In Europa gibt es zu viel Kleidung. Nicht nur die Herstellung, auch die Entsorgung wird zunehmend zum Problem. Dem möchte die Europäische Union (EU) entgegenwirken und hat beschlossen, dass ab dem 1. Januar 2025 eine getrennte Sammlung von Textilien in allen Mitgliedsstaaten verpflichtend ist. Damit dürfen aussortierte Textilien wie Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder Decken nicht mehr über den Restmüll entsorgt werden. Ziel dieser Maßnahme ist es, das Recycling zu fördern und Umweltbelastungen zu reduzieren. Was bedeutet das für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Landsberg? Wie wirkt sich die Änderung auf die Altkleidersammlung aus, die derzeit mit Absatzproblemen zu kämpfen hat?
In Deutschland ist die Altkleidersammlung etabliert und wird von gemeinnützigen, kommunalen und gewerblichen Sammlern durchgeführt. Auch in der Region zwischen Ammersee und Lech, wo der Landkreis eigene Sammelcontainer auf seinen Wertstoffhöfen aufgestellt hat und vor allem das Rote Kreuz und die aktion hoffnung über Container Altkleider sammeln. Die Entsorgung von abgenutzten Jeans, geschrumpften T-Shirts und ausgetretenen Schuhen im Restmüll war bisher problemlos möglich. Doch nun müssen diese in Altkleidercontainer gegeben werden. Insbesondere dürfen Bettwäsche und Altkleider nicht mehr im Restmüll entsorgt werden.
Verdreckte Textilien gehören in den Restmüll
Im Landkreis Landsberg ist das eigentlich nichts Neues, sagt Anna Diem, die stellvertretende Pressesprecherin im Landratsamt. Seit 2016 schreibe die Abfallordnung eine Entsorgung von Alttextilien in den Sammelcontainern des Landkreises vor. Lediglich verdreckte Textilien dürften noch in den Restmüll. Das sei ähnlich wie bei einem stark verdreckten Pizzakarton, der nicht in der Papiertonne entsorgt werden dürfe.
Der Landkreis Landsberg hat das Bremer Unternehmen BreEnt mit der Verwertung der Altkleider und Alttextilien beauftragt. Die Container, die auf den Wertstoffhöfen stehen, sind Eigentum des Landkreises. BreEnt erfasst eigenen Angaben zufolge Alttextilien für karitative Einrichtungen, Kommunen und Unternehmen. Die Firma leert Container bundesweit an mehr als 2000 Standorten. Ein Partnerunternehmen aus den Niederlanden sortiert die Alttextilien in 300 verschiedenen Kategorien. Dadurch sei es möglich, die einzelnen Textilien einer Wiederverwertung zuzuführen, die von der Aufarbeitung zu neuer Kleidung bis zur Resteverwertung reiche. Dabei werden die Stoffe zerkleinert und anschließend unter anderem zu Putzlappen oder Dämmmaterialien weiterverarbeitet.
Aktuell ist der Markt für Alttextilien allerdings in Schwierigkeiten. Das Unternehmen, das die Altkleider und Alttextilien für den Kreisverband des Roten Kreuzes verwertet, befindet sich deswegen in einem Insolvenzverfahren, sagt Andreas Lehner, der Kreisgeschäftsführer des BRK. Er kennt auch die Gründe für die schwierige Marktlage. Gebrauchte Kleidung sei vor allem in osteuropäische Länder geliefert worden. Doch seit dem Ukraine-Krieg sei der Markt dort zusammengebrochen. Das Geschäft mit den Altkleidern sei ein Auf und Ab. „Vor zehn Jahren hatten wir einen Höchststand“, erinnert sich Andreas Lehner. Damals hätten vor allem gewerbliche, den gemeinnützigen Sammlern das Leben schwer gemacht. Mittlerweile seien viele wieder vom Markt verschwunden.
Probleme bereitet laut Andreas Lehner auch die Zunahme an Altkleidern bei sinkender Qualität. Die Lebensdauer der Textilien werde immer kürzer und so landen T-Shirts oder Socken immer schneller im Müll oder eben im Sammelcontainer. Doch die Container werden auch missbraucht, um Müll zu entsorgen. Das Rote Kreuz hat deswegen vor einigen Jahren seine Sammelcontainer an den Oberen Wiesen abgezogen, erinnert sich Lehner. Gute erhaltene Kleidung und Textilien können weiterhin in den Kleiderläden des Roten Kreuzes abgegeben werden. Weil die Lagerkapazitäten jedoch eingeschränkt sind, können derzeit jeweils nur 20 Teile angenommen werden, sagt Andreas Lehner.
Die Textilindustrie wird als einer der größten Umweltverschmutzer angesehen
Die Hauptmotivation für die neuen EU-Vorschriften ist die Tatsache, dass die Textilindustrie als einer der größten Umweltverschmutzer angesehen wird. Neben der Produktion ist auch das Problem, dass Altkleider hauptsächlich verbrannt oder exportiert werden. Die neuen Abfalltrennungsregeln sollen dazu beitragen, diese Probleme erheblich zu reduzieren. Laut der Europäischen Kommission wurden bisher europaweit etwa 78 Prozent der Textilabfälle nicht getrennt gesammelt und landeten im Hausmüll.
Doch wer kontrolliert den Inhalt der Restmülltonnen? Wie Landratsamtssprecherin Anna Diem sagt, ist das praktisch nicht möglich. Die Müllwerker könnten zwar beim Abholen der Tonnen stichprobenartig nachsehen, das beschränke sich aber auf das Anheben des Deckels. Sei klar ersichtlich, dass in der Restmülltonne saubere Alttextilien entsorgt werden sollen, könne der Müllwerker die Tonne stehen lassen. Allerdings habe sich schon in den vergangenen Jahren gezeigt, dass kaum Wertstoffe über den Restmüll entsorgt werden. Zuletzt bei einer Restmüllanalyse im Herbst vergangenen Jahres. „Der Anteil an Wertstoffen ist sehr gering“, sagt Anna Diem.
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