Es war ein Spaziergang wie jeder andere, der plötzlich eine unerwartete Wendung nahm. Swenja Poppenwimmer war mit ihren zwei Jagdhunden auf einem Feldweg zwischen Igling und Hurlach unterwegs, als die Hunde plötzlich unruhig wurden. „Die sind aus dem Nichts in den Busch gesprungen.“ Was sie dort entdeckte, ließ die Spaziergängerin innehalten: ein kleines, verwahrlostes Meerschweinchen, das offenbar auf sich allein gestellt war.
„Das Tier war in einem furchtbaren Zustand“
Swenja Poppenwimmer, über den Fund des Meerschweinchens
„Das Tier war in einem furchtbaren Zustand – lange, gekrümmte Krallen und völlig verfilzt“, erinnert sich Poppenwimmer. Schnell war ihr klar, dass hier jemand ein Tier einfach seinem Schicksal überlassen hatte. Doch für Finduline, wie das Meerschweinchen später getauft wurde, wendete sich das Blatt mit der Entdeckung durch Poppenwimmer und ihre Hunde. „Zuerst dachte ich, es ist eine Maus im Gebüsch. Aber als ich das Fell gesehen habe, wurde mir sofort klar: Das ist ein Meerschweinchen.“
Meerschweinchen krank ausgesetzt? “Das darf doch nicht wahr sein”
Poppenwimmer, die selbst mit vielen Tieren – unter anderem Meerschweinchen – aufgewachsen war, wusste sofort, was zu tun war: „Ich habe schnell ein Handtuch besorgt, um Finduline zu wärmen.“ Sie ahnte allerdings schon Böses: „Ein gesundes Meerschweinchen hätte ich niemals einfangen können. Das sind klassische Fluchttiere.“ Mit gemischten Gefühlen brachte sie das Tier zum Tierarzt, wo sich ihr Verdacht bestätigte: Finduline hat einen Tumor am Gesäuge. „Man hat schon von außen eine verhärtete Stelle am Unterbauch spüren können“, erklärt sie. Zum Glück stellte sich heraus, dass der Tumor gutartig ist und sich wohl nicht weiter ausbreiten würde.
Trotzdem bleibt für Poppenwimmer ein bitterer Nachgeschmack: „Der Vorbesitzer hat das Tier wegen seiner Krankheit bewusst ausgesetzt! Das darf doch wirklich nicht wahr sein.“ Für Finduline hätte das Leben im Wald fast das Ende bedeutet: „Die Nacht hätte sie niemals überlebt“, so Poppenwimmer. Zum Glück kam es anders. „Finduline ist ein echter Schicksalsfund.“ Da sie das Tier aufgrund ihrer Jagdhunde nicht selbst aufnehmen konnte, suchte Poppenwimmer nach einer Lösung – und fand sie in Silvia Hamm.
Finduline findet ein neues Zuhause in Kaufering
„Als ich von Findulines Schicksal erfuhr, war für mich sofort klar: Sie bekommt bei uns ein Zuhause“, erzählt die Frau aus Kaufering. Hamm hält bereits seit zwei Jahren vier Meerschweinchen. „Die Kinder wollten Tiere haben – Meerschweinchen waren für uns pflegeleichter als Hasen“, erklärt sie. Über eine befreundete Tierärztin kam sie in Kontakt mit Poppenwimmer und dem Fall Finduline. Hamm räumt ein, dass sie zunächst besorgt war, ob das Meerschweinchen Krankheiten mitbringen könnte. Dennoch stand für sie von Anfang an fest: „Finduline kommt zu uns.“ Eine Entscheidung, die Hamm nicht bereut: „Sie hat sich super eingelebt. Am Anfang war sie noch starr und verängstigt – heute tobt sie mit den jüngeren Meerschweinchen herum. Ich glaube, das hat ihr neue Jugend und Kraft verliehen.“
Doch auch Hamm fragt sich, wie es zu der traurigen Vorgeschichte kommen konnte. „Wer setzt denn ein altes, krankes Tier einfach so im Wald aus? Es gibt immer Wege, das ordentlich zu lösen – wie die Abgabe in einem Tierheim.“ Glück im Unglück für Meerschweinchen Finduline, die jetzt ihr restliches Leben bei Familie Hamm gut umsorgt genießen kann. „Sie ist schon gar nicht mehr aus der Gruppe wegzudenken“, freut sich Hamm.
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