Seit Anfang des Jahres unterstützt die Kauferinger Hilfsorganisation LandsAid ihre türkische Partnerorganisation Imece in der Umsetzung von Maßnahmen im Bildungs-, Gesundheits- und sozialen Bereich, die sich vor allem an afrikanische Flüchtlingsfrauen und -kinder richten. LandsAid-Pressereferentin Andrea Schmelzle aus Landsberg reiste für einen Projektbesuch nach Izmir. Mit einer Vielzahl neuer Eindrücke kehrte sie zurück.
„Das Projekt richtet sich an 110 afrikanische Migrantenkinder und 175 wirtschaftlich benachteiligte geflüchtete Frauen aus Afrika, die ohne Registrierung im Basmane-Viertel mitten in der Stadt leben – ohne Aufenthaltsstatus und damit ohne Anspruch auf staatliche Hilfen“, berichtet Schmelzle. Die Bedingungen seien extrem schlecht. „Mehrere Familien teilen sich oft wenige kleine, fensterlose Zimmer. Die hygienischen Umstände sind prekär, Kriminalitätsrate und Drogenhandel im Viertel hoch. Die Geflüchteten haben hier zwar ein Dach über dem Kopf, aber einen wirklichen Lebensraum bieten diese Unterkünfte nicht“, so die LandsAid-Mitarbeiterin.
Meist seien es die afrikanischen Männer, die bei Polizeikontrollen aufgrund ihres fehlenden Aufenthaltsstatus in Gewahrsam genommen und später in ihre Heimatländer ausgewiesen werden. Frauen und Kinder blieben dann allein zurück. Oftmals seien sie Rechtsverletzungen wie wirtschaftlicher Ausbeutung, Diskriminierung, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt. „Wichtige Themen wie medizinische Versorgung, psychosoziale Unterstützung, Bildung und Erziehung, Zugang zu wichtigen Informationen und Dienstleistungen sowie Rechtsbeistand waren für sie bisher nicht existent“, sagt Schmelzle.
Das Projekt fördert Kenntnisse, Fertigkeiten und Aufklärung
Für sie wurden die Maßnahmen im „Imece-Center“ ins Leben gerufen. Erst waren es die Frauen, für die Empowerment-Maßnahmen umgesetzt wurden. Sie begannen mit der Produktion von Powerbanks, die über Solarenergie betrieben werden. Die erzeugten Produkte können die Frauen verkaufen und so ein eigenes Einkommen generieren – existenziell für sie und ihre Familien. Zudem werden Informationsveranstaltungen und Rechtsberatungen sowie Workshops zum Thema Frauengesundheit angeboten. Damit soll ihnen der Zugang zu Sozial-, Gesundheits- und Bildungsdiensten erleichtert werden.
„Die Kinder und Jugendlichen, unter ihnen auch unbegleitete Minderjährige, nehmen an einem wöchentlichen pädagogischen Programm mit zahlreichen auf das jeweilige Alter zugeschnittenen Aktivitäten teil“, berichtet Schmelzle weiter. Kurse und Unterricht für die Kinder, die etwa aufgrund von Sprachbarrieren nicht in der Lage sind, eine öffentliche Schule zu besuchen, seien ein wichtiger Bestandteil des Projektes.
LandsAid sucht neue Förderer und Spender für das Projekt in der Türkei
Ob Fußball im Schulgarten, gemeinschaftliches Gärtnern, Keramikkurse oder das tägliche gemeinsame Mittagessen: „Im Center wird das Leben gelehrt. Es ist so viel mehr als eine Schule oder eine Arbeitsstätte“, betont Schmelzle. Die psychologische Unterstützung sei sehr wichtig. Frauen und Kinder hätten einen Ort der Sicherheit, des Vertrauens, der Zuversicht und Raum für Kreativität. Die Kinder würden ermutigt, kritisch zu denken, wieder Träume zu haben und zu lernen, wie sie sich in der Welt zurechtfinden können.
„Leider läuft die Förderung des Projekts durch einen großen Geldgeber zum Ende des Jahres aus“, bedauert Schmelzle „Nun suchen wir händeringend private Spender und Förderer, die uns dabei helfen, dass diese großartige Arbeit in Izmir fortgesetzt werden kann.“
Nähere Infos unter www.landsaid.org. (AZ)
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