Benedikt Freiherr von Perfall untertreibt vielleicht ein wenig, wenn er von einem "Zugang zum Haus" spricht. Zum einen meint er eine Brücke, zum anderen das Schloss, das seiner Familie seit inzwischen 546 Jahren gehört. Wäre es nur ein normales Haus und ein normaler Hauseingang wäre dieser Tage auch nicht Axel Hofstadt von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit einem symbolischen 30.000-Euro-Scheck nach Greifenberg gekommen. Das Geld fließt in die Instandsetzung des Hauszugangs oder besser gesagt der Schlossbrücke, die Teil des großen Denkmalkomplexes von Schloss Greifenberg ist.
Die gut 20 Meter lange Brücke, die den Schlossgraben überspannt, hat eine interessante Baugeschichte. Die Basis bilden ältere ziegelgemauerte Pfeiler. Sie wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet, als das Schloss, nachdem es 1760 großteils abgebrannt war, in seiner bis heute erhaltenen barocken Form errichtet wurde.

In den Jahren um 1900 wurde die Brücke mit elegant flachgespannten Segmentbögen aus Beton teilerneuert, die zu den frühen Betonbogenkonstruktionen in Bayern gehören. Als historische Schlossbrücke kommt ihr als Bestandteil des Schlosses aufgrund ihrer geschichtlichen und konstruktionsgeschichtlichen Bedeutung Denkmaleigenschaft zu, informiert dazu die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Axel Hofstadt, der Leiter des Ortskuratoriums München der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, sprach von einer "tollen Mischung" aus alter Substanz und dem damaligen modernen Baustoff Beton.
Frost und Feuchtigkeit nagen an der Substanz der Schlossbrücke in Greifenberg
Der heutige Brückenüberbau besteht aus einer aus unbewehrtem Beton hergestellten Dreifeld-Bogenbrücke. Die Bögen sind zwischen 25 Zentimeter in der Feldmitte und 75 Zentimeter über den drei Meter hohen Pfeilern dick. Der erste Bogen hat ein massives, vermutlich flach gegründetes Widerlager aus unbewehrtem Beton. Die weiteren Bögen lagern auf mit Vollziegeln hergestellten Pfeilern. Die horizontalen Auflagerkräfte des letzten Bogens auf der Seite des Schlosses werden über eine angrenzende Bodenplatte im Bereich der Schlosszufahrt abgetragen. Durch die fehlende Bewehrung sind die Bögen zur Aufnahme von Zugkräften nicht geeignet.

Weit über 100 Jahre nach der Teilerneuerung wies das Bauwerk allerdings zuletzt massive Schäden auf. Frost und Feuchtigkeit hatten es instabil gemacht. Die jetzt begonnene Sanierung zielt darauf ab, möglichst viel vorhandene Materialsubstanz zu erhalten. Deswegen wird auf die vorhandene Betonkonstruktion eine 20 Zentimeter dicke Stahlbetonauflage gelegt, die die historische Substanz gleichsam wie ein Dach schützt. Außerdem werden im Rahmen der Sanierung das frühere Eisengeländer und die Betonbrüstung in der Form wiederhergestellt, wie sie zur Zeit der letztmaligen Brückenerneuerung ausgesehen haben, bevor in den 1970er-Jahren ein Holzgeländer errichtet wurde.
Der Greifenberger Schlossbesitzer lobt die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz
Neben der Deutschen Stiftung Denkmalschutz werde die Brückensanierung auch vom Landesamt für Denkmalpflege, dem Bezirk und einer Landesstiftung gefördert, berichtet Benedikt Freiherr von Perfall weiter. Wer den Denkmalschutz einbinde, sagt der Bauherr, werde von dieser Seite auf eine große Bereitschaft zu helfen stoßen. Eine wichtige Einnahmequelle für den Zuschussgeber Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist die Lotterie Glücksspirale, die hierfür bundesweit jährlich rund 16 Millionen Euro bereitstellt.
Wie viel Geld das Vorhaben insgesamt erfordert, will der Schlossbesitzer nicht so genau sagen. Liegt man etwa mit den Baukosten für ein Einfamilienhaus richtig? Es komme auch ein wenig auf die Art des Hauses an, meint von Perfall vieldeutig. Nach zwei Jahren Planung und Absprachen sei man vom Rückbau inzwischen in die Phase des Neuaufbaus gekommen, bis Juli werde die Brücke erneuert sein. Die Brücke ist nur ein kleiner Teil der denkmalgeschützten Anlage mit Schloss und Schlosskapelle, Remisen, Stallungen, Bedienstetenhäusern, Verwaltergebäude, einem steinernen Richterstuhl von 1442 und einem Pavillon aus dem 19. Jahrhundert. "Es ist ein großes Vergnügen, das alles zu erhalten und zu bespielen", sagt dazu Benedikt von Perfall, auf dessen Gelände auch alljährlich der Greifenberger Adventsmarkt stattfindet.