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Kaufering: Kauferinger Tätowierer geht einen ungewöhnlichen Weg

Kaufering

Kauferinger Tätowierer geht einen ungewöhnlichen Weg

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    Tobias Falk (links) ist Geschäftsführer des Tatoostudios "Royal Ink" in Kaufering. Dort arbeitet auch Joel Hausner, der sich um Kundin Melissa Demir kümmert.
    Tobias Falk (links) ist Geschäftsführer des Tatoostudios "Royal Ink" in Kaufering. Dort arbeitet auch Joel Hausner, der sich um Kundin Melissa Demir kümmert. Foto: Christian Rudnik

    Dass Tobias Falk ein Faible für Tätowierungen hat, ist leicht zu erkennen, wenn man ihn trifft. An vielen Stellen, auch im Gesicht, ist der 38-Jährige tätowiert und hat seine Leidenschaft auch zum Beruf gemacht. Er betreibt aber kein kleines Studio, wie viele seiner Kollegen, sondern hat in Kaufering 450 Quadratmeter angemietet. Im Jahr 2019 startete er am Fuggerplatz, Sein Studio "Royal Ink" hatte aber kaum geöffnet, da brachte die Corona-Pandemie auch schon alles zum Stillstand. Seither musste er zwei weitere Nackenschläge verkraften. Dennoch blieb er optimistisch und hat weitere Pläne für die Zukunft. Sein Laden hat sich zum Treffpunkt entwickelt.

    Sein Berufswunsch, Tätowierer zu werden, sei bei seinen Eltern nicht so gut angekommen, erinnert sich der heute 38-Jährige. "Ich habe nach meinem Freiwilligen Sozialen Jahr beim Arbeiter-Samariter-Bund in Ulm eine zweijährige Ausbildung angefangen. Ich wollte einer selbst bestimmten Arbeit nachgehen. Die Liebe hat mich dann hierher in die Region gebracht. 2007 habe ich mein erstes Studio in Türkheim eröffnet. Später war ich in Utting und Landsberg ansässig, bevor sich die Chance in Kaufering ergeben hat. 

    Nach der Eröffnung in Kaufering kam die Zwangsschließung wegen Corona

    Der Start war aber sehr schwierig. Kaum eröffnet, musste wegen der Corona-Pandemie schon wieder geschlossen werden. "Da habe ich überlegt, ob ich aufgebe", erinnert sich Falk, auch weil die Corona-Hilfe erst nach Monaten ausgezahlt worden sei. Dann waren die Studios in Bayern einen Monat länger zu als in anderen Bundesländern, und es kam noch das angedachte Verbot vieler Farben durch die Europäische Union hinzu. In den ersten vier Monaten des Jahres 2022 war es sehr schwierig, weil es nur noch gelistete Farben gab, die Kunden verunsichert und auch die Hersteller der Farben nichts geliefert haben bis Mai.

    1300 Kunden habe er im vergangenen Jahr neu angelegt, so Falk. Die ältesten seien Mitte 60. "Es sind viele Senioren, die sich in ihrer Jugend nicht getraut haben, sich diesen Wunsch zu erfüllen, weil es verpönt war." Rund 80 Prozent der Arbeiten seien größere Arbeiten, die mehrere Stunden oder gar Sitzungen dauerten, erklärt der 38-Jährige. Hinzu komme die Zeit, um die Kunden in einem meist etwa einstündigen Gespräch zu beraten. Dabei geht es unter anderem darum, wie die Haut altere und welche Proportionen sinnvoll seien. Dass eine umfangreiche Beratung sinnvoll sei, sehe er auch an der aus seiner Wahrnehmung hohen Zahl derer, die sich alte Tätowierungen überstechen ließen. Eines hat Falk während seiner Berufsjahre auch festgestellt: "Wer erst einmal eine Tätowierung hat, der kommt auch noch einmal, schildert Falk seine Erfahrung. "Und die Körper sind eine Art Tagebuch. Sie erzählen Geschichten über die Menschen."

    Angestellte sollen zwischen Geld und Freizeit wählen können

    Weil er der Geschäftsführer ist, greift er inzwischen deutlich seltener zur Maschine, um einen Kundenwunsch zu erfüllen. "Wir haben sechs Tätowierer angestellt, das ist auch eher ungewöhnlich. In unserer Branche sind die meisten selbstständig. Wir denken auch darüber nach eine freiwillige Vier-Tage-Arbeitswoche einzuführen. Dann kann jeder entscheiden, ob ihm Geld oder Freizeit wichtiger ist." Hinzu kamen im Studio einige Zeit Gast-Tätowierer, vor allem aus Osteuropa. Dort sei die Szene deutlich größer und die Qualität oft höher. "Viele, die bei uns waren, hatten eine künstlerische Ausbildung." Wegen der aktuellen geopolitischen Lage mit dem Ukrainekrieg sei dies aber aktuell nicht mehr möglich. Mitspracherecht haben die Tätowierer auch beim Preis, den sie verlangen. "Natürlich gibt es grobe Richtlinien, aber am Ende vertrauen wir auf ihr Urteilsvermögen. Sie kennen den Aufwand am besten."

    Im Tattoo-Studio von Tobias Falk am Fuggerplatz in Kaufering ist auch Platz, um entspannt ins Gespräch zu kommen.
    Im Tattoo-Studio von Tobias Falk am Fuggerplatz in Kaufering ist auch Platz, um entspannt ins Gespräch zu kommen. Foto: Christian Rudnik

    Auf den 450 Quadratmetern sind auch ein Friseur und ein kleiner Laden für CBD-Produkte, die aus Nutzhandsorten hergestellt werden, beheimatet. Der Verkauf von auf den Blüten basierenden Produkten wie Ölen wird bald nur noch stark eingeschränkt möglich sein. Der Bundesgerichtshof urteilte im Oktober 2022, dass der Handel verboten sei, wenn die Blüten berauschend wirken könnten. Aufgrund der komplizierten Rahmenbedingungen werde dieses Geschäft aufgegeben und durch einen Laden ersetzt, in dem alles Erdenkliche für Raucher angeboten werde, sagt Tobias Falk. Und einen großen Traum hat er noch: Er möchte einen neuen Treffpunkt schaffen. "Schon jetzt sind nach Feierabend oft 15 bis 20 Personen noch da, weil sich Freundschaften gebildet haben. Wir würden das gerne ausbauen und eine Lounge, Bar oder ein ähnliches gastronomisches Angebot schaffen."

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