Lebensraum für Käfer und Co. :"Hecken schaffen angenehmes Klima."
Bei einem Rundgang auf der Landsberger Platte, zeigt ein Experte, wie Landwirte etwa dafür sorgen können, dass Kleintiere und Insekten sich auf den Feldern wohlfühlen.
Mit neuen Landschaftsstrukturen Lebensräume für Insekten, Käfer, Vögel und Kleintiere schaffen und damit die Biodiversität erhalten ist Anliegen, aber auch Aufgabe der Landwirte. Wie viel hierfür in den vergangenen Jahren bereits geschehen ist, was aber noch weiter verfolgt werden kann, wurde bei einer frühabendlichen kleinen Radtour über die „Landsberger Platte“ östlich von Kaufering deutlich gemacht.
Bei dem Treffen auf der Landsberger Platte ging es auch um Zusammenarbeit
Tilo Scholze vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck (AELF) präsentierte dabei gleichzeitig einen von ihm neu entwickelten Mobilen Biodiversitäts-Pfad, kurz MoBiDiP. Im Gegensatz zu angelegten Biodiversitätspfaden mit fest installierten Hinweistafeln ist dieser Pfad „mobil“. Die Schilder können bei Bedarf, für Führungen beispielsweise, aufgestellt werden und nach einiger Zeit weiter wandern.
In der Hauptsache aber ging es an dem Abend um Vernetzung von beteiligten Organisationen, Behörden und Landwirten sowie um Verbindungen von Lebensräumen für Insekten und Kleintiere. Und um Gespräche: Wichtig sei Dialog und ständiger Austausch. „Wir wollen miteinander statt übereinander reden und einander zuhören“, betonte beispielsweise Andreas Schützeberg vom Landschaftspflegeverband Landsberg am Lech.
Das geringe Interesse von Bürgern ohne Bezug zur Landwirtschaft, aber auch von Landwirten an der Informationsfahrt mit dem Titel „Lebensraum für Käfer und Co“ wurde gerade deshalb als ein wenig enttäuschend empfunden. „Nahrungsmittelerzeuger, Erholung, Baugebiete, Energie: Die Ansprüche an den ländlichen Raum werden immer größer“, sagte AELF-Chef Franz-Josef Mayer. Um alles meistern zu können, sei eine gesunde Natur von größter Wichtigkeit. In Kaufering wird dafür dank rühriger Biolandwirte seit geraumer Zeit einiges getan.
Hecken schaffen Lebensraum und Schutz für Kleintiere und Insekten
So sei Mitte der 1990er-Jahre gemeinsam die erste Hecke gepflanzt worden, berichtet Kreisobmann Hans Drexl. „Sie hält Wind zurück, schafft ein angenehmeres Klima.“ Generell sei die Platte mit ihren landkreisweit besten Böden jedoch noch ziemlich kahl. Bei den Kommunen sieht Drexl dabei Nachholbedarf, sie seien ebenfalls gefordert. Die erste Station waren zwei Linden mit Feldkreuz. Solche Landschaftselemente dienen laut Scholze ebenfalls naturschutzfachlichen Belangen, seien „Trittsteine“, also Vernetzungselemente für Insekten aller Art. Interessant wäre auch, ob Bürger solche Flurbäume schön finden, meinte Scholze.
Altgrasstreifen – vor ein paar Jahren galten sie noch als unansehnlich – sind ebenfalls Trittsteine und werden, wie bei der Fahrt zu sehen, wieder mehr stehen gelassen. Neu angelegt ist eine „Beetle Bank“, eine Art Blühstreifen als Käferrefugium und Versteck für viele Kleinsäuger zwischen den Feldern. Diese habe, so Drexl, den Vorteil, dass sie, im Gegensatz zu einer Hecke, wieder entfernt und an anderer Stelle eingerichtet werden kann. Hecken hingegen seien Landschaftselemente und nicht mehr wegnehmbar. Wichtig sei bei einer Beetle Bank das Mähen, wobei stets ein Streifen stehen bleiben soll.
Landwirte können mit hohen Fördergeldern arbeiten
Resten einer Kurzumtriebsplantage (Energieholz) wie in Kaufering gesehen, kommt laut Tilo Scholze ebenfalls tierökologische Bedeutung zu. Schon richtig alter Bestand ist eine Hecke, die Drexl und Leonhard Widmann vom Jegglhof 1999 gepflanzt haben und die Drexl mittlerweile beachtlich verlängert und auch breiter gemacht hat. Solche Hecken seien unverzichtbar für das Ökosystem. Hecken sollten wegen ihrer Wuchskraft nicht zu nah am Feldweg gepflanzt werden, empfahl Drexl. Auch sollen sie laut Scholze kein Gehölz werden. Beratung sei wichtig, der Landwirt müsse nicht alles wissen. „Er kann sich am Wissen von Fachleuten bedienen.“ Allerdings, „ein bissl mehr Freiheit, Selbstbestimmung, Spielraum“ wünschten sich die Landwirte schon. Es sollte nicht immer alles von oben geregelt werden. Beeindruckende 400 Meter lang ist eine neu angelegte Hecke auf einer Fläche zwischen Kaufering und Weil. Diese hat den Landwirt nichts gekostet, sie wurde zu 100 Prozent gefördert. Wie die anwesenden Fachleute dazu erläutern, stehen dafür verschiedene Fördertöpfe über das AELF beziehungsweise den Landschaftspflegeverband zur Verfügung.
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