Vor bald einem Jahr hat der Kauferinger Marktgemeinderat die Neuausschreibung des Ortsbusses mit einem reduzierten Fahrplan ab Ende 2024 beschlossen. Der Ortsbus soll damit in seiner jetzigen Form nicht mehr weitergeführt werden. In der Zwischenzeit wurde das Münchner Ingenieurbüro für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik „gevas humberg & partner GmbH“ damit beauftragt, ein Konzept zur Beförderung zu erarbeiten. Erik Meder, Spezialist für ÖPNV-Planung, stellte in der jüngsten Sitzung die Ergebnisse der Bestandsanalyse vor.
Ortsbus Kaufering: „Insgesamt ist das Gebiet gut erschlossen.“
Welche Angebote gibt es überhaupt in Kaufering? Meder unterteilte in fünf Angebotsbausteine: der Schienenpersonennahverkehr, der Ortsbus, der Stadtbus nach Landsberg, weitere Regionalbusse sowie das Anruf-Sammeltaxi (AST). Bei den Zügen, die nicht näher Stand der Analyse sind, gibt es drei Verbindungen: die Kursbuchstrecken 970, 971 und 986 von München oder Augsburg nach Landsberg, Lindau oder Oberstdorf. Neben dem Landsberger Stadtbus, der im 30-Minuten-Takt vom Bahnhof nach Landsberg verkehrt, gibt es die Regionalbuslinien 31, 301, 61, 70 und 305, die vor allem für den Schülerverkehr von Bedeutung sind. Fünf Linien des Anruf-Sammeltaxis (AST 31, 312, 601 und 602) haben Kaufering als Start- und Zielort; sie verkehren täglich im Stundentakt. Zwei AST-Linien, 92 und 302, fahren auch innerhalb Kauferings.
Tiefer ging die Analyse zum Ortsbus sowie die Linie 301, da diese für die innere Erschließung des Marktes am relevantesten sind. Beim Ortsbus handelt es sich um eine Ringlinie, deren Strecke sich je nach Tageszeit unterscheidet. Bei einem berechneten Einzugsgebiet von 300 Metern um jede Haltestelle sei fast ganz Kaufering abgedeckt. „Insgesamt ist das Gebiet gut erschlossen – außer im südwestlichen und nördlichen Bereich vom Dorf gibt es längere Zugangswege“, berichtete Meder. Die Linie 301 verkehrt von Kaufering nach Landsberg und fährt 17 Haltestellen allein in Kaufering an.
Ein weiteres „Attraktivitätsattribut“, so der Fachmann, seien die Fahrtzeiten. Naturgemäß seien Ringlinien nicht besonders schnell. Das zeigt sich auch beim Ortsbus: Die Fahrgäste brauchen je nach Haltestelle acht bis zwölf Minuten, oder noch länger zum Bahnhof. Und der Ortsbus fährt im Durchschnitt fünf bis zehn Kilometer pro Stunde.
Ein weiterer Punkt ist die Fahrplanabstimmung. Hier gibt es Lob von Meder: In der Früh seien praktisch alle Busabfahrtzeiten gut auf die Züge nach München abgestimmt – „am Nachmittag weniger, da ist aber auch nicht die Lastrichtung“.
Nur zu bestimmten Zeiten gibt es mehr als fünf Fahrgäste pro Busfahrt
Neben dem vorhandenen Angebot muss auch die Nachfrage einbezogen werden. „Schüler und Pendler brauchen in der Regel feste Bedarfszeiten, alle anderen eine grobe Richtung“, meinte der ÖPNV-Fachmann. Um die Nachfrage zu ermitteln, wurden für die Linien 92 und 301 im Juli 2024 an fünf beziehungsweise drei Tagen eine Erhebung durchgeführt. Dem war vor zwei Jahren bereits eine Zählung vorgegangen, die jedoch nicht die räumliche Verteilung der Passagiere einbezogen hatte.
Bei der Linie 92 waren es im Mittel 120 Einsteiger pro Tag - „das ist erst einmal eine starke Zahl“, so Meder, doch aufgeschlüsselt ragt eine Fahrt mit 34 Schülern heraus. „Nach 8.30 Uhr wird es schlagartig weniger.“ Erst am Nachmittag werden es wieder mehr, wenn auch nicht mit dem Morgen vergleichbar. Insgesamt machen Schüler die Hälfte aller Fahrgäste aus. Pro Fahrt gebe es im Durchschnitt 3,6 Einsteiger. Mehr als fünf Einsteiger gebe es nur für Fahrten zwischen 6 und 8 Uhr, 13 und 14 Uhr sowie 16 und 18 Uhr. Die Linie 301 hatte vor zwei Jahren 240 Einsteiger pro Tag und rund 35 Einsteiger pro Fahrt. Bei der aktuellen Zählung wurden 305 Einsteiger pro Tag, mit 45 Einsteigern pro Fahrt gemessen. Bei beiden Linien liegt erwartungsgemäß der Nachfrageschwerpunkt auf dem Bahnhof. Beim Ortsbus sind es außerdem das Seniorenstift und die Lohestraße. Bei der Linie 301 sind es die Sparkasse, die Haltestellen im Dorf und die Grundschule. Abschließend wurde der Schülerverkehr analysiert. Bis auf einen Gastschüler leben alle Grundschüler in einem Radius von zwei Kilometern rund um die Schule.
So viel zur Analyse. Noch im Oktober soll das dazugehörige Konzept vorliegen, damit es gemeinsam mit dem Landratsamt möglichst schnell auf den Weg gebracht werden kann, hieß es in der Sitzung. CSU-Ratsmitglied Thomas Harbich meldete sich in der Diskussionsrunde zu Wort und merkte an, dass es bis auf den Einsatz kleinerer Busse aus seiner Sicht keine vernünftige Alternative zur aktuellen ÖPNV-Situation gebe. Markus Wasserle (SPD) betonte, dass der Schülerverkehr augenscheinlich „komplett freiwillig“ betrieben werde. „Wozu sind wir verpflichtet und was ist ein Angebot?“ Dieser Frage sollte der Fachmann in seinem Konzept noch nachgehen. Er plädierte zudem für eine Mischform: Die Busfahrten in schwach besetzten Zeiten herausnehmen und dafür das AST ausbauen: „Es macht keinen Sinn, heiße Luft durch die Gegend zu fahren.“
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