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Hurlach: Familie Réti aus Hurlach kocht ungarisch

Hurlach

Familie Réti aus Hurlach kocht ungarisch

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    Beatrix und József Réti und Töchterchen Stefania wohnen in Hurlach.
    Beatrix und József Réti und Töchterchen Stefania wohnen in Hurlach. Foto: Christian Rudnik

    Mit der Region Transsylvanien verbinden die meisten zunächst den wohl berühmtesten Vampir der Kulturgeschichte namens Dracula. Beatrix und József Réti aus Hurlach verbinden mit der Region mitten in Rumänien Heimat, Familie und Freundschaft. Dennoch haben sie sich vor genau zehn Jahren auf den Weg gemacht, um in Deutschland ihr Glück zu versuchen. Für die Serie Erzähl-Mahl haben sie heimische Gerichte aufgetischt.

    Wer das angemietete Haus in Hurlach der Familie Réti betritt, fällt als Erstes die ganz eigene Sprachmelodie mit den vielen Konsonanten auf, die so gar nicht nach Rumänisch klingt. Denn die Familie spricht zu Hause einen ungarischen Dialekt. In Siebenbürgen, wie Transsilvanien auch genannt wird, gibt es eine große ungarische Minderheit. Zu dieser gehört auch Familie Réti. Beatrix und József Réti können zwar auch Rumänisch, doch wie so viele in ihrer Region haben sie sich das Eigene bewahrt. Das spiegelt sich auch in der Küche wider. 

    Paprika ist ein Muss in der ungarischen Küche der Familie Réti aus Hurlach

    Die Rétis kochen meist ungarische Gerichte wie Gulasch oder Paprikás (sprich: Paprikasch) mit Huhn. Letzteres bereitet Beatrix Réti nun zu. Die wichtigste und namensgebende Zutat ist das getrocknete Paprikapulver, dass aus der ungarischen Küche nicht wegzudenken ist. "Wir kochen weniger scharf als die Ungarn", erklärt die Hurlacherin ihre Heimatküche. Daher findet hier nur das leicht süßliche und milde Paprikapulver Verwendung. 

    Andere Lieblingsgerichte der Familie hat Beatrix Réti bereits zubereitet. József Réti liebt etwa die Brote mit selbst gemachten Schweineschmalz – "im Sommer mit Tomate und im Winter mit Zwiebeln", die bereits auf dem Esstisch stehen. Dazu gibt es Wammerl. Außerdem steht schon eine fertige Auflaufform mit Töltött káposzta auf dem Tisch, das sind ungarische Kohlrouladen mit selbst geräuchertem Schweinefleisch. Ganz klar, dieser Hurlacher Haushalt ist nichts für Vegetarier. Doch auch eingelegte Gurken und Paprika werden als liebevolle Gesten der Familie aus Rumänien mitgebracht, etwa wenn einmal wieder eine Hochzeit ansteht, was laut József Réti keine Seltenheit ist: "Letztes Jahr waren wir auf sechs Hochzeiten." Generell kämen viele der Lebensmittel aus der Heimat, zum Beispiel vom Selbstversorger-Bauernhof seiner Eltern, schildert József Réti.

    Ungarisches Hähnchen-Paprikas mit Kartoffelpüree gehört zu den Lieblingsgerichten von József und Beatrix Réti. Für vier Personen benötigt man eine ganze Knoblauchknolle, jeweils zwei Zwiebeln, Cherrytomaten und gelbe Spitzpaprika, etwa sieben große Kartoffeln und 800 Gramm Hähnchenfleisch und zwei Esslöffel Paprikapulver Edelsüß.
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    József und Beatrix Réti leben seit zehn Jahren in Hurlach. Die gebürtige Rumänin kocht regelmäßig das Gericht Paprikás mit Hähnchen.

    Bei den Rétis gibt es keine strikte Rollentrennung, doch József grillt und backt lieber, während Beatrix kaum einen Tag ohne ein selbst gekochtes Gericht verstreichen lässt. Bei der Zubereitung des Paprikas wird sie von der vierjährigen Tochter Stefania beobachtet.

    József Réti: "Man darf nicht arbeitsscheu sein"

    Importiert sind auch die Gastfreundschaft und Herzlichkeit, die sich bei einem Besuch der Familie Réti sofort bemerkbar machen. Durstig oder hungrig verlässt kein Gast das Haus. József, der schnell zum Du übergeht und auch von den neuen Gästen Józsi genannt werden möchte, erzählt viel über die Heimat, den Berufsstart und zukünftige Ziele. Der 32-Jährige und seine zwei Jahre jüngere Ehefrau haben sich schon in der Schule kennengelernt. Zusammen wagten sie den Schritt der Auswanderung. Der Hauptgrund: "In Rumänien kann man auch gut Geld verdienen, aber dann hat man keine Zeit für die Familie mehr", ist seine Erfahrung. 

    Wenig hätten sie über das neue Zuhause in Deutschland gewusst. Viele würden ihrer Meinung nach unterschätzen, wie anstrengend es sei, sich ein Leben in einem anderen Land aufzubauen. "Man darf nicht arbeitsscheu sein", betont József Réti. Beide arbeiten seit zehn Jahren für eine Gebäudereinigungsfirma aus der Region. Anfangs waren sie Gebäudereinigungskräfte, jetzt liegen ihre Aufgaben eher in der Kontrolle der gereinigten Räume. "Ich habe mich nie geschämt, Klos zu putzen", betont József Réti, der für seine Arbeit bei seinen ersten Heimatbesuchen noch belächelt worden sei. Das habe sich jedoch gelegt, "als sie gesehen haben, dass ich meiner Familie viel bieten kann, wir uns Urlaube leisten können". Daraufhin hätten sich viele Bekannte bei ihm gemeldet, die auch in Deutschland arbeiten wollten. Das Ergebnis: "Mittlerweile sind 40 der 400 Angestellten der Gebäudereinigungsfirma aus meinem Dorf." 

    Józsis erstes Ziel war es damals, ein schönes Auto zu besitzen, dass er ohne Kredit bezahlen könnte. Was ihm bald gelingen sollte. Damals war sich das Paar sicher, dass die Zeit in Deutschland nur begrenzt sein würde. Ein paar Jahre Geld verdienen und dann in Heimat zurückkehren, so der Plan. In der Zwischenzeit feierten sie ihre eigene Hochzeit, Tochter Stefania kam zur Welt und Beatrix’ Eltern folgten ihnen nach Deutschland. Die Familie lebte sich also in der Region ein. Mittlerweile könnten sie sich vorstellen, langfristig hierzubleiben. "Hier haben wir Arbeit, Geld und Sicherheit", zählt das Paar auf. Zu Hause warten ein Eigenheim, Freundschaften seit Kindheitstagen und ein ursprünglicheres Leben auf sie. "Wir wissen immer noch nicht, wo es besser ist", sagt József Réti. 

    In der Kochserie „Erzähl Mahl“ bereiten Menschen aus der Region ein Gericht aus ihrem Herkunftsland zu. Wir haben mit ihnen über ihre Heimat gesprochen und wie sie in der Region gelandet sind.

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