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Heimat-Check: Eglinger fordern Pflegeplätze und Arztpraxis im Heimat-Check

Heimat-Check

Eglinger fordern Pflegeplätze und Arztpraxis im Heimat-Check

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    Mit einer Seniorenberatungstelle will man in Egling auch etwas gegen die Einsamkeit im Alter tun.
    Mit einer Seniorenberatungstelle will man in Egling auch etwas gegen die Einsamkeit im Alter tun. Foto: Ralf Hirschberger, zb, dpa

    Eine Frage im Heimat-Check, einer Umfrage unserer Redaktion, lautete: "Wie seniorengerecht bewerten Sie Ihren Wohnort?". Die Gemeinde Egling erzielt dabei nur ein durchschnittliches Ergebnis. In den Freitexten zeigen sich die Teilnehmenden ungeduldig. Eine Seniorenberaterin will das ändern.

    Egling an der Paar belegt im Vergleich der Gemeinden im Landkreis Landsberg den 20. Platz sowie in sieben von 14 abgefragten Kategorien einen überdurchschnittlichen Rang. Die Teilnehmenden bewerten die Themen Vereinsleben, Sauberkeit, Lebensqualität und die Kategorie Verkehr am besten. Unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielen der Einzelhandel und die Gesundheitsversorgung – die Kategorie Gastronomie landet auf dem letzten Platz mit dem größten Verbesserungspotenzial.

    Ein Thema beschäftigt die Menschen in Egling besonders. Für die Kategorie Senioren wurde den Teilnehmern folgende Frage gestellt: „Wie seniorengerecht bewerten Sie Ihren Wohnort?“ Mit 5,3 Punkten entspricht die Bewertung der Eglinger exakt dem Landkreisdurchschnitt in dieser Kategorie. In den Freitextantworten wurde das Thema besonders häufig angesprochen.

    "Eine Arztpraxis wäre dringend in unserem Ort notwendig, da derzeit ein Arztbesuch nur im nächsten Ort möglich ist, zu dem keine Busverbindung besteht. Eine Senioreneinrichtung (betreutes Wohnen, Pflegeheim) wäre notwendig", ist eine Stimme aus Egling. Einigen gehen die Fortschritte in dieser Hinsicht nicht schnell genug. Die Gemeinde sollte den "Themenkomplex des seniorengerechten Wohnens vorantreiben", fordert eine andere Person, die als Beispiel ein Senioren-Café nennt. "Pflegeheim sollte schon vor Jahren kommen", kritisiert eine Frau oder ein Mann aus Egling. Es solle nicht nur geplant, sondern auch kurzfristig realisiert werden.

    Seit 2021 arbeitet die gelernte Altenpflegerin Birgit Gahlert daran, Betreuungs- und Pflegebedürfnisse in Egling zu analysieren und die Menschen besser zu vernetzen. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Projekt der Gemeinden Egling, Weil, Windach, sowie die Kommunen Schmiechen und Steindorf aus dem Kreis Aichach-Friedberg.

    Birgit Gahlert hat eine große Aufgabe vor sich: Sie erstellt für sechs Gemeinden ein Betreuung- und Freizeitangebot für Senioren. Ihr Büro hat sie in Egling.
    Birgit Gahlert hat eine große Aufgabe vor sich: Sie erstellt für sechs Gemeinden ein Betreuung- und Freizeitangebot für Senioren. Ihr Büro hat sie in Egling. Foto: Julian Leitenstorfer

    Sie sieht sich als Ansprechpartnerin der Senioren und Seniorinnen sowie deren Angehörige, "um durch den Bürokratie-Dschungel durchzusteigen". Oftmals seien es sehr persönliche Gespräche. Etwa, wenn es um die Einstufung des Pflegegrads geht. "Ich bereite sie dann darauf vor, dass die Sachbearbeiter auch sehr intime Fragen stellen und, dass es nicht darum geht, sie bloßzustellen", sagt Gahlert, die sich anfangs erst bekannt machen musste. Sie besuchte Gemeinderatssitzungen, das Landsberger Tagblatt berichtete damals vom Start des Projekts, auch vor Supermärkten platzierte sie sich mit einem Stand. Am wichtigsten sei jedoch Mundpropaganda und Präsenz vor Ort. "Dann wird auch schon mal zwischen Tür und Angel eine Frage gestellt oder ein Termin ausgemacht", freut sich die engagierte Mittvierzigerin.

    Wenn sich die Menschen in ihr Büro trauen oder ihr auf der Straße begegnen, sind die Fragen und Nöte sehr vielfältig. Altersarmut ist ein großes Problem und äußert sich in ihrer Arbeit zum Beispiel in der schwierigen Suche nach bezahlbarem und seniorengerechten Wohnraum. "Ich habe zehn Monate daran gearbeitet, im Landkreis Landsberg eine Sozialwohnung für ein Ehepaar zu finden", berichtet Gahlert, laut der es in der Region nahezu keinen seniorengerechten Wohnraum gebe. Ohne Hilfe hätte das Rentnerpaar wohl keine bezahlbare Wohnung finden können – "und das, obwohl sie ihr ganzes Leben hart gearbeitet haben", prangert die Seniorenberaterin diesen Missstand an.

    Die Alterseinsamkeit ist ein großes Problem

    Ein weiteres großes Problem sieht sie in der Alterseinsamkeit. Der Partner oder die Partnerin stirbt. Selbst, wenn die Kinder und Verwandte noch in der Nähe wohnen und etwa einmal am Tag für eine Stunde zu Besuch da sind, "hat der Tag immer noch 23 Stunden, in denen man ganz alleine ist", weiß Gahlert aus ihren Beratungsgesprächen. Ein probates Mittel sowohl gegen Wohnungslosigkeit als auch Einsamkeit im Alter sieht sie in Senioren-Wohngemeinschaften, die es in dieser Form noch nicht in der Region gebe. "Diese können einem Halt im Alltag geben und ein zwangloses Miteinander ermöglichen."

    Kürzlich traf sich die Eglingerin mit den zuständigen Bürgermeistern des Projekts für ein Zwischenfazit. Die Menschen in den Kommunen reagierten sehr unterschiedlich auf das Angebot. Während das Gehirnjogging in Egling wenig Anklang fand, sei der Seniorennachmittagstisch in Weil von Anfang an ein großer Erfolg gewesen. Jeden ersten Mittwoch im Monat trifft man sich nun im Gasthof Probst. Für Egling sei nach einigen Gesprächen die Idee einer Kneippanlage mit Barfußpfad und einem Pavillon entstanden. Der barrierefreie "Platz der Generationen" soll nächstes Jahr gebaut werden und nicht nur zum Kneippen, sondern auch als Treffpunkt im Freien dienen. Bürgermeister Ferdinand Holzer ist mit Gahlerts Arbeit zufrieden. Der Anfang sei aufgrund der Corona-Pandemie sehr schwierig gewesen, das Projekt "darf ruhig noch bekannter werden", sagt das CSU-Mitglied.

    Der Bürgermeister berichtet über positive Fortschritte

    Die Forderungen nach einem besseren Angebot für Pflegebedürftige kann er sehr gut nachvollziehen, doch kurzfristige Lösungen, wie es ein Kommentar einfordert, seien nicht möglich. "Das ist Wunschdenken." Dennoch kann der Bürgermeister über positive Fortschritte berichten: "In der Gemeinderatssitzung am 8. November, stellt sich der künftige Betreiber des Pflegeheims in Egling vor." Auch Gespräche mit Grundstückseigentümern habe Holzer bereits führen können. Mittelfristig können die Menschen im nördlichen Landkreis von einer Seniorenwohnanlage mit 100 Pflegeplätzen sowie 60 Plätzen für betreutes Wohnen profitieren. "Für eine kleine Gemeinde wie unsere, ist das ein Kraftakt", sagt der Eglinger Bürgermeister.

    Auch den Wunsch nach einer besseren ärztlichen Versorgung teilt er mit den Menschen, die an der Umfrage teilgenommen haben. Denn Eglings Hausarzt wechselte nach Prittriching. Für die kassenärztliche Vereinigung, die über den Bedarf bestimmt, handelt es sich anscheinend um das gleiche Gebiet. Ob in Egling überhaupt eine neue Praxis eröffnen darf, ist damit fraglich. Für die Menschen in Egling höchst ärgerlich, schließlich gebe es keine direkte Busanbindung zur Arztpraxis, betont Holzer, der deshalb einen Termin mit Gesundheitsexperten der CSU im Landtag ausgemacht hat. Mit einem Pflegeheim und einer Arztpraxis wird sich die Lage in Egling zukünftig verbessern, ist er sich sicher.

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