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Kaufering: Deutschlernklasse in Kaufering: "Mit Händen und Füßen ausgetauscht"

Kaufering

Deutschlernklasse in Kaufering: "Mit Händen und Füßen ausgetauscht"

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    Zeynep, Medina, Nargis, Ingrid und Miradi sind Freundinnen und besuchen die Deutschlernklasse an der Mittelschule Kaufering.
    Zeynep, Medina, Nargis, Ingrid und Miradi sind Freundinnen und besuchen die Deutschlernklasse an der Mittelschule Kaufering. Foto: Paula Binz

    Leises Getuschel und fröhliches Kichern geht durch die Reihen der Deutschlernklasse der Mittelschule Kaufering. Aus den Sprachfetzen, die durch das Klassenzimmer fliegen, sind diverse Sprachen rauszuhören: in der einen Ecke Französisch, in der anderen Rumänisch, dort Arabisch. Doch am allermeisten: Deutsch. Obwohl die meisten der 17 Schülerinnen und Schüler vor zwei Jahren noch in ganz anderen Ländern lebten und, wenn überhaupt, nur wenige deutsche Wörter beherrschten, ist diese Sprache bereits zur Lingua franca geworden – zur Verkehrssprache in einem mehrsprachigen Raum. Wie funktioniert das Miteinander in einer Klasse aus elf verschiedenen Nationen und noch mehr verschiedenen Sprachen? Ein Schulbesuch.

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    In der Deutschlernklasse an der Mittelschule Kaufering wurde das Thema "Freundschaft" behandelt.
    In der Deutschlernklasse an der Mittelschule Kaufering wurde das Thema "Freundschaft" behandelt. Foto: Paula Binz

    Für die Lehrerin Gilberta Dietl, die Deutsch als Zweitsprache (DaZ) unterrichtet, ist die Klasse an der Mittelschule Kaufering ein schönes Beispiel dafür, wie gut Kinder und Jugendliche kulturelle, religiöse und sprachliche Differenzen überbrücken und tiefe Freundschaften knüpfen können. Nur einmal habe es bislang einen kleinen Streit aufgrund religiöser Unterschiede gegeben. "Auslöser war, dass der Islamunterricht nicht für alle muslimischen Kinder angeboten werden konnte", berichtet Dietl. "Einige Kinder, die unbedingt in den Unterricht wollten, haben geweint, und andere haben das mangelnde Interesse einiger muslimischer Kinder am Islam als 'haram' (Anm. d. Red. : Sünde) bezeichnet." In solchen Situationen reagieren die Lehrerinnen und Lehrer schnell und binden das Konfliktthema in den Regelunterricht ein. In diesem Fall wurde die Frage, was einen echten Muslim, eine echte Muslimin, auszeichnet, ausführlich behandelt und diskutiert. 

    Kulturelle Streitigkeiten gibt es in der Kauferinger Klasse so gut wie gar nicht

    Abgesehen von diesem kleinen Konflikt gebe es in der Klasse so gut wie keine Streitigkeiten aufgrund kultureller Differenzen, sagt die Lehrerin. Im Gegenteil: "Die Klasse ist richtig zusammengewachsen." Warum fällt es dagegen einigen Erwachsenen so schwer, sich gegenüber Menschen aus anderen Ländern oder Kulturen zu öffnen oder gar befreundet zu sein? Als diese Frage an die Schülerinnen und Schüler gestellt wird, lauten die meisten Antworten schlichtweg: Weil sie nicht die gleiche Sprache sprechen. Dass Menschen prinzipiell etwas gegen Menschen aus anderen Ländern haben könnten – dieser Grund fällt den Jugendlichen nicht mal ein. 

    Besonders zwischen einigen Mädchen der Klasse sind tiefe Freundschaften entstanden. Zu ihrer Geburtstagsparty im November hat die gebürtige Rumänin Ingrid zum Beispiel Nargis, Medina, Zeynep und Miradi eingeladen. Nargis' Familie ist vor dem Krieg in Afghanistan geflohen, Medinas Familie gehört zu den Sinti und Roma in Montenegro. Und auch Zeyneps kurdische Familie hatte es in ihrem Heimatland Türkei nicht leicht. Die kulturellen Unterschiede zwischen den Mädchen könnten also kaum größer sein. Doch die geteilte Erfahrung, als Jugendliche in ein fremdes Land zu kommen, hat die Freundesgruppe zusammengeschweißt. Was ihnen als Erstes in Deutschland aufgefallen ist? "Dass man an den Ampeln bei Rot unbedingt stehen bleiben muss", sagt Nargis, und alle lachen zustimmend. Mittlerweile sei

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