Dudelsack und Lautenmusik klingen aus unterschiedlichen Ecken des Geländes um Schloss Kaltenberg – dazwischen immer wieder das rhythmische Geräusch von Glöckchen, die Schausteller, Artisten aber auch Besucherinnen und Besucher an ihren Gewändern tragen und die bei jedem Schritt klirren. Es ist Gauklernacht und der Auftakt für das Kaltenberger Ritterturnier. Mehr als Zehntausend Menschen drängen über das Gelände. Darunter tapfere Ritter, Feen, Narren und Zauberkünstler: Lasset die Spiele beginnen.
Für manche Besucher ist die Gauklernacht eine eigene Tradition
Das Mittelalterfest, das eines der weltweit größten Ritterturniere seiner Art ist, findet an den drei letzten Wochenenden im Juli statt. Auf dem Kaltenberger Ritterturnier wird die Zeit zurückgedreht. Durch Schmieden, Drehleierbauer, Gerbereien und das Kochen über offener Feuerstelle bietet das Gelände um die Burg den Eindruck eines riesigen mittelalterlichen Zeltlagers. Dabei sorgen die Gaukler dafür, dass es etwas magischer und fantasievoller zugeht, als es sich wohl zu Zeiten von Latrinen und Pest eigentlich zugetragen hat. Mit ihren Kunststücken und Tricks ziehen sie Besucherinnen und Besucher jeden Alters in ihren Bann.
Michael Habicht und Lukas Grünwald sind alte Schulfreunde und gehen seit sie Kinder waren regelmäßig zur Gauklernacht oder auf eines der Turniere. Habicht kommt aus dem Fuchstal, wohnt aber mittlerweile in Ingolstadt. Grünwald wohnt in München, kommt aber ursprünglich aus Hurlach. Die Tickets für die Gauklernacht haben sie bereits seit Monaten. "Es ist eigentlich immer wieder schön", sagt Habicht. Für die Freunde gehört es zu einem der Termine im Jahr, zu dem man noch mal zusammen kommt.
"Jubel" bei großem Umzug aller Gaukler
Kurz vor acht Uhr stellen sich die beiden zum Umzug an einem der Wegränder auf. Bei der Pardade über das Gelände laufen die Gaukler, Artistinnen aber auch die Menschen aus den Zeltlagern mit. Barbaren, Gallier, Ritter zu Kaltenberg und Hexen. Beim Vorbeigehen rufen die Schausteller den Zuschauern zu "Jubel" und anstatt zu jubeln mit Klatschen, Pfeifen und lautmalerischen Geräuschen, rufen die Menschen "Jubel" zurück. "Jubel" für besonders fantasievolle Kostüme, für ulkige Schalkereien, Feuerspucker und andere Mätzchen.
Die perfekte Gelegenheit für die Besucher alle Kandidaten und Kandidatinnen für die Wahl zum Gauklerkönig zu sehen. Denn wer König wird, entscheidet ausnahmsweise das Volk. Wer bei der Wahl abstimmt, kann für 2024 ein Fest mit Freunden in Kaltenberg für zehn Personen gewinnen. Der Preis beinhaltet die Eintrittskarten und ein Rittermahl mit Essen und Getränken für insgesamt zehn Personen.
Feuerwerk konnte durch vorhergehenden Regen stattfinden
Nach dem Umzug drängen viele Menschen an die Schänken und Essensstände. Von dem schlechten Wetter, das die Region Anfang der Woche überraschte und einige Schäden zurückließ, gibt es an dem Freitagabend auf Kaltenberg keine Spur mehr. 26 Grad und Sonne. In der Arena heizt dazu die polinische Gruppe Hypnotica den Zuschauern ein – der Favorit vom Veranstalter Heinrich, Prinz von Bayern. Um halb elf sind die Ränge voll mit Zuschauern und Zuschauerinnen, die sich die Feuer- und Pyroshow der Artistinnen und Artisten ansehen wollen.
Die Gruppe, für die es nicht das erste Kaltenberger Ritterturnier ist, beginnt ihren Auftritt mit einem ritualähnlichem Feuertanz, bei dem sie nicht nur mit Feuerschwertern und -fächern hantieren, sondern sich auch Kronen aus Feuer anzünden. Wobei sie anschließend das Feuer gegen glühende und funkensprühende Kohle austauscht, die im Dunkeln Lichtschweifen hinter sich herzieht, wie viele Sternschnuppen.
Das große Feuerwerk, das im vergangen Jahr aufgrund der Trockenheit nicht stattfand, erleuchtet nun den Himmel, als die Feuermagier sich bei ihrem Publikum bedanken. Noch bis zwei Uhr am Morgen wird auf dem Gelände um Schloss Kaltenberg Musik gemacht, gespielt und gegaukelt.