken und eine Überversorgung in der Fläche, so Eichinger, deren Abbau der SPD-Politiker jetzt verfolge. Veränderungen im Klinikwesen hatte es auch in der Vergangenheit gegeben. Aktuell wird bei der Abrechnung der Leistungen das Prinzip der Fallpauschalen angewandt, pro Krankheitsbild oder Operation bekommt das Klinikum also einen pauschalisierten Satz. "Die Dauer, wie lange ein Patient im Krankenhaus ist, hat dabei eher einen wirtschaftlich schädigenden Einfluss", sagt Eichinger. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Landsberg betrage dementsprechend nur vier bis fünf Tage. Zum Vergleich: In früheren Zeiten, als eine Tagespauschale galt, habe diese noch bei 13 bis 14 Tage gelegen, so Eichinger. 

    Landrat Thomas Eichinger (links) und Klinik-Vorstand Marco Woedl.
    Landrat Thomas Eichinger (links) und Klinik-Vorstand Marco Woedl. Foto: Julian Leitenstorfer (Archivfoto)

    Im Zuge der aktuellen Reformpläne soll es eine Pauschale dafür geben, dass gewisse Standardleistungen angeboten werden. Nach aktuellem Stand wird das Klinikum Landsberg laut Eichinger als Grundversorger eingestuft. "Was da übrigbleibt, ist schon relativ wenig." Ihn treibe die Sorge um, dass im

    Eichinger: Vertrauen der Menschen in die Politik wäre erheblich erschüttert

    Durch den Wegfall der Fachbereiche fielen de facto auch Standorte weg. "Es bleibt mehr oder weniger eine Art Pflegeheim, mit ein bisschen ärztlicher Versorgung übrig. Schwierigere und komplexere Fälle sollen zentral gelöst werden." Die Maximalversorger dürften sich in den Augen des Landrats allerdings schwertun, genügend Personal zu gewinnen. Außerdem müssten deren Gebäude deutlich erweitert werden. "Von heute auf morgen kann man das also gar nicht umsetzen", sagt Eichinger.

    Wenn die Empfehlungen der Reform wie angedacht durchgesetzt würden, wäre das Vertrauen der Menschen in die Politik erheblich erschüttert, befürchtet Eichinger. Er verweist in diesem Zusammenhang auch darauf, dass es schon jetzt in der Notaufnahme zum Teil lange Wartezeiten gebe, was Zeichen einer Unterversorgung sei.

    Die Energiekrise macht dem Klinikum Landsberg zu schaffen

    In Bayern stecken viele Kliniken in finanziellen Schwierigkeiten. Auch Standorte in der Umgebung hätten aufgrund ihrer geringen Größe und des geringen Auslastungspotenzials Schwierigkeiten, sich am Arbeitsmarkt mit Ärztinnen und Ärzten zu versorgen, berichtet Eichinger. In der Folge müssten Stationen geschlossen werden und ein Haus könnte dadurch "richtig schlimm" ins Defizit laufen. Viele seiner Landratskollegen meinten unabhängig voneinander, dass sie sich das Klinikgeschehen schon jetzt nicht mehr leisten könnten. Eine Umsetzung der Reformvorschläge wäre deshalb "wirklich eine Katastrophe", meint Eichinger.

    Das Klinikum Landsberg stehe hingegen wirtschaftlich stabil da. Aufgrund der steigenden Energiekosten werde mit einem Defizit von fünf Millionen Euro geplant, das jedoch von der schwarzen Null weggehe. Die Erweiterungspläne - unter anderem sehen diese eine Erneuerung der Notaufnahme und der Intensivstation vor - liegen angesichts der Klinikreform keineswegs auf Eis. Im Gegenteil: Die auf den Weg gebrachten Schritte sollen zügig umgesetzt werden, so Eichinger. 

    Im Zuge der Modernisierung würde das Klinikum Landsberg in die Kategorie der Schwerpunktversorger rutschen. "Das werden jetzt viele versuchen, aber nicht alle sind schon so weit, was die Planungen angeht." Außerdem hofft Eichinger darauf, dass der Freistaat Bayern im Zweifel bis vor das Bundesverfassungsgericht geht, um "die Hoheit der Länder in der Planung von Klinikstandorten nicht einschränken zu lassen."

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