Landwirt Klaus Wiedemann vom Gut Memming in Hofstetten blickt auf seinen Kalender und in den Himmel. Von dort bezieht er die wichtigsten Informationen, die den Takt seines Arbeitsalltags vorgeben. Bedingt durch den Klimawandel hat sich das Wetter verändert. Die frühen Sommertage im April und die nasskalten Tage danach erforderten Flexibilität und führten zu nicht geplanten Arbeitsspitzen.
Neben seinem Milchviehbetrieb mit 75 Milchkühen und rund 80 Hektar bewirtschaftet Landwirt Wiedemann eine Nasswiese, die unweit seiner Hofstelle liegt. Die Nasswiese wächst teilweise auf Moorboden. Die Erträge daraus sind überschaubar. Einmal im Jahr, im Spätsommer, wird gemäht. Wiedemann kennt seine Wiese und weiß, dass sie in Teilen zu nass ist, um sie mit seinen Maschinen mähen zu können. Es braucht eine Trockenphase im Spätsommer, damit er die Fläche befahren und die spärliche Ernte einholen kann. An seine Milchkühe kann er den Schnitt nicht mehr verfüttern, da der Energiegehalt der Gräser so spät im Jahr zu gering ist. Deshalb macht er aus einem Teil Heulage, aus den anderen Teilen Raufutter für das Jungvieh oder er verwendet es als Einstreu. Der Ertrag deckt gerade so die Kosten.
Aus der Nassweise entweichen nur geringe Mengen schädlicher Klimagase
Die staatlichen Förderprogramme für mehr Natur- und Klimaschutz bieten dem Landwirt laut einer Pressemitteilung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürstenfeldbruck einen Ausgleich für den geringeren Ertrag ökologisch bewirtschafteter Flächen. Und so hat Wiedemann in diesem Jahr neben der Grundförderung einen Zuschuss aus dem neuen Moorbauernprogramm beantragt.
Das neue Moorbauernprogramm der Bayerischen Staatsregierung honoriert Landwirte, die Nasswiesen bewirtschaften mit 600 Euro pro Hektar. Denn Ziel ist es, den Wasserstand in den Böden möglichst beizubehalten, um die CO₂-Emissionen gering zu halten. Aus der Nasswiese entweichen nur geringe Mengen schädlicher Klimagase. Würde man sie trockenlegen, würde sich der Torf im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflösen und das Klima durch einen hohen Treibhausgasausstoß weiter anheizen. Ein Nebeneffekt ist, dass der Moorboden Wasser wie ein Schwamm aufnehmen und wieder abgeben kann und somit eine ausgleichende Wirkung auf den regionalen Wasserhaushalt und die Kleinklimata hat. Starkregen und Trockenphasen werden so abgepuffert. Für die Eigentümerin der Fläche, die Gemeinde Hofstetten, ist es laut dem AELF Fürstenfeldbruck ein Glücksfall, dass Wiedemann diese nach Vorgaben des Naturschutzes pflegt. Wäre das nicht so, müsste die Gemeinde das in Eigenregie tun, was Kosten verursacht.
Auch eine App kommt zum Einsatz
Bei einem Besuch auf dem Hof von Landwirt Wiedemann im Frühjahr unterstützte der Klimaschutzberater für Moore vom Landwirtschaftsamt, Tilo Scholze, bei der Bestimmung der Zeigerpflanzen. Das sind Pflanzen, die anzeigen, dass es sich um eine Nasswiese handelt. Die Bestimmung der Zeigerpflanzen mit der im letzten Jahr eingeführten FAL-BY-App funktionierte reibungslos. Die Bachnelkenwurz blühte schon und war deshalb auch leicht ohne App zu erkennen. Das Mädesüß erkannte die App auch ohne Blütenstand aufgrund der markanten Blätter sicher. Mehr Informationen zum Moorbauerprogramm gibt es vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürstenfeldbruck (www.aelf-ff.bayern.de). (AZ)