Wer erinnert sich noch an Schnappschildkröte Lotti, die vor ein paar Jahren ihrem Besitzer ausgekommen ist und in Irsee in einem Badeweiher für Aufregung gesorgt hat - aber nie gefunden wurde? In einer Serie stellt das Landsberger Tagblatt die etwas ungewöhnlichen Haustiere vor, die im Landkreis zu finden sind – und zwar noch bei ihren Besitzern.
Zu ihrem 30. Geburtstag hatte sich Melanie Fleschhut „etwas Besonderes“ gewünscht. Was genau, wusste die erfolgreiche Trabreiterin und Pferdewirtin nicht, aber ihre Eltern hatten die richtige Idee. Das ist jetzt ein Jahr her und seitdem hat die kleine Ina das Kommando auf dem Pferdehof der Fleschhuts übernommen: ein Mini-Pony mit einem ganz außergewöhnlichen Charakter.
Mit nur 70 Zentimetern ist Ina der Chef auf dem Pferdehof
Gerade mal 70 Zentimeter ist die kleine Ina groß und auch schon ausgewachsen. Was ihr an Größe fehlt, das gleicht sie durch ihre Neugier und Liebenswürdigkeit aus. Derzeit leben elf „normale“ Pferde auf dem Reiterhof der Familie Fleschhut, aber: „Ina ist schon der Chef“, sagt Melanie Fleschhut. Gerade mal fünf Monate war das kleine Pony alt, als sie es geschenkt bekommen hat. „Da muss man sich viel mit ihr abgeben, das ist wie mit einem Hundewelpen“, erzählt sie.
Die Überraschung ist ihren Eltern Epimach und Roswita Fleschhut perfekt gelungen, denn „mit einem Mini-Pony hatte ich überhaupt nicht gerechnet“. Und einfach war es auch nicht, ein geeignetes zu finden. „Schließlich haben wir in Aicha vorm Wald einen Züchter gefunden“, erzählt Epimach Fleschhut. „Ina hat auch Papiere“, so der Pferdefachmann, der auch Trabrennen bestreitet.
Wenn es ums Fressen geht ist nichts und niemand vor dem Mini-Pony sicher
Pferdeverstand ist auch nötig, um ein Mini-Pony zu halten. „Einige, die Ina gesehen haben, meinten, sie wollen auch ein Pony für den Garten“, erzählt Melanie Fleschhut, die ausgebildete Pferdewirtin. Aber das gehe gar nicht – davon, dass Ina an einen großen Hund erinnere, dürfe man sich nicht täuschen lassen.
Auf dem Hof der Familie hat die kleine Stute schnell das Kommando übernommen. Da müssen auch der Berner Sennenhund Max und selbst die großen Pferde zurückstecken. Vor allem, wenn es ums Fressen geht, ist praktisch nichts und niemand vor dem Mini-Pony sicher. Und da kann es schon auch passieren, dass sie mal gegen die Großen ausschlägt. „Aber die lassen sich das alles gefallen“, erzählt Melanie Fleschhut mit einem Schmunzeln.
Auch beim Leonhardiritt in Kaufering war das Mini-Pony dabei
Auch Hund Max scheint sich schon daran gewöhnt zu haben, dass er seinen Napf besser leer fressen sollte, sonst ist nämlich Ina zur Stelle. „Vor Kurzem ist sie in der Stube über die Gummibärchen gegangen, die wir auf dem Tisch liegen gelassen hatten“, erzählt die Trabreiterin.
Natürlich nicht das geeignete Futter für das Mini-Pony, aber daran, dass die kleine Ina einfach alle Räume und Plätze unsicher macht, muss man sich erst mal gewöhnen: Aus der Box gelassen, hält das Minipferd sie auf Trab. „Aber es macht einfach viel Spaß.“
Die große Frage aber ist: Was lässt sich mit einem Mini-Pony anfangen? „Nichts, sie ist einfach zum Liebhaben“, kommt es von Melanie Fleschhut wie aus der Pistole geschossen. Allerdings: Einen ersten Auftritt hatte die kleine Ina vor Kurzem. In Kaufering war sie auch beim Leonhardiritt mit dabei. „Man hat richtig gemerkt, wie es ihr Spaß gemacht hat“, berichtet die 31-Jährige. Ganz stolz sei Ina in der Gruppe mitgelaufen – und habe die Aufmerksamkeit, die sie natürlich erregte, genossen.
Im neuen Jahr könnte das Mini-Pony noch weitere derartige Auftritte erhalten, nämlich dann, wenn für Melanie Fleschhut wieder die Saison im Trabrennsport beginnt. „Bisher haben wir sie noch nie mitgenommen“, erzählt die Trabreiterin, aber das soll sich ändern.
Bei den Fleschhuts gibt es auch noch ein Mini-Schwein
Allerdings muss da dann wirklich ein Auge auf die Kleine geworfen werden, denn Ina ist sympathisch „frech“ und ausgesprochen neugierig: Steht eine Tür irgendwo offen, ist sie auch schon durch. Wobei, vor einem Mitbewohner oder besser einer Mitbewohnerin auf dem Pferdehof der Familie Fleschhut hat das Mini-Pony dann aber doch Respekt: Mini-Pig Resi. Das Schwein darf auch in Ruhe seine Brotscheiben und das Gemüse fressen. „Resi beißt schon mal zu, wenn ihr was nicht passt“, sagt Melanie Fleschhut mit einem Schmunzeln.
Und auf den Kopf gefallen ist die kleine Ina schließlich nicht: Dann macht sie doch lieber Berner Sennenhund Max, den großen Pferden, oder auch schon mal ihrer Besitzerin das „Futter“ streitig.