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Landkreis Landsberg: 50 Jahre Bund Naturschutz: Was tun mit den Staustufen im Lech?

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50 Jahre Bund Naturschutz: Was tun mit den Staustufen im Lech?

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    Naturschützer und Grüne fordern, die Staustufen am Lech wieder zu verstaatlichen. Das Foto zeigt die Staustufe 15 südlich von Landsberg.
    Naturschützer und Grüne fordern, die Staustufen am Lech wieder zu verstaatlichen. Das Foto zeigt die Staustufe 15 südlich von Landsberg. Foto: Thorsten Jordan (Archivfoto)

    Von der Quelle bis zur Mündung legt der Lech mehr als 250 Kilometer zurück. In Österreich windet er sich noch frei durch ausgedehnte Schotterbänke. In Bayern hingegen bestimmen Stauseen das Bild. Mit seinen 32 Staustufen ist der Naturschützern ist dies schon lange ein Dorn im Auge. Doch jetzt sehen sie eine Chance, dem Fluss zumindest teilweise ein Stück Wildheit zurückzugeben. Auch im Landkreis Landsberg. 

    Der Bund Naturschutz fordert, dass der Lech sein ökologisches Gleichgewicht wieder zurückerhält. Er soll seine wichtige Funktion als Lebensader zwischen Alpen und Alb wieder ausfüllen können. Deshalb haben sechs Kreisgruppen im Einzugsgebiet des Lechs über zwei Jahre hinweg das Zukunftsprogramm Lech erstellt. Darunter auch die Kreisgruppe Landsberg. Es sei ein Fahrplan für das 21. Jahrhundert und skizziere, wie die Renaturierung des

    In bestimmten Abschnitten soll der Naturschutz Vorrang haben

    Nach jahrzehntelanger räumlicher Einengung muss der Fluss nach Ansicht der Naturschützer wieder Platz und Geschiebe bekommen. Dies bedeute auch, dass die energetische Nutzung am Lech neu strukturiert werden muss. Das Auslaufen der Konzessionen für die Kraftwerke im Jahr 2034 ermögliche, die jetzige Form der Wasserkraftwerke und Stauseen grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen. Um mehr Dynamik in den Fluss zu bekommen, müssten die Wasserkraftwerke und Flussabschnitte zwischen den Staustufen teilweise massiv umgebaut werden. „Und es muss auch wieder Abschnitte geben, in denen dem Naturschutz Vorrang vor einer energetischen Nutzung eingeräumt wird“, fordert der Bund Naturschutz. Konkret wurden unter anderem die Lechstaustufen 14 und 15, Pitzling und Landsberg, von den Naturschützern ins Auge gefasst. 

    Mit der Verstaatlichung des Energiekonzerns Uniper, der die meisten Kraftwerke am Lech betreibt, hat im vergangenen Jahr die Diskussion darüber nicht nur im Landtag, sondern auch im Landkreis Landsberg Fahrt aufgenommen. Die beiden Grünen-Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis, Gabriele Triebel aus Kaufering und Ludwig Hartmann aus Landsberg, fordern schon lange, die Wasserkraft am Lech wieder in staatliche Hände zu nehmen. In den 1990er- und 2000er-Jahren wurde die Wasserkraft in Bayern unter Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) privatisiert. „Jetzt ist die Zeit für Fehlerkorrektur“, meint

    Der Lech schlängelt sich durch den südlichen Landkreis Landsberg. Das Archivfoto zeigt die Orte Seestall und Mundraching.
    Der Lech schlängelt sich durch den südlichen Landkreis Landsberg. Das Archivfoto zeigt die Orte Seestall und Mundraching. Foto: Ulrich Wagner (Archivfoto)

    Eigentlich steht der sogenannte „Heimfall“, also die vertraglich vereinbarte Rückgabe der Wasserrechte an den Freistaat, für zwölf der 22 Laufwasserkraftwerke des Unternehmens Uniper am Lech erst ab dem Jahr 2034 an. Es sind dies die Lechstaustufen Kinsau, Apfeldorf, Epfach, Lechblick, Lechmühlen, Dornstetten, Pitzling, Landsberg, Kaufering, Schwabstadl, Scheuring und Unterbergen. Doch schon jetzt, so Triebel, müsse der Staat aktiv werden. Beim Heimfall würde der Freistaat gegen Zahlung einer Abgeltungssumme wieder Eigentümer der Anlagen.

    Bayerns Umweltminister will die Energieversorgung neu denken

    Die Forderungen der Grünen sind offenbar erhört worden. Anfang August forderte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) in einem Schreiben an das Bundesfinanzministerium den Bund zu konkreten Gesprächen über die Zukunft der Uniper-Wasserkraftwerke auf. „Wir müssen die historische Chance nutzen. Wir müssen die Energieversorgung neu denken“, so Glauber in einer Pressemeldung. Sein Ziel sei eine gemeinwohlorientierte, ökologisch nachhaltige und verlässliche Nutzung der Wasserkraft. Die Uniper-Wasserkraftwerke müssten dauerhaft der öffentlichen Hand gehören. „Wir streben die Übernahme der gesamten bayerischen Uniper-Wasserkraftwerke in eine landeseigene Betreibergesellschaft an.“ Auch eine gemeinsame Betreibergesellschaft mit dem Bund sei möglich. 

    Die Äußerungen von Thorsten Glauber kommentiert Ludwig Hartmann so: „Es hat endlich Klick gemacht! Ich freue mich, dass Herr Glauber unsere grüne Forderung nun vollständig übernommen hat.“ Nach langer Zeit des Augen-Reibens sei man jetzt aufgewacht: „Der historische CSU-Fehler, die bayerische Wasserkraft zu privatisieren, soll korrigiert werden. Glückwunsch zu dieser überfälligen Erkenntnis“, schreibt Ludwig Hartmann an unsere Redaktion. 

    Vor 50 Jahren wurde die Kreisgruppe des Bund Naturschutz im Landkreis Landsberg gegründet. Seither haben die ehrenamtlich engagierten Frauen und Männer viel erreicht, aber auch Niederlagen hinnehmen müssen. In einer Serie blickt unsere Redaktion auf einige Erfolge und Misserfolge zurück. Heute geht es um die Diskussion über die Staustufen im Lech. Soll der Fluss ein Stück mehr Freiheit bekommen und sollen die Kraftwerke wieder in staatliche Hand?

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