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Kaufering: Japanischer Austauschschüler kocht in Kaufering seine Leibspeise

Kaufering

Japanischer Austauschschüler kocht in Kaufering seine Leibspeise

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    Der 17-jährige Austauschschüler Kota Tanaka verbringt ein Jahr in Kaufering. Auf sein japanisches Curry möchte er auch hier nicht verzichten.
    Der 17-jährige Austauschschüler Kota Tanaka verbringt ein Jahr in Kaufering. Auf sein japanisches Curry möchte er auch hier nicht verzichten. Foto: Vanessa Polednia

    Kota Tanaka kommt aus Toyokawa. Die Stadt befindet sich relativ mittig auf der Hauptinsel Japans an der Küste und zählt rund 180.000 Einwohnende. So ganz anders sieht da sein Alltag aktuell aus. Seit August lebt der 17-Jährige in Kaufering bei einer Gastfamilie in einem großen Haus mit sieben Kindern. Für Einzelkind Kota sei das die größte Umstellung gewesen. "Ich hatte keinen Kulturschock, sondern einen Babyschock", scherzt er, während er gekonnt die Zutaten und Utensilien für das geplante Gericht hervorholt. Man merkt, der 17-Jährige kocht nicht zum ersten Mal in dieser Küche.

    Japanisches Curry ist Kota Tanakas Lieblingsgericht

    Wenn man einen Deutschen nach einer japanischen Speise befragt, wird dieser wohl direkt mit Sushi antworten. Doch die japanische Küche hat noch weit mehr als die kunstvoll drapierten Reis-Fisch-Kreationen zu bieten. Kota Tanakas Lieblingsspeise ist das japanische Curry, laut dem Austauschschüler ebenfalls ein Nationalgericht, das jeder Japaner und jede Japanerin kennt. "Dieses Gericht ist ein beliebtes Schulessen" – kein Wunder, schließlich ist es relativ einfach zuzubereiten und kann gut vorgekocht werden. Dass Curry, eigentlich bekannt aus der indischen Küche, in Japan derart populär sei, habe mit den Briten zu tun, erklärt der geschichtsinteressierte Japaner. Eine kurze Internetrecherche bestätigt das: So wurde die Kaiserliche Japanische Marine nach dem Vorbild der Royal Navy aufgebaut. Und die britischen Seeleute nahmen eben für ihre Fahrten einen Fleischeintopf mit Currywürze und Brot als Beilage mit. 

    Das japanische Curry, auf Japanisch "Karē" genannt, besteht meist aus einer Currysauce und Beilage und ist dabei dicker und milder als die indische Variante. Statt langkörnigen Basmatireis verwendet man japanischen Klebreis. "Es ist nicht scharf. So können auch die Kinder mitessen", sagt Kota Tanaka im Hinblick auf seine jüngeren Gastgeschwister, die ihm auch gerne beim Kochen helfen. Im Asia-Laden gekauft oder im Internet bestellt, kann man den milden Curry-Geschmack auch in der Region nachkochen.

    Ob sättigende Hausmannskost oder schnelle Schulmahlzeit: Das milde Curry ist aus dem japanischen Alltag nicht wegzudenken. So bereitet man es zu.
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    Der 17-jährige Austauschschüler Kota Tanaka verbringt ein Jahr in Kaufering. Auf sein japanisches Curry möchte auch hier nicht verzichten. So gelingt das Gericht.

    Mit einem Reiskocher, in asiatischen Küchen ein Standard-Kochgerät, ist das Reis kochen kinderleicht und vor allem bleibt das Grundnahrungsmittel lange warm. Das ist wichtig, wenn der Reis schnell griffbereit sein muss. Zu Hause gebe es bis zu dreimal täglich Reis, schildert der Schüler, der kulinarisch besonders die große Auswahl an Reissorten und frischen Fisch aus der Heimat vermisst.

    Japanischer Austauschschüler in Kaufering: "Ich mag die Schule in Deutschland lieber"

    Die Schule in Japan vermisse er dagegen weniger. Das liegt nicht nur am vergleichsweise langen Schulweg verbunden mit einer langen Zugfahrt, während er die Strecke Kaufering–Landsberg meistens in 20 Minuten mit dem Fahrrad bestreitet. "Ich mag die des Ignaz-Kögler-Gymnasiums in Landsberg. Die ersten Wochen seien nicht leicht gewesen, schildert er, schließlich habe er erst zu Beginn seines Aufenthaltes mit dem Deutschlernen begonnen. 

    Umso erstaunlicher ist es, wie er sich nur wenige Monate später ohne Probleme mit seiner Gastfamilie und unserer Redaktion unterhalten kann. Hat man es mit einem Sprachtalent zu tun? "Ich lerne gerne. Lernen ist mein Hobby", erklärt der aufgeschlossene junge Mann mit einem leichten Schmunzeln. Und so funktioniert auch der Schulbesuch im fremden Land. Bestehen muss Kota Tanaka das Schuljahr nicht. Doch sein Ehrgeiz ist geweckt und er schreibt die Prüfungen mit.

    Seit seiner Ankunft hat er schon einiges von Bayern und Deutschland sehen können. Ein Besuch von Schloss Neuschwanstein war obligatorisch, aber auch im Freizeitpark Rust hat er sich ausgetobt. Das Weihnachtsfest war ebenfalls eine neue Erfahrung für den Japaner. "Ich habe Plätzchen backen gelernt", erinnert er sich. An Neujahr konnte er seiner Gastfamilie auch eigene Traditionen zeigen. So werden "Hagoita", kleine dekorative Holzschläger, als Glücksbringer für das neue Jahr im Haus aufgestellt. Das Spielen damit geht auf eine Veranstaltung am Kaiserlichen Hof zurück und soll böse Geister vertreiben sowie im kommenden Jahr Gesundheit und Glück bringen. 

    Das neue Jahr hat bereits begonnen, Kota Tanaka bleiben noch einige Monate bis zu seiner Abreise im Sommer. Bis dahin möchte er sein Deutsch noch verbessern. Und ein Besuch beim Bürgermeister der Gemeinde, Thomas Salzberger, stehe noch an, freut sich der zielstrebige Schüler. "Wie unterscheidet sich dessen Arbeit von einem japanischen Bürgermeister?", fragt sich Kota Tanaka, der sich vorstellen könnte, nach dem Abschluss Politik, Jura oder Geschichte zu studieren. Doch jetzt wird erst einmal der Tisch für die vielen Mitglieder der Gastfamilie gedeckt und Tanakas Lieblingsgericht angerichtet.

    In der Kochserie „Erzähl Mahl“ bereiten Menschen aus der Region ein Gericht aus ihrem Herkunftsland zu. Wir haben mit ihnen über ihre Heimat gesprochen und wie sie in der Region gelandet sind.

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