Die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland ankommen, nimmt weiter zu. Das macht sich auch im Landkreis bemerkbar. Alle zwei Wochen bringt ein Bus rund 50 Flüchtlinge aus den Ankerzentren der Regierung von Oberbayern nach Landsberg. Dort werden sie dann auf Unterkünfte verteilt. Doch der Wohnraum ist knapp, wie Wolfgang Müller, der Pressesprecher des Landratsamts, auf Nachfrage unserer Redaktion sagt. Sollten keine neuen Unterkünfte hinzukommen, droht spätestens im März der Kollaps.
Die Flüchtlinge, die aktuell in den Landkreis kommen, stammen laut Müller in erster Linie aus Nordmazedonien und dem Kosovo. Sie werden den Landkreisen von der Regierung von Oberbayern zugeteilt. Auch aus der Ukraine seien immer wieder Geflüchtete unterzubringen. Seit Oktober seien 428 Asylsuchende in den Landkreis gekommen. Aktuell leben 1224 Menschen aus der Ukraine und 1019 weitere Flüchtlinge zwischen Ammersee und Lech.
Geflüchtete im Landkreis Landsberg: Das größte Problem ist die Unterbringung
Das größte Problem dabei ist die Unterbringung, wie Wolfgang Müller sagt. Im Landratsamt sei man daher auf der Suche nach bebaubaren Grundstücken, Wohnhäusern und Wohnungen. "Wir haben noch maximal sechs Wochen Luft", sagt der Pressesprecher mit Blick auf die aktuellen Zuweisungen. Was man im Landkreis Landsberg derzeit unbedingt vermeiden möchte, wird in benachbarten Landkreisen bereits diskutiert: Sporthallen könnten für die Unterbringung genutzt oder Zelte aufgestellt werden. Viele Landkreise und Städte warnen davor, dass ihre Kapazitätsgrenzen erreicht werden.
Am Landratsamt in Landsberg steht man laut Müller im engen Austausch mit Stadt und Gemeinden. Aus Landsberg sei zwar jüngst eine Absage für die Nutzung einer Fläche in der Iglinger Straße gekommen, es werde aber ein anderes Grundstück in der Stadt geprüft, sagt Wolfgang Müller auf Nachfrage unserer Redaktion. Wie berichtet, hatte sich in der Iglinger Straße eine Containeranlage für 60 Bewohnerinnen und Bewohner befunden. Die Container sind mittlerweile aber abgebaut.
Große Hoffnungen setzt das Landratsamt dagegen in die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz Bima. Sie verwaltet die Gebäude auf dem ehemaligen Fliegerhorst in Penzing. Dort nutzt der Landkreis derzeit Haus 14 und Haus 48 für die Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine. Verhandlungen, weitere Gebäude nutzen zu dürfen, laufen gerade, wie Müller sagt. Ansonsten sind die Flüchtlinge unter anderem im ehemaligen Spielwaren-Tauscher-Gebäude im Landsberger Gewerbegebiet, im früheren "Seefelder Hof" in Utting und im ehemaligen Weggenossenheim in Riederau untergebracht. Die frühere Soccerhalle beim Lechtalbad in Kaufering werde als Drehscheibe benutzt. Rund 80 Frauen, Männer und Kinder würden dort vorübergehend leben. Zudem gebe es über den ganzen Landkreis verteilt Wohnungen und Wohnhäuser, die der Landkreis oder der Freistaat angemietet haben.
Um für die neue Flüchtlingswelle gewappnet zu sein, hat sich im Landratsamt wieder die Koordinationsgruppe Asyl gegründet. Deren Mitglieder treffen sich laut Pressesprecher Müller zu einem wöchentlichen Austausch. Ein Thema seien die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Also Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern nach Deutschland geflüchtet sind und daher betreut werden müssen. Auch in diesem Bereich spitzt sich die Lage zu. "Wir haben keinen Platz", sagt Wolfgang Müller.
Bayern hat bislang zu wenige Flüchtlinge aufgenommen
Insgesamt hat die Bundesrepublik seit Ausbruch des Ukrainekrieges rund 1,3 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, 200.000 davon kamen nach Bayern, wobei genaue Zahlen schwer zu beziffern sind, weil ukrainische Flüchtlinge einen anderen rechtlichen Status haben als Zuwanderer aus anderen Ländern. Sie dürfen sich ohne Visum für 90 Tage in Deutschland aufhalten und in dieser Zeit auch in privaten Unterkünften wohnen. In vielen Landratsämtern in Bayern geht man davon aus, dass sich die Lage in den kommenden Wochen zuspitzt. Hintergrund ist, dass die Verteilung von Geflüchteten bundesweit durch Quoten geregelt ist. Bayern hat im Vergleich zu seinen Einwohnern bisher weniger Geflüchtete aufgenommen als andere Bundesländer.
Im Landratsamt hofft man, dass sich Bürgerinnen oder Bürger melden, die ein Grundstück, eine Wohnung oder ein Wohnhaus haben. Das wären weitere Unterbringungsmöglichkeiten. Mieter wären der Landkreis oder der Freistaat, sagt Pressesprecher Müller. Interessenten können sich im Landratsamt an Andreas Schwan wenden. Er ist unter Telefon 08191/129-1395 oder per E-Mail an andreas.schwan@lra-ll.bayern.de zu erreichen.