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Kaufering: Jeder singt in Kaufering für sich am Computer

Kaufering

Jeder singt in Kaufering für sich am Computer

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    Derzeit finden die Proben der Kauferinger nur digital statt.
    Derzeit finden die Proben der Kauferinger nur digital statt. Foto: Gesangsverein Kaufering

    Das gemeinsame Singen hat sie einst zusammengebracht, Manfred Hrastnik, dessen Bass seit 50 Jahren den Gesangverein unterstützt, und Monika, seine Frau. Sie ist seit 45 Jahren aktiv dabei und steht gemeinsam mit Renate Heidner dem Gesangverein Kaufering vor. Nun geht das Ehepaar Hrastnik getrennte Wege, allerdings immer nur am Dienstagabend und innerhalb des Hauses.

    In eigenen Zimmern loggen sich die Hrastniks pünktlich um 20 Uhr am eigenen PC ein, um die wöchentliche Chorprobe nicht zu verpassen. „Jeder singt dort für sich alleine, weil Bass und Alt nebeneinander stimmenmäßig nicht so gut passt“, erklärt Monika Hrastnik. Etwa die Hälfte der 43 Sängerinnen und Sänger nimmt regelmäßig an den Online-Chorproben mit Chorleiter Andreas Kretschmer teil. Viele haben sich dafür eigens eine Kamera gekauft. „Da wird erst mal geredet und dann singen wir ein paar Lieder“, erzählt Manfred Hrastnik dem LT bei einem Treffen in Kaufering.

    Im Moment werden keine unbekannten Stücke einstudiert, es wird auf das breite Repertoire vom Schlager bis zur Klassik zurückgegriffen und aus dem dicken Gesangsbuch gesungen, das alle zu Hause haben. „Noten dürfen nicht per Mail verschickt werden und kaufen ist im Moment schwierig“, so Manfred Hrastnik.

    Monika Hrastnik ist eine von zwei Vorsitzenden. Auch ihr Mann Manfred singt mit.
    Monika Hrastnik ist eine von zwei Vorsitzenden. Auch ihr Mann Manfred singt mit. Foto: Julian Leitenstorfer

    Die Proben können schon lange nicht mehr in der Kauferinger Schule stattfinden, im Pausenhof wäre es jetzt auch am Abend zu dunkel. „Am 18. März 2020 mussten wir aufhören, bereits Ende April sind wir online gegangen, von den zwölf Männern machen fast alle mit, bei den Frauen etwa die Hälfte“, berichtet Monika Hrastnik. Ein paar Schwierigkeiten gäbe es schon bei den Onlineproben.

    Weil die Computer mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten laufen, funktioniere das gleichzeitige Singen aller Teilnehmer nicht optimal. Im vergangenen Sommer gab es dann einen kurzen Hoffnungsschimmer. „Sieben Präsenzproben mit Anmeldung, vier vor den Ferien und drei danach, durften stattfinden, es war jedoch ziemlich anstrengend, Desinfektionsmittel musste besorgt und der Abstand der Stühle genau ausgemessen werden“, erzählt Monika Hrastnik.

    Chor hat Probleme, Nachwuchs zu finden

    Im Moment sei es auch schwierig, Nachwuchssänger zu finden, die würden bei den Männern dringend gebraucht, es gäbe nur einen Chorsänger unter 60. Das älteste Mitglied, der 82-jährige Klaus Heidenreich, ist seit 1955 aktiv dabei und war lange Zeit Vereinsvorsitzender. Auch die Sängerinnen, die allesamt nicht mehr jugendlichen Alters seien, würden sich über Neuzugänge freuen.

    Manfred Hrastnik war 20 Jahre lang Schriftführer und hat sich um die Chronik des Vereins gekümmert, bis 2002 ist er bereits gekommen. Da will er jetzt zügig anknüpfen, denn 2022 hat der Gesangverein sein 70. Jubiläum, und alle hoffen, dies entsprechend feiern zu können. Im Moment bleiben nur schöne Erinnerungen an die großartigen, ausverkauften Konzerte in der Lechauhalle, an gemeinsame Ausflüge, wunderbare internationale Chorfestivals und an die Wertungssingen, bei denen der Chor einige große Erfolge erzielen konnte.

    Junge Chorleiterin setzte bei Kauferingern neue Akzente

    Dabei sei die Zusammenarbeit mit Julia und Felix Mathy ausgesprochen effektiv gewesen. Die junge Chorleiterin Julia Mathy habe zusammen mit ihrem Mann, der das collegium musicum in Landsberg leitete, großartige neue Akzente gesetzt. Sie musste aber dann wegen ihres Studiums und dem damit verbundenen Ortswechsel die Kauferinger Chorgemeinschaft verlassen. Mit Andreas Kretschmer, dem engagierten Musiklehrer am Dominikus-Zimmermann-Gymnasium in Landsberg, der es gewohnt ist, große Konzerte mit zu organisieren, wurde glücklicherweise 2018 ein „genialer Nachfolger“ gefunden. Alle Chormitglieder freuen sich schon auf die Lieder, die er für die hoffentlich bald kommenden Präsenzproben ausgesucht hat.

    Im Moment halten die Chormitglieder untereinander regelmäßig telefonischen Kontakt und pflegen so die Gemeinschaft. „Es soll sich niemand allein gelassen fühlen“, so Monika Hrastnik. Beide Hrastniks haben auch schon im Krone-Bau in München am Konzert „cOHRwürmer“ unter der Leitung von Howard Arman mit dem Chor und Orchester des Bayerischen Rundfunks teilgenommen. „Es ist ein großartiges Erlebnis zusammen mit 1500 Leuten zu singen“, schwärmt Bassist Hrastnik.

    Das Gruppenfoto zeigt den Kauferinger Gesangsverein, als noch gemeinsame Auftritte möglich waren.
    Das Gruppenfoto zeigt den Kauferinger Gesangsverein, als noch gemeinsame Auftritte möglich waren. Foto: Gesangsverein Kaufering

    Nun fehlen die gewohnten Auftritte, die Frühjahrs- und Herbstkonzerte, die festen Termine, wie das Konzert am 6. Januar in der Kirche zu den Heiligen Engeln, mit dem das Sängerjahr normalerweise beginnt.

    Es fehlt noch viel mehr in diesen schwierigen Zeiten, natürlich auch, sich für ein Konzert mit entsprechender Vorbereitung festlich zu kleiden. Die Kauferinger haben sich für ein schwarzes Outfit mit roten oder grünen Schals entschieden und hoffen darauf, sich damit bald wieder einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können.

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