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Kaufering: Bahnhofsumbau in Kaufering: Es gibt ein weiteres geschütztes Tier

Zauneidechsen halten nicht selten ein Bauvorhaben auf. Die Tiere stehen unter strengem Artenschutz.
Kaufering

Bahnhofsumbau in Kaufering: Es gibt ein weiteres geschütztes Tier

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    Die Deutsche Bahn erklärte im Dezember, dass sich der Umbau des Bahnhofs in Kaufering aufgrund des Artenschutzes verzögert. Der geplante Baustart werde sich auf 2025 verschieben, sagte damals eine Pressesprecherin. Am Bahnhof wurde die streng geschützte Schlingnatter nachgewiesen. Allerdings ist das nicht das erste geschützte Tier, auf das bei dem Umbau Rücksicht genommen werden muss, wie eine Anfrage unserer Redaktion zeigt. Das Landratsamt wartet auf Informationen von der Bahn, um bei dem Thema handeln zu können.

    Zauneidechse: Umsiedlung kann mehrere Tausend Euro pro Tier kosten

    Die Bahnsteige in Kaufering sollen erneuert, jeweils mit einem Aufzug ausgestattet und an den Bahnsteigen ein barrierefreier Ein- und Ausstieg in die Züge ermöglicht werden. Dass der Umbau erst 2026 fertig ist, sorgt für Unmut. "Die Bahnsteiggeschichte geht jetzt schon über 20 Jahre", sagt ein Kauferinger. Der Mann ist gehbehindert und auf einen Rollator angewiesen. "Ohne meine Frau schaffe ich es nicht, die Stufen hoch und runter zu gehen." Mit der Verzögerung will er sich nicht zufriedengeben. Privat versuche er gerade selbst nachzuforschen, welche Tiere es nun wirklich an den Bahndämmen gäbe. "Woanders werden ohne zu zögern Häuser abgerissen, um Kohle abzubauen – aber hier reicht jeder fadenscheinige Grund, um das noch in die Länge zu ziehen", sagt er verärgert. Der Mann aus Kaufering wünscht sich, dass mehr Menschen sich gegen diese Verzögerungen aussprechen und sich für einen schnellen Umbau starkmachen würden.

    Zuletzt wurde zwar die Schlingnatter durch einen Fachplaner für Artenschutz bestätigt, doch bereits seit 2020 ist das Vorkommen der Zauneidechse bekannt. Die Reptilien sind streng geschützt und behinderten schon Großbauprojekte wie Stuttgart 21. Dort wurden rund 10.000 Tiere umgesiedelt. Das darf laut Bundesnaturschutzgesetz aber nur unter bestimmten Bedingungen geschehen: Jahreszeit und Wetter sind ausschlaggebend. Die Umsiedlung kostete dort gleich mehrere Tausend Euro pro Eidechse. 

    Die weibliche Zauneidechse ist komplett braun, während die Seiten des männlichen Tiers leuchtend grün sind.
    Die weibliche Zauneidechse ist komplett braun, während die Seiten des männlichen Tiers leuchtend grün sind. Foto: Thomas Getler

    Seit zwei Jahren wartet das Landratsamt Landsberg deshalb darauf, dass ihnen von der Bahn die gesammelten Untersuchungsergebnisse vorgelegt werden. Durch eine Artenschutzkartierung soll festgestellt werden, wie viele Tiere sich im Bereich des Bauvorhabens befinden. "Die liegt uns aber noch nicht vor", sagt Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes. Erst wenn klar sei, in welchem Umfang man es mit der geschützten Art zu tun habe, könnte die Untere Naturschutzbehörde Vorschläge zum weiteren Vorgehen machen. 

    Bahnhofsumbau in Kaufering: Bahn hat bereits Eidechsen umgesiedelt

    Der Deutschen Bahn ist der Schutz der Reptilien wichtig. Das sagt das Unternehmen auf ihrer Website. Dabei stellen sie gleich mehrere Projekte vor, in denen die Umsiedlung verschiedener Eidechsen geglückt ist. Um das Verhalten der Eidechsen zu beobachten, hat die Bahn in einer Studie 80 Tiere mit Sendern ausgestattet und die Bewegungsdaten anschließend ausgewertet. Nur selten würden Eidechsen die Gleise überqueren und der Schotter am Bahndamm sei morgens ein Aufwärmort für die wechselwarmen Tiere. 

    Ein Steckbrief zu Zauneidechsen

    Aussehen: etwa 18 bis 20 Zentimeter lang, kurze Beine, braune Oberseite. Männchen sind zur Paarungszeit leuchtend grün.

    Die Echsen bevorzugen strukturreiche Flächen, wie Waldränder, Steinbrüche, Sandgruben und Bahnstrecken.

    Vorkommen: Die Zauneidechse findet in weiten Teilen Europas bis nach Zentralasien ihr Zuhause. In Deutschland kommt sie in allen Bundesländern vor. 

    Die Tiere sind zwischen März und August aktiv.

    Zu den natürlichen Feinden der Eidechse gehören Vögel, Mäuse und Wildschweine. Aber auch Schlingnattern.

    In Deutschland steht die Eidechse auf der Vorwarnlist der Roten Liste. In Österreich wird sie unter "Gefährdung droht" geführt. In Lichtenstein und der Schweiz zählt sie schon als "gefährdet".

    Dass neben den Zauneidechsen am Bahnhof Kaufering auch noch Schlingnattern leben, ist nicht unwahrscheinlich, weil die Eidechse laut NABU auf dem Speiseplan der Schlingnatter steht. Die gesamten Ergebnisse der Untersuchung möchte die Bahn in die Gesamtunterlagen einarbeiten und anschließend dem Landratsamt vorlegen, so eine Sprecherin. 

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