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Kaufering: Große Nachfrage: Nachbarschaftshilfe in Kaufering ist an ihrer Grenze

Kaufering

Große Nachfrage: Nachbarschaftshilfe in Kaufering ist an ihrer Grenze

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    Zur Nachbarschaftshilfe gehört in Kaufering auch, für Erkrankte einkaufen zu gehen.
    Zur Nachbarschaftshilfe gehört in Kaufering auch, für Erkrankte einkaufen zu gehen. Foto: Patrick Seeger, dpa (Archivbild)

    Das Netzwerk "Kaufering hoit zam" ist ein gefragter Anlaufpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger, die Hilfe brauchen. Inzwischen wenden sich auch offizielle Stellen wie das Landratsamt Landsberg an die Koordinatorin der im Jahr 2021 gegründeten Nachbarschaftshilfe, mit der Bitte um Unterstützung. Beate Jakob, sie ist beim Markt angestellt, koordiniert die Arbeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Sie gab nun im Marktgemeinderat einen Überblick über die Arbeit und Situationen, in denen sie und die Freiwilligen an die Grenzen des Machbaren stoßen.

    Beate Jakob erreichen viele Anfragen, sie muss dann abwägen, was geht und was nicht. Momentan beteiligen sich etwa 40 Kauferingerinnen und Kauferinger im Alter zwischen 17 und 81 Jahren an dem Projekt. "Während der Corona-Zeit waren es noch mehr, weil viele Menschen im Homeoffice waren und sich leichter einbringen konnten." Sie erledigen Einkäufe, springen bei Alleinerziehenden mal als Aufpasser während des Elternabends ein und unterstützen Senioren beim Schriftverkehr mit Behörden. Auch Fahrdienste zum Arzt und Spaziergänge werden angeboten. Wenn die personellen Kapazitäten es hergeben, auch Besuchsdienste.

    Kauferings Feuerwehrkommandant hebt Bedeutung der Hilfe heraus

    Wie wichtig eine funktionierende Nachbarschaftshilfe ist, zeigten auch Wortmeldungen im Marktgemeinderat. Markus Rietig, Kommandant der Feuerwehr Kaufering und für die UBV im Rat, sagte: "Wir hatten schon Wohnungsöffnungen bei Menschen, die allein waren. Das darf so nicht bleiben. Vom Staat kann man hier aber wenig erwarten." Ähnlich äußerte sich auch Bürgermeister Thomas Salzberger. Er habe diese Einsamkeit von Senioren im hohen Alter teils erlebt, als er ihnen zum Geburtstag gratulierte. "Ich habe die Personen dann ans Netzwerk vermittelt."

    Dort wird jeder Fall erst einmal angeschaut, bevor der Kontakt zu den ehrenamtlich Tätigen hergestellt wird, informiert Jakob. "Wir hatten auch Anfragen von Senioren, bei denen sich dann herausstellte, dass deren Kinder in der Nähe leben. Dann hieß es, diese müssten arbeiten und bräuchten am Wochenende Zeit für sich und ihre Familie. Unsere Ehrenamtlichen gehen ja aber auch arbeiten." Auch mache das Netzwerk nichts, was Firmen erledigen könnten. Jakob zählte die Hausarbeit, das Schneiden der Hecke oder das Renovieren der Wohnung beispielhaft auf. Auch alles rund um die Themen Geld und Rechtsberatung falle nicht in die Zuständigkeit des Netzwerks, auch wenn es hier immer wieder Anfragen gebe. "Wir erleben es auch, dass manche die ganze Hand nehmen, wenn man ihnen den kleinen Finger reicht. Für manchen Ehrenamtlichen ist es schwer, sich aus solch einer Situation selbst wieder zu lösen." Übersteige ein Fall die Kompetenzen oder das Leistungsvermögen des Netzwerks, würde dieser weitervermittelt, so Jakob.

    Caritas und Landratsamt Landsberg bitten um Unterstützung in Kaufering

    Es läuft aber auch andersherum. Die Caritas und das Landratsamt Landsberg haben sich laut Koordinatorin in der Vergangenheit auch schon ans Netzwerk gewandt und um Unterstützung gebeten. Erklärtes Ziel der Nachbarschaftshilfe sei es, in den Hochhäusern aktiver zu werden. Dort sei es "sehr anonym", so Jakob. Auch das Auflegen eines Sozialfonds sei ein Thema, das auf der Agenda stehe. Gabriele Triebel (Grüne) wollte wissen, wie viele Einsätze die Nachbarschaftshilfe habe. Laut Jakob waren es im vergangenen Jahr 300 Anfragen, aus denen sich 124 Maßnahmen ergeben hätten. Nicht eingerechnet sei hier das Engagement bei der Hilfe für die Ukraine, wo vor gut einem Jahr mit dem Einmarsch Russlands der Krieg begann. Heuer gebe es bislang 90 Anfragen und 26 Fälle. "Das sind teils auch zeitaufwendige Geschichten", führte die Koordinatorin aus.

    Das Netzwerk kooperiert auch mit dem Quartiersmanagement. Die Stelle ist allerdings derzeit vakant, weil Bettina Dörr sich beruflich neu orientiert und bei der Stadt Landsberg anfängt. "Wir arbeiten auch mit dem Pflegestützpunkt in Landsberg zusammen und mit Vereinen und Organisationen im Ort. Zudem hilft auch manchmal die Nachbarschaftshilfe Landsberg bei uns aus", zählt Jakob auf.

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