Die Gemeinschaft lebt, sie funktioniert auf allen Ebenen. Das bewiesen die Kauferinger bei den Feierlichkeiten zum 300. Weihejubiläum der Pfarrkirche St. Johann hoch oben auf dem Burgselberg mitten im Ort, an denen auch der Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier teilnahm, der selbstkritische Worte zur katholischen Kirche sprach.
Besonders deutlich wurde das bei der Musik, die beim Festgottesdienst zu hören war: An der Orgel glänzte Norbert Sepp, der seit 70 Jahren Gottesdienste nicht nur in St. Johann, sondern auch in der Leonhardikapelle umrahmt. Es sang der Chor der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt auf der anderen Seite des Lechs, die Leitung hatte Claudia Dahme. Nicht zuletzt wirkten Bläser vom Posaunenchor der evangelischen Paulusgemeinde mit. Die Vereine des Marktes waren mit ihren Fahnenabordnungen vertreten und im voll besetzten Kirchenschiff hatten Vertreter und Vertreterinnen aus allen Bereichen Platz genommen.
Am Altar schließlich, dem wichtigsten Ort für einen Festgottesdienst, feierten der Augsburger Diözesanbischof Dr. Bertram Meier, Pfarrherr Helmut Friedl, seine beiden Unterstützer Dr. Hermann Wohlgschaft und Albert Mahl, sein Vorgänger Norbert Marxer und der evangelische Kollege Jürgen Nitz gemeinsam das Kirchenjubiläum. Meier gönnte sich auch Zeit, beim Stehempfang ehemalige Weggefährten zu begrüßen und mit ihnen zu plaudern, und das so lang, bis sein Zeremoniar, Pfarrer Ulrich Müller, zum Aufbruch drängte. In der Predigt ging Bertram Meier auf den Sendungsauftrag des Kirchenpatrons ein. "Verkündigung" sei kein Exklusivangebot der Kleriker, sagte der Bischof. Vielmehr seien alle aufgerufen, auf Jesus hinzuweisen und dessen Botschaft in die Welt zu tragen.
Augsburger Bischof fordert Ausrichtung auf Gott statt Machtstreben
Allerdings habe, nach einer Reihe von Skandalen und dem damit verbundenen Verlust an Glaubwürdigkeit, die Verkündigung an Kraft eingebüßt. "Als Kirche sind wir wesentlich kleinlauter geworden." Wichtig sei innere Umkehr, wie sie Johannes vorgelebt habe. "Wir sollten die Botschaft des Johannes ernst nehmen." Nicht das Streben nach Macht und Reichtum solle das Leben bestimmen, sondern die Ausrichtung auf Gott. Kauferings Bürgermeister Thomas Salzberger (SPD) würdigte im Anschluss an die Eucharistie den besonderen Auftrag der
Gut gefüllt war das Langschiff in St. Johann auch am Nachmittag: Zunächst sprach der in Untermühlhausen lebende Dr. Ferdinand Kramer, Professor für Bayerische Geschichte an der LMU München, über das Besondere des "Bayern-Barock". Dass es in der Zeit um 1700 einen regelrechten "Barock-Bauboom" gegeben habe, sei vor allem dadurch ausgelöst worden, dass Gotteshäuser einsturzgefährdet waren oder ein Erweitern notwendig wurde. Der Barock habe die etwas strengere Formgebung der Renaissance abgelöst und sei von Gelassenheit und Freude geprägt.
Wie die barocken Baumeister diese Freude und Lebensbejahung sichtbar gemacht haben, das zeigte Carmen Jacobs bei der anschließenden Führung durch die Kirche auf. So seien Figuren aus der Renaissance von geradem, eher steifem Körperbau, während in barocken Plastiken Bewegung stecke. Sehr schön zu sehen sei das bei der Kreuzigungsgruppe im Chor. Der Christus aus der Weilheimer Künstlerwerkstatt Degler stamme noch aus der Renaissance, während die nur ein paar Jahre später entstandenen Figuren von Maria und Johannes des Landsbergers Lorenz Luidl schon voller Leben wirkten. Generell machte
Zum Jubiläum wird in Kaufering ein Kirchenführer verteilt
Rechtzeitig zum Jubiläum wurde auch ein "Kirchenführer (nicht nur) für Kinder" fertig. Die ersten Exemplare verteilten Ministrantinnen und Ministranten beim Stehempfang im Anschluss an den Festgottesdienst. Der in Kaufering lebende pensionierte ehemalige Schulleiter des Rhabanus-Maurus-Gymnasiums St. Ottilien, Michael Häusinger, hatte das Bildmaterial gesammelt, Texte geschrieben und das Heft gestaltet. Herausgeber ist die Pfarreiengemeinschaft Kaufering.