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Kaufering: Die Hilfswelle für die Familie des krebskranken Jerome rollt an

Kaufering

Die Hilfswelle für die Familie des krebskranken Jerome rollt an

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    Einen aktuellen Stand über den Gesundheitszustand des kleinen Jerome gab es am Freitag von Vater Mario Wiegert im Rahmen einer Pressekonferenz mit Kauferings Bürgermeister Thomas Salzberger (links).
    Einen aktuellen Stand über den Gesundheitszustand des kleinen Jerome gab es am Freitag von Vater Mario Wiegert im Rahmen einer Pressekonferenz mit Kauferings Bürgermeister Thomas Salzberger (links). Foto: Thorsten Jordan

    Der vierjährige Jerome ist zu Hause, spielt mit seinen Eltern und seinem siebenjährigen Bruder Jeanero. Eine Momentaufnahme, wie sie in unzähligen anderen Familien auch zum Alltag gehört. An sich nichts Berichtenswertes, wäre da nicht die Diagnose „Lymphdrüsenkrebs“, die das Leben der Kauferinger Familie Wiegert von einer Sekunde auf die andere völlig veränderte. Über das Schicksal des kleinen Jungen hat das Landsberger Tagblatt bereits berichtet. Jetzt rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft an. Auch die Kartei, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, greift Familie Wiegert finanziell unter die Arme.

    Mit einem Spendenaufruf hat sich die Familie an die Öffentlichkeit gewandt. Es sind nicht nur die seelische Belastung und die ständige Angst um das eigene Kind, die Mario und Irina Wiegert zu schaffen machen, sondern auch die finanzielle Belastung wird immer größer. Denn beide Elternteile sind derzeit nicht in der Lage, ihren Berufen nachzugehen. Die Betreuung von Jerome und Jeanero lässt keinen Spielraum. „Den Spendenaufruf zu starten, war kein leichter Schritt. Um Hilfe zu bitten, fällt uns unendlich schwer“, sagt Jeromes Vater im Rahmen einer Pressekonferenz im Kauferinger Rathaus. Dorthin hatte Bürgermeister Thomas Salzberger (SPD) geladen. Denn aus den Reihen der Marktgemeinderäte, allen voran Stephan Nitsche, kam der Anstoß, die Familie finanziell zu unterstützen. „Wir können keine Gelder aus der Gemeinde spenden, aber wir unterstützen, zum Beispiel mit dieser Pressekonferenz“, erläuterte Salzberger. Außerdem käme aus den Reihen der Marktgemeinderäte finanzielle Hilfe mit privaten Geldern.

    Die Familie musste die Altersvorsorge anzapfen

    Jeromes Mama kümmert sich seit Januar rund um die Uhr um ihren kleinen Sohn und steht ihm im Krankenhaus bei. Papa Mario sorgt in dieser Zeit für den älteren Sohn. „Auch Jeanero braucht unsere Aufmerksamkeit. Er geht ja nicht zur Schule und ich kümmere mich unter anderem um das Homeschooling“, berichtete Wiegert aus dem Alltag seiner Familie. Eigentlich wollte er heuer als selbstständiger IT-Berater durchstarten. Daraus wird aber nichts, denn im Hause Wiegert dreht sich alles um den Kampf gegen diesen hochgradig gefährlichen und schnell wachsenden Krebs. Ans Geld verdienen, um beispielsweise die Miete zu bezahlen, ist also gar nicht zu denken.

    Längst haben die Wiegerts auf ihre Altersvorsorge zugegriffen, um auch die zusätzlichen Kosten stemmen zu können, die durch Jeromes Krankheit immer wieder entstehen. Jeromes Vater schilderte in der Pressekonferenz die aktuelle Lage so: „Wir sitzen in einer Walnussschale mitten auf dem Amazonas und treiben ohne Paddel durch die Stromschnellen.“ Niemand wisse, ob und wann das sichere Ufer erreicht wird.

    Die vorerst letzte Chemotherapie hat der Bub hinter sich

    Vor rund zwei Wochen bekam Jerome seine vorerst letzte Chemotherapie am Kinderkrebszentrum der Uniklinikum Augsburg, die zwar die Krebszellen bekämpft und absterben lässt, die aber auch gesunde Zellen im Körper des kleinen Jungen angreift und vernichtet. Gegen die starken Schmerzen, die der Junge immer wieder hat, haben ihm die Ärzte im Krankenhaus Morphium verabreicht, teils in sehr hohen Dosen. „Zu Hause geht das nicht, da bekommt Jerome starke Schmerzmittel.“ Helfen diese nicht mehr und die Pein wird unerträglich oder Jerome entwickelt Anzeichen eines Infekts, müssen ihn seine Eltern innerhalb einer Dreiviertelstunde ins Krankenhaus bringen, um Schlimmeres zu verhindern.

    „Im Moment sind wir in einer Art Entspannungsphase“ so Wiegert, dem die emotionale Anspannung, die Angst um das Leben seines Kindes und die Sorge um die finanzielle Zukunft der Familie ins Gesicht geschrieben steht. Auch wenn es gerade auch Momente gebe, in denen er mit Jerome zusammen lachen könne, weil der Bub voller Kämpfergeist und Lebensmut sei, herrschen die Angst und die Sorge vor. „Ich hätte nie gedacht, dass man gleichzeitig lachen und innerlich weinen kann“, beschreibt der Vater seine Gemütslage.

    Lange seien er und seine Frau nicht in der Lage gewesen, um Hilfe zu bitten. Erst der Vorschlag von Stephan Nitsche, Unterstützung zu suchen, habe das geändert. „Wer uns finanziell unterstützt, schenkt uns wertvolle Zeit, die wir mit Jerome und Jeanero verbringen können.“ Und gemeinsame Zeit zu verbringen, das sei für ihn, seine Frau Irina und die Kinder im Moment das Wertvollste.

    Die Kartei der Not leistet Soforthilfe

    Seit Januar kämpft die Familie unermüdlich um das Leben des kleinen Jerome. Lange Krankenhausaufenthalte, Chemotherapien und die selbst auferlegte völlige Isolation zu Hause, nicht nur wegen der Coronapandemie, sind nervenaufreibend und kräftezehrend. Und die notwendige Rundumbetreuung der beiden Jungs lässt kaum bis gar keine Zeit mehr, einem Beruf nachzugehen und Geld zu verdienen. „Wir haben bis zur Diagnose ganz gut von dem gelebt, was meine Frau verdient hat“, berichtete Mario Wiegert im Kauferinger Rathaus.

    Um zumindest die finanzielle Not etwas zu lindern, wird auch das Hilfswerk unserer Zeitung, die Kartei der Not, Unterstützung leisten. „Wenn wir von solch erschütternden Notlagen erfahren, ist es klar, dass wir schnell helfen“, sagt Arnd Hansen, der Geschäftsführer der Kartei der Not. Er kündigt bereits eine Soforthilfe in Höhe von 1500 Euro für Familie Wiegert an. Weitere Gespräche sollen folgen. „Wir werden schauen, wie wir der Familie nachhaltig helfen können.“

    Inzwischen hat sich das Lions-Hilfswerk Landsberg angeboten, für Familie Wiegert Spenden zu sammeln. Der Vorteil: Dadurch kann auch einen Spendenquittung ausgestellt werden. Die Bankverbindung lautet: Lions-Hilfswerk

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