Ist die geplante Hangsanierung in Kaufering umweltschädlich? Eine besorgte Leserin ist dieser Meinung. Andere freuen sich über die Maßnahme. Das sagt das verantwortliche Stromversorgungsunternehmen und die Naturschutzbehörde dazu.
Klar ist, der Lech wurde in den vergangenen Jahrzehnten stark verbaut. Durch Kanalisierung sowie Längs- und Querbebauungen ist der einst dynamische Wildfluss in eine regelbare Stauseenkette für den Hochwasserschutz und die Energiegewinnung umfunktioniert worden.
LT-Leserin: „Durch die Sanierung werde der Lech noch mehr zum Kanal.“
Eine Leserin, die lange in Kaufering gelebt hat, sieht die für Ende Oktober geplante Hangsanierung kritisch und meldete sich bei unserer Redaktion. Ihre Kritik: Das Ufer sei noch „sehr gut mit Steinen befestigt“, nur an zwei Stellen gebe es eine problematische Erosion. Zudem werde durch die Maßnahme auf teils geschützten Flächen ein „bis zu 2,5 Meter hohes, neu befestigtes Ufer“ ohne Bewuchs entstehen, das für Insekten, Vögel, Biber und Fische sicher Probleme gebe. An den früher befestigten Stellen wachse bis heute teilweise nichts. Insgesamt werde dadurch der Lech durch die Sanierung noch mehr zum Kanal, als er es bereits jetzt sei, so die Meinung der Iglingerin.
Uniper ist als Kraftwerkbetreiber für die Sicherung des Ufers zuständig. Theodoros Reumschüssel, Uniper-Pressesprecher für die Wasserkraft, stimmt der Kritik nicht zu. Die ab Ende Oktober geplante Ufersicherung an dem betreffenden Uferabschnitt in Kaufering sei zudem mit dem Markt Kaufering und den relevanten Behörden abgestimmt. Anrainer wurden im April bei einer Info-Veranstaltung über das Vorhaben informiert. Es gehe nur um die Erneuerung des Steinsatzes am Prallhang, der nicht mehr fest sei, betont er: „An der Maßnahme ist nichts übertrieben oder umweltschädigend. Es ist eine reguläre Maßnahme im Sinne der Unterhaltspflicht und dient dem Erhalt einer sicheren Uferlinie.“
Der Uniper-Pressesprecher weiter: „Der Uferabschnitt ist als Prallhang insgesamt von der Erosion, also Abtragungen und Ausspülungen betroffen, sodass über eine Strecke von rund 300 Metern bereits die Uferversteinung beschädigt ist. Im Zuge der anstehenden Maßnahme wird im Sinne der Sicherheit der Steinsatz erneuert. Das wird keine neue oder gar erhöhte Uferlinie zur Folge haben, sondern sich an der ursprünglichen Uferlinie orientieren. Die beiden in dem Abschnitt vorhandenen Quellen sowie der Bacheinlauf sind von der Maßnahme nicht betroffen.“
Die für An- und Abtransport anzulegende Baustraße werde rund 300 Meter lang sein und sich damit auf das notwendigste Maß beschränken, erklärt Reumschüssel. Notwendige Rückschnitte oder die Entfernung nicht mehr standsicherer Bäume geschehen nur in Abstimmung mit den Grundstückseigentümern und der Unteren Naturschutzbehörde.
Die Untere Naturschutzbehörde begleitet die Maßnahme am Lech
Wie beurteilt die Untere Naturschutzbehörde das Unterfangen? Auf Nachfrage unserer Redaktion informiert Pressesprecher Wolfgang Müller: „Im Rahmen des wasserrechtlichen Verfahrens wurde die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt sowie die Fischereifachberatung beteiligt. Aufgrund der ersten naturschutzfachlichen Stellungnahme mit erheblichen Bedenken wurde die Planung abgeändert, diese ist nun nicht mehr so umfangreich.“ Nach der jetzigen Planung werde nicht in die naturschutzfachlich wertvollen Bereiche sowie den Altbaumbestand eingegriffen. „Demnach ist der Artenschutz nicht mehr relevant. Der landschaftspflegerische Begleitplan wurde mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Dazu findet eine ökologische Baubegleitung statt, die die Untere Naturschutzbehörde bei Problemen oder Fragen umgehend informieren würde“, informiert der Landratsamtssprecher. Wasserwirtschaftliche Bedenken sind hier nicht bekannt.
Es gibt aber auch Personen, die sich über die Sanierung freuen. Ulrich Wallenda, der als Vereinsvorsitzender des ortsansässigen Ruderclubs, ist ständig auf dem betroffenen Abschnitt des Lechs unterwegs und befürwortet das Vorhaben. Doch ihm geht das Vorgehen nicht weit genug. Seiner Meinung nach leben die Anrainer am Hang auf der Dorfseite gefährlich. So sehe man etwa an abgesackten Trittstufen, dass sich der Hang absenke. „Die Häuser sind zu nah am Hang gebaut“, sagt er bei einer Fahrt mit dem vereinseigenen Katamaran.
Dazu heißt es aus dem Kauferinger Rathaus: „Da wir entlang des Lechs in Alt-Kaufering noch keine rechtskräftigen Bebauungspläne erlassen haben, ist das Baurecht derzeit nach Paragraf 34 Baugesetzbuch geregelt und das Landratsamt mit seinen Fachstellen, beziehungsweise unter Einschaltung anderer relevanten Behörden, wie das Wasserwirtschaftsamt ist für die Prüfung der Thematik im Genehmigungsverfahren von Bauanträgen zuständig. Im Zusammenhang mit der Aufstellung von Bebauungsplänen werden alle Behörden und Träger öffentlicher Belange sowie die Öffentlichkeit beteiligt, die Thematik Lech und Lechhang wäre ohne Zweifel ein Thema, das im Verfahren genau geprüft werden muss“, teilt Bürgermeister Thomas Salzberger mit.
Wenn ich besorgte Bürgerin lese bekomme ich Gänsehaut. Übernimmt die Bürgerin die Verantwortung wenn das nächste Hochwasser kommt. Ohne die jetzige Steuerung des Lechs hätte es schon des öfteren sehr schlecht für Landsberg und Alt-Kaufering ausgesehen.
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