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Igling: Nachtleben in der Region: Die Generation Ü40 rockt den Sommerkeller in Igling

Igling

Nachtleben in der Region: Die Generation Ü40 rockt den Sommerkeller in Igling

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    Bei der Revival-Party rockt die Generation Ü40 den Sommerkeller bei Igling.
    Bei der Revival-Party rockt die Generation Ü40 den Sommerkeller bei Igling. Foto: Fabian Bauch/Sommerkeller

    Gibt es im Landkreis Landsberg eigentlich noch ein florierendes Nachtleben? Wo feiern die Menschen? Wohin gehen junge Erwachsene, wohin die Generation der Ü40-Jährigen? Unsere Redaktion hat sich auf eine Spurensuche gemacht. LT-Redakteur Thomas Wunder gehört der Generation Ü40, eigentlich Ü50 an. Er verbrachte einen Abend im Sommerkeller bei Igling. Eine weitere Diskothek, die in der Vergangenheit von dieser Altersgruppe gerne besucht wurde, ist das „Moritz“ in Landsberg. Doch die beliebte Location hat mittlerweile ein anderes Konzept

    Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre war ich Stammgast im Sommerkeller. Häufig von Mittwoch bis Samstag. Egal, ob man zuvor in einer anderen Diskothek, auf einem Konzert oder auf einer privaten Feier war, spät nachts endete man mehr oder weniger immer in der Diskothek im Wald bei Igling. Nicht nur für mich war sie eine Art Zuhause. Das wird bei der jüngsten Revival-Party deutlich. Die Mehrzahl der über 1000 Gäste ist zwischen 40 und 70 Jahren alt. Sie alle haben einen wichtigen Teil ihrer Jugend im Sommerkeller verbracht und kehren gerne wieder zurück. Und was soll ich sagen: Die Generation Ü40 rockt. 

    Kurz vor 22 Uhr bildet sich eine kleine Schlange vor dem Eingang zum Sommerkeller. „Wir haben schon etwas früher geöffnet und zwei Eingänge, um das Ganze zu entzerren“, sagt Stefan Egger. Der Betreiber des PM in Untermeitingen hat seit gut zwei Jahren auch im „Soke“ das Sagen. Von Anfang wollte er eine Diskothek für die Zielgruppe zwischen 25 und 55. „Ich war mir aber nicht sicher, ob diese Klientel auch noch regelmäßig weggeht.“ Doch die Corona-Krise sorgte offenbar eher dafür, dass auch die Menschen dieser Altersgruppe wieder in Diskotheken feiern wollen. Das Modell funktioniere jedenfalls. Seit März 2022 hat der Sommerkeller immer samstags geöffnet, hinzu kommen Mottopartys am Freitag. Im normalen Betrieb müssen unter 20-Jährige draußen bleiben. Für sie gibt es spezielle Abende am Freitag. Das hat Egger auch Kritik eingebracht, doch das Feier-Verhalten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen störte das eigentliche, ältere Publikum. 

    Kurz nach 22 Uhr bildete sich eine kleine Schlange vor dem Eingang des Sommerkellers.
    Kurz nach 22 Uhr bildete sich eine kleine Schlange vor dem Eingang des Sommerkellers. Foto: Fabian Bauch/Sommerkeller

    Die Revival-Party ist so eine Art Klassentreffen. Schon Wochen vorher hat man sich zu diesem Termin verabredet. Und es ist wie früher: Frauen laufen Händchen haltend durch die Räume, Männer drehen mit einer Bierflasche in der Hand Runde um Runde und auf den Tanzflächen wird zu Klassikern aus den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren getanzt. Wer die Areas wechselt, hört innerhalb einer Minute die Flippers, dann Journey und zum Schluss Manowar. Auch die Getränkewahl hat sich bei manchem Gast nicht verändert: die Gaoß (halb dunkles Bier, halb Cola dazu Kirschlikör oder Cognac) und die Droge (halb Rotwein, halb Cola, dazu Eiswürfel und Zitrone) gehören zum Sommerkeller-Besuch dazu. 

    In den Anfangsjahren gab es im Sommerkeller eine Kinderdisco

    Egal, wen man an diesem Abend fragt, die Revival-Party war ein Muss. Hört man den Gesprächen zu, dann wird viel von früher erzählt, als der Sommerkeller an manchen Abenden aus allen Nähten zu platzen drohte und man eine Stunde benötigte, um seine Runde zu drehen. Zwei Männer um die 60 erzählen von der sonntäglichen Kinderdisco in den Anfangsjahren, zwei langjährige Freundinnen erinnern sich an ihr ausgefallenes Outfit für einen der legendären Mafia-Bälle. Die Gespräche drehen sich um ehemalige Bekannte, die gefühlt jede Nacht im Soke waren, um schräge Typen, wie es sie nur hier gab und um Türsteher, die sich wie kleine Halbgötter benahmen. 

    Kurze Abkühlung im Freien. Zur Revival-Party kamen über 1000 Gäste in die Diskothek Sommerkeller bei Igling.
    Kurze Abkühlung im Freien. Zur Revival-Party kamen über 1000 Gäste in die Diskothek Sommerkeller bei Igling. Foto: Fabian Bauch/Sommerkeller

    Der Sommerkeller selbst hat eine interessante Historie: Einst kühlte die Iglinger Schloßbrauerei im Keller unter der Gastwirtschaft ihr Bier, das im Sommer in einem Biergarten ausgeschenkt wurde. Biergarten und Gaststätte standen vor dem Aus, ehe mit einem Open-Air im Sommer 1977 die Geschichte des Sommerkellers als Diskothek ihren Lauf nahm. Wolfgang und Fred Michalke gehörten zu den Organisatoren des Open-Airs. Der Auftakt gelang und die beiden Brüder dachten einen Schritt weiter. Mit viel Ideen und wenig Geld gestalteten sie den Saal der Gastwirtschaft in eine Diskothek um. Die Einrichtung stammte teilweise aus anderen Lokalen in der Umgebung. Die Eröffnung war am 23. März 1979. 

    Ende der 1990er-Jahre kamen immer weniger Besucher

    Danach etablierte sich die neue Lokalität rasend schnell im Landsberger Nachtleben. Aussehen oder Kleidung spielten im Sommerkeller keine Rolle. So bunt gemischt wie das Publikum war auch die Musik. In den 1980er-Jahren wurde er Stück für Stück erweitert. An Spitzentagen waren bis zu 2000 Gäste in der Diskothek. Ende der 1990er-Jahre kamen aber immer weniger Besucher. Im August 2000 wurde daher angebaut und renoviert. Der Erfolg vergangener Jahre stellte sich aber nicht mehr ein. Während sich sein Bruder Wolfgang bereits im August 1991 aus dem aktiven Geschäft verabschiedet hatte, zog Fred Michalke Ende 2001 einen Schlussstrich. Kurze Zeit später übernahm der Landsberger Gastronom Niki Amberger den Sommerkeller und führte ihn bis zu seinem Tod im November 2020.

    Stefan Egger aus Dießen hat den Sommerkeller zu neuem Leben erweckt.
    Stefan Egger aus Dießen hat den Sommerkeller zu neuem Leben erweckt. Foto: Thorsten Jordan (Archivfoto)

    Nach der Corona-Pandemie folgte im März 2022 der Re-Start. „Ich wollte das Flair erhalten“, sagt der neue Pächter Stefan Egger. Dennoch wurde kräftig ausgemistet und die Technik komplett erneuert, egal ob es sich um die Beleuchtung, den Ton oder den Ausschank handelte. Herzstück der neuen Technik ist die Lüftungsanlage, die sich durch alle Räume zieht. Auf 2000 Quadratmetern bietet der Sommerkeller heute innen wie außen viel Abwechslung für die Gäste – nicht nur musikalisch. Bis zu 1400 Personen dürfen sich in den sechs Areas inklusive „Waldwerk“ und auf den vier Tanzflächen tummeln. 

    Preise: Für alle Areas mit unterschiedlichen Musikrichtungen (sechs Bereiche, vier Tanzflächen) kostet der Eintritt fünf Euro.

    Öffnungszeiten: Samstags von 22 bis 5 Uhr. Zudem gibt es immer wieder freitags Mottopartys, sechsmal im Jahr auch für Jugendliche ab 16 Jahren. 

    Bei der Wiedereröffnung im März 2022 wurde auch ein neues Logo präsentiert.
    Bei der Wiedereröffnung im März 2022 wurde auch ein neues Logo präsentiert. Foto: Thorsten Jordan (Archivfoto)

    Anfahrt: Die Diskothek liegt außerhalb von Igling an der Straße zwischen Igling und Landsberg.

    Altersbeschränkung: Einlass ist ab 20. Der Sommerkeller versteht sich als Diskothekfür Erwachsene (Zielpublikum 25 bis 65 Jahre). Kein Einlass für Minderjährige, auch nicht für Jugendliche in Begleitung ihrer Eltern (nur zu speziellen Mottopartys).

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